East | Edith Pattou | HMH Books for Young Readers | Englisch | Paperback | ca. 8€ | Kaufen?
So when an enormous white bear shows up one cold autumn evening and asks teenage Rose to come away with it-- in exchange for health and prosperity for her ailing family-- she readily agrees.
Rose travels on the bear's broad back to a distant and empty castle, where she is nightly joined by a mysterious stranger. In discovering his identity, she loses her heart-- and finds her purpose-- and realizes her journey has only just begun.
Manchmal, da wartet man Monatelang auf ein Buch, hat es seit
Jahren auf der Wunschliste und wird durch jede Rezension und jeden Hype weiter
gepusht, endlich dieses Buch zu lesen. Und manchmal, da findet man still und
heimlich Bücher, die niemand so richtig kennt, die schon 10 Jahre und länger
auf dem Buchmarkt herumirren, und die in sich etwas tragen, was viele gehypte
Bücher immer noch suchen: Die Kraft, den Leser zu begeistern. Und manchmal
braucht man einfach nur eine liebe Oma, die das Cover schön findet, und einem
das Buch zum Geburtstag schenkt, um genau diese Bücher zu finden. In diesem
Sinne beginne ich meine kleine Liebeserklärung an „East“.
East hatte ich gar nicht auf meinem Bücherschirm, meiner
imaginären Leseliste, die gespickt ist von Hypes und Klassikern, Bücher, die
jeder schon gelesen hat oder lesen will. Und Bücher, wie East fehlen auf
diesen. Kleine, unbekannte Bücher, die aber genau das enthalten, wonach man
sucht.
Habt ihr jemals von dem Märchen „East of the sun, west of
the moon gehört“? Ich selbst bin schon fast beschämt, ein Märchen mit einem so
schönen Titel nicht zu können. Und auch die Geschichte darum scheint wunderbar
zu sein, denn wenn mir die Nacherzählung schon so gut gefallen hat, wie wird
mir dann erst das Original gefallen? Hinter diesem mystischen, wunderschönen
Titel verbirgt sich eine Art norwegisches Die Schöne und das Biest, das aber so
viel mehr zu bieten hat, als ein schönes Mädchen, dass ein Monster von seinem
Fluch befreit.
In East finden wir eine kleine Familie, mit einer
abergläubischen Mutter, die in einer Welt, wo der Charakter eines Menschen
durch seine Geburtsrichtung beeinflusst wird, in der Sagen und Märchen verwoben
mit der Realität in den heiseren flüstern der Bäume leben, wo in einer Welt aus
Eis und Schnee, bunte Geschichten dir Wärme geben, wo Windrosen und alte Karten
noch deinen Weg bestimmen, Prophezeiung und Magie deinen Weg kreuzen werden, wo
magische Kleider und verborgene Schlösser hinter verzauberten Fenstern darauf
warten, erkundet zu werden, in dieser Welt leben die 7 Kinder einer armen
Bauersfamilie.
Das letzte dieser sieben Kinder ist Rose, ein Mädchen, dass
mit der Geburtsrichtung Norden und Wanderschuhen als erstes Geschenk ganz im
Gegensatz zu ihren Geschwistern keine leise und brave Seele ist, aber mit dem
Nordwind läuft und immer das Bedürfnis verspürt, zu reisen. Die sich von
Kompassen leiten lässt und davon träumt, die Welt zu erkunden. Und als ihre
Schwester Sara krank wird, ihre Familie ins Unglück fällt, und nur sie ihnen
helfen kann, wenn sie sich entscheidet, mit einem geheimnisvollen, sprechenden
Bären in den Norden zu gehen, scheint dieser Traum tragische Wirklichkeit zu
werden. Denn gegen den Willen ihrer Familie begibt sich Rose auf die Reise mit
dem weißen Bären, nicht ahnend, was für eine Reise sie erst noch erwartet…
Die Geschichte spielt im 16. Jahrhundert und wird damit
nicht zu einen dieser Märchen, die weit weg von der Realität scheinen, sondern
gleichermaßen nah und fern. Wir kennen die Welt im 16. Jahrhundert, mit all
ihren alten Sprachen und Bräuchen, den Wäldern und dem ewigen Winter im Norden,
den Häfen und Schiffshandel, und natürlich den Aberglaube. Ich fand es
wunderbar, wie sehr dieses Märchen mehr wie eine alte Geschichte erschien, die
man auf den Dachboden findet, wo man vorsichtig den Staub runterpustet, zögernd
die vergilbten Seiten betrachtet, und dann zu lesen beginnt.
Denn auch der herrlich poetische Schreibstil lullt einen
sofort ein, wie eine warme Decke, am Feuer an Weihnachten. Er zaubert
sprachliche Bilder, und er haucht dieser Geschichte leben ein. Und das
fantastische war, auch, wenn ich im Gegensatz zu vielen anderen Märchen diesem
eben nicht als Kind gelauscht habe, so habe ich doch meine Kindheit in diesem
Buch wiedergefunden. Narnia, und Weihnachten, die Schneekönigin und die Schöne
und das Biest. Ich habe förmlich die Glocken der Rentiere hören können, den
eisigen Winterwind fühlen können, habe den Schnee fallen gehört und Eis unter
meinen Zehen gespürt. Ich habe gebrannte Äpfel in der Luft gerochen, und eine von
innen heraus strahlende Wärme gespürt.
Und ich habe mich selbst in den Charakteren wiedergefunden.
In Rose, die ihre Familie zwar liebt, die aber trotzdem spürt, dass sie in die
ferne gehört. Roses Fernweh, ihr Bedürfnis, zu reisen, hat mich einfach so sehr
an mich selbst erinnert. Und auch sonst habe ich Rose einfach liebgewonnen. Für
ihre Sturheit, ihren unendlichen Glauben an sich selbst, ihr Wille, tausende
Kilometer in Eis und Schnee zurückzulegen, und ihre Dickköpfigkeit, ihre Fehler
wieder gut zu machen. Ihr Lachen, wenn sie sich selbst eingesteht, dass sie
nicht in Ballkleider passt, sondern sich in simplen grauen Kleidern wohler
fühlt, ihr Bestreben, unbedingt Flöte spielen zu lernen, und ihr großes Herz,
ihrer Familie alles zu verzeihen, und trotzdem nicht naiv zu sein. Rose hat
ihre Fehler und Ecken und Kanten, aber genau dadurch schließt der Leser sie so
unendlich ins Herz.
Was die Story angeht, da trennen sich die Geister, denn diese
ist ganz besonders, besonders geschrieben, besonders erzählt, und besonders
berührend. Aber eine Geschichte, die mit derartig viel Poesie, schönen
Beschreibungen und langen Handlungsstränge erzählt wird, braucht auch Zeit. Die
Zeiten fliegen eben nicht so dahin, und man muss schon Zeit in diese Geschichte
investieren. Aber wer damit leben kann, einem Bauch Zeit und Raum zu geben, der
wird nach und nach eine zarte Blüte von einer Geschichte erleben, die sich mehr
und mehr entfaltet und am Ende einen mit einer wundervollen Geschichte belohnt,
die einen verzaubert und von innen erwärmt zurücklässt.
In East finden wir keinen gehypten Pageturner, sondern eine
sehr ruhige und manchmal sogar fast schon langesame Geschichte, die wie eine
zarte Blüte im Frühling viel Zeit und Raum braucht, um sich zu entfalten, und
wer ihr die Chance gibt, wird am Ende mit einer großen, leuchtenden Blume
belohnt, die einen mit Magie und Wärme verzaubert. Denn wir haben hier eine
Geschichte, nicht gemacht aus Tinte und Papier, sondern aus fein gewobenen
Worten, die wie Schneefall auf die Seiten geglitten sind, aus Satzzeichen aus
Eis und Buchstaben aus Nordwinter. Geschwungen aus Magie und Geschrieben mit
viel Wärme erschafft die Autorin eine Geschichte, die einen an Abende vor dem
Kaminfeuer erinnert, an denen man den heulen des Windes gespannt beim Erzählen
seiner Geschichte lauscht. Ein Buch, das ich vollkommen unterschätzt hatte, und
das mich doch so überzeugen konnte. Unbedingt lesen, vor allem jetzt in der
Weihnachtszeit. Ich vergebe 5 Sterne.
Das Buch steht seit wenigen Wochen auf meiner Wunschliste und ich glaube, ich werde es irgendwann im Winter lesen :) Manchmal sind es die ruhigen Geschichten, die es schaffen, am meisten zu verzaubern.
AntwortenLöschenLG und ein schönes Wochenende ♥ Nicole