Hallo ihr Lieben! In letzter Zeit kommt es mir so vor, als wäre die Bücherwelt ein bisschen im Umbruch. Blogger, Booktuber, Bokkstagrammer und Leseratten, die ich kenne, denen ich folge, deren Content ich lese, sehe oder höre, viele von ihnen erklären: YA ist mein Zuhause, aber ich möchte aufbrechen, zu neuen Ufern, neues ausprobieren, neue Dinge lesenlernen und Autoren treffen, die ich sonst niemals entdeckt hätte. Man möchte nicht mehr über Liebesdreiecke und weinerische Protagonistinnen lesen, man möchte Diversity, man möchte komplexe Romane mit erwachsenen Charakteren und neuen Themen. Kurzum: Man möchte sich neuen Genres zuwenden.
Bis zu einem Gewissen Punkt geht es mir auch so. Ich kann mich mit YA Büchern nicht identifizieren, weder mit der Story, noch den Personen, auch mich nerven Liebesdreiecke und weibliche "Heldinnen", die anscheinend noch nie etwas von Emanzipation gehört haben. Aber für mich war YA nie etwas, was ich gelesen habe, weil ich mich so gut damit identifizieren kann, weil ich in dem selben Alter bin und mich so verstanden fühle. Ich lese YA und Bücher, weil mich ihre Themen faszinieren, die Geschichten, die sie erzählen wollen, die Charaktere, mit denen wir reisen werden. Und lange Zeit war es eben so, dass YA mir eine große Bandbreite an verschiedenen faszinierenden Geschichten geben konnte, sei es Fantasy, Dystopien oder sogar mein wenig geliebtes Genre Contemporary. Aber auch ich spüre, dass viele Jugendbuchromane es einfach nicht schaffen, sie vom Schema X zu lösen, lese immer öfter Geschichten, die mir seltsam vertraut vorkommen und merke, dass mich dass alles andere als fasziniert. Ich möchte wieder Bücher lese, bei denen ich gespannt von Seite zu Seite husche, bei denen ich komplexe Handlungen habe, spezielle, verrückte, einzigartige Charaktere und Themen, über die ich so nie nachgedacht hätte. Ich möchte Abwechslung, heute über Genetik lesen, morgen über Feminismus, übermorgen aber auch mal wieder historische Fantasy und danach vielleicht noch einen Roman, der im zweiten Weltkrieg spielt. Und obwohl YA in vielen Fällen immer noch gute Bücher bringt, zu vielen verschiedenen Themen, und ich auch nicht aufhören werde, YA zu lesen, so merke ich: Es ist nicht genug. Ich möchte mehr, neue Wege, neue Idee, wieder in neue Genres eintauchen, wo alles für mich neu wirkt, weil ich Schema F noch gar nicht kenne. Und dazu muss ich aus der YA Blase austreten, neue Genres erforschen, und aus meiner comfort zone mich schälen, denn dort wo diese endet, beginnt das Leserlebnis!
Deswegen probieren ich nun immer mal wieder aus, steuere im Buchladen nicht schnurstracks auf die YA Abteilung, sondern lasse mich treiben, schaue mir Bücher an, die ich sonst liegengelassen hätte, und lese Bücher, die ich sonst niemals auch nur angesehen hätte. Und es macht mir Spaß. Ich schöpfe endlich die große Vielfalt an Themen und Stories aus, die es eben in unserer Bücherwelt gibt, und weiß trotzdem: Ich habe noch lange nicht alles ausprobiert! Ich möchte in Zukunft noch mehr aus meiner comfort zone austreten, Bücher lesen, die vielleicht ganz anders sind als das, was ich sonst so lese. Und weil es vielen anderen auch so geht, dachte ich, ich stell euch mal in Kuecki Recommends, eine Kategorie, die ich schon lange nicht mehr mit Leben gefüllt habe, ein paar Bücher vor, die zwar nicht ganz anders sind, als das gewohnte YA, aber mir geholfen haben, eine Brücke zu anderen Genres zu finden. Sozusagen Bücher, in die man wie ein Schiffe einsteigen kann, und die einen langsam von der gewohnten Küste an die nächste, unbekannte tragen, ohne einen gleich ins kalte was zu schmeißen.
Der Nachtzirkus by Erin Morgenstern
Hier muss ich ehrlich zugeben, dass ich nicht mal hundertprozentig weiß, ob es nun YA oder Adult ist, aber ich glaube genau deswegen passt diese Buch so gut in diese Kategorie, weil es irgendwie beides ist. Der Nachtzirkus gehört zu meinen absoluten Lieblingsbücher! Was vor allem daran liegt, dass dieses Buch einen einfach bewusst macht, was geschriebene Zeilen auf Papier bewirken können: Sie können dich verzaubern, dich in eine andere Welt tragen, dich in den Nachtzirkus einladen und die mit allen Sinnen an der Vorstellung teilnehmen lassen: Du riechst den Duft des Zirkuses, das frisch gemacht Popcorn, du hörst die atmosphärische Musik, das Knistern und Rascheln der Leute, und am ganzen Körper spürst du den Zirkus, die Aufregung, die Magie. Das macht dieses Buch zu einem ganz besonderen Erlebnis, das sich definitiv abhebt!
The Crane Wife by Patrick Ness
Zu diesem Buch habe ich nie eine Rezension geschrieben, einfach, weil es sich anfühlt, als wäre es nicht richtig, dieses Buch zu bewerten. Denn dieses Buch erzählt von 40 Jahre alten Beziehungen, von Menschen mit erwachsenen Kindern, von Seelen, die schon viel länger auf dieser Erde gewandelt sind, als ich. Das Buch erzählt von gescheiterten Beziehungen und schwierigen Jahren, von erwachsenen Themen, die ich mit meinen gerade mal 17 Jahren vielleicht noch einfach nicht verstehen kann. Irgendwann vielleicht einmal, mit mehr Erfahrung. Trotzdem ist es eine wunderschöne Geschichte, in der Ness zeigt, dass er auch stille, magische Geschichten schreiben kann, die ans Herz gehen und bewegen.
The Girl in the Road by Monica Byrne
Dieses Buch ist wirklich ein sehr erwachsenes Buch, das viele Themen behandelt, die schon an Herz und Nieren gehen: Vergewaltigungen, Kindesmissbrauch, Auftragsmord und viele andere Unmenschlichkeiten, die ich stellenweise sehr hart zu verdauen fand. Nichtsdestotrotz ist es eines dieser Bücher, die einen nicht mehr aus den Kopf gehen. Es ist stellenweise verwirrend, man hat das Gefühl, nicht immer alles komplett zu verstehen, aber je mehr man darüber nachdenkt, desto klarer wird es. Besonders in politischer Richtung bietet das Buch viel Diskussionsstoff und eine interessante Perspektive, etwas, was mir vor allen in YA Dystopien dann doch oft fehlt.
All the Bird in the Sky by Charlie Jane Anders
Dieses Buch habe gerade erst letzten Monat gelesen, und dennoch hat sich schon zu einem meiner Lieblingsbücher gemausert. Das Buch ist sehr spezielle, es ist anders, traut sich, skurill zu sein, wagt es, seltsam zu wirken. Und es vielleicht genau deswegen so brilliant! Als Kind des Magical Realism Genres macht es seiner Herkunft alle Ehre und traut sich außerdem, über die Grenzen einer einfachen Altergruppe hinauszugehen. Wir haben Middle Grade, YA und Adult verwoben in einen vielschichtigen Roman, der in einer magisch-realistischen Manie vom Untergang der Welt erzählt.
The Girl with all the Gifts by M. R. Carey
Wie ihr schon bemerkt hat, habe ich mich größtenteils erst einmal an erwachsenen Dystopien/Apokalypsen Romanen ausprobiert. In Jugendbüchern fehlt es mir bei diesen oftmals an Tiefe, an Diskussionsstoff, an provozierenden Themen und Nachhallwirkung. Dieses finde ich dafür umso öfter in erwachsenen Weltuntergangsromanen, die sich trauen, Tabus anzusprechen und extreme Szenarien zu schildern. So ist auch dieses Buch nichts für schwache Nerven, des es fliegen Organe durch die Gegend, es wird geflucht wie auf See und sowohl physische als auch psychische Gewalt veranschaulicht. Und trotzdem aus der Sicht eines Kindes erzählt, das Freude am Lesen und Hoffnung in den Menschen findet. Dadurch entsteht ein zwar stellenweise wirklich brutales, aber dennoch sehr bewegendes, spannendes und nachklingendes Gesamtbild, dass sicherlich auch einen guten (Zombie-)Film abgeben würde.
Sooo ihr Lieben, das war's dann auch schon wieder. Vielleicht geht es euch ja genauso wie mir, und ihr möchtet endlich von eurem Tellerand springen, um zu neuen Ufern aufzubrechen, Schiffe besteigen, um in unbekannte Länder zu reisen. Und vielleicht habt ihr ja hier das eine oder andere Buch gefunden, das euch die Überfahrt in ein neues Genre leichter macht. Auf jeden Fall würde ich mich freuen, wenn ihr mir vielleicht erzählt, wie ihr zu YA steht.
Geht es euch bezüglich YA genauso wie mir? Welches Genre lest ihr besonders gerne? Und welche Bücher fernab von Ya könnt ihr mir empfehlen?
Hallo Kücki,
AntwortenLöschenvielen Dank für die tollen Empfehlungen. Vieles bekomme ich ja schon immer von dir mit aber da waren ja doch einige Bücher dabei, von denen du mir (noch) nicht berichtet hast. Sehr hat mich aber gefreut, dass du Die Brücke dazu gepackt hast. Dieses Buch hat mich wirklich mitgenommen und ich weiß noch, wie wir ganz sprachlos darüber gesprochen haben und das gelesene erst einmal verarbeiten mussten.
Liebst,
Jule♥
Mir sind die Posts, in denen Blogger über ihre neu aufkommende Abneigung gegenüber YA sprechen, auch schon aufgefallen.
AntwortenLöschenIch muss aber sagen, dass dein Post der Erste ist, der einen wichtigen Punkt benennt, den ich bei vielen anderen Posts vermisse: YA ist nicht gleich YA.
Es gibt wirklich gute YA Romane, die auch Tiefgang besitzen und ohne Instalove oder Dreiecksgedöns auskommen (auch wenn es schwer ist, solche Romane zu finden). Das vergessen viele, weil sie nur die breite Masse sehen, in denen leider viel zu oft zu solchen Mitteln gegriffen wird. Oder, wie du es ausgedrückt hast, die es nicht schaffen, sich von Schema X zu lösen.
Ich denke, es ist wie mit vielen Dingen im Leben: Die gute Mischung macht's. Und nur weil man gerade das Gefühl hat, YA-Romanen überdrüssig zu sein, kann es sein, dass man in fünf Jahren genau diese Art von Büchern braucht, weil man die Leichtigkeit vermisst.
Liebe Grüße,
Sarah
Wow ein wirklicher toller BEitrag, ich finde es gut, dass du nicht nur im YA-Genre schnüffelst sondern dich eben treiben lässt, man entdeckt dadurch so viel tolles und neues ;)! Von deinen Empfehlungen kenne ich nur den Nachtzirkus und der ist bereits auf meinem SuB, ich sollte ihn also unbedingt mal lesen :)!
AntwortenLöschenLG Piglet ♥
Oh Kücki, diese Idee finde ich großartig! ♥
AntwortenLöschenIch habe ja selbst vor nicht allzu langer Zeit einen Post dazu veröffentlicht, dass ich die Jugendbuchwelt langsam verlasse und somit verstehe ich ganz genau, was du meinst und mir kommen deine Empfehlungen gerade richtig :)
Von Patrick Ness habe ich noch "More than this" momentan auf dem SuB (bzw. ich hab's sogar mal angefangen...), das zählt aber, würde ich sagen, noch zu YA. Aber ich werde mir den von dir vorgestellten Roman auch mal anschauen ;)
Ich bin mir gerade gar nicht sicher, ob ich deine Rezension zu "All the birds in the sky" kommentiert oder nur am Handy gelesen habe. Auf jeden Fall - auch wenn das Buch absolut nicht in mein Genre passt - irgendwie spricht es mich total an :D Hoffentlich lese ich es tatsächlich irgendwann mal :)
Liebe Grüße
Chrisi