Montag, 5. September 2016

|Rezension| "The 100" von Kass Morgan

The 100 | Kass Morgan | Little Brown | Englisch | eBook | ca. 1€ | Kaufen?
  
Ever since a devastating nuclear war, humanity has lived on spaceships far above Earth's radioactive surface. Now, one hundred juvenile delinquents -- considered expendable by society -- are being sent on a dangerous mission: to recolonize the planet. It could be their second chance at life...or it could be a suicide mission.

CLARKE was arrested for treason, though she's haunted by the memory of what she really did. WELLS, the chancellor's son, came to Earth for the girl he loves -- but will she ever forgive him? Reckless BELLAMY fought his way onto the transport pod to protect his sister, the other half of the only pair of siblings in the universe. And GLASS managed to escape back onto the ship, only to find that life there is just as dangerous as she feared it would be on Earth.

Confronted with a savage land and haunted by secrets from their pasts, the hundred must fight to survive. They were never meant to be heroes, but they may be mankind's last hope.

 
Haha, das ist wahrscheinlich der klischeehafteste Song den ich hätte raussuchen können, aber irgendwie hat er so gut gepasst, ich konnte einfach nicht wiederstehen :D

 
Manchmal, da passt es einfach, und egal, wie man eine Geschichte erzählt: Ob auf Kinoleinwänden oder Papierseiten, in Episoden oder Kapiteln: Es passt einfach immer und die Geschichte brilliert einfach in jeder Form, nimmt dich mit und macht Sinn. Das sind aber seltene Fälle. In vielen Fällen merkt man einfach: Das Buch hat der Geschichte mehr Tiefe gegeben, im Film kam die Spannung besser rüber, die Serie kann das viel besser verpacken, und meistens ist man denn enttäuscht, wenn das dazugehörige andere Medium nicht mit dem Liebling mithalten kann. So geht es mir mit The 100. Ich mag die Serie eigentlich echt gerne, finde sie spannend und schockierend und definitiv unterhaltsam, vielleicht nichts, was unendlich in die Tiefe geht, aber was Spaß macht und unterhält. Als ich hörte, dass es Bücher zu der Serie geben sollte, habe ich gehofft, in diesen Büchern mehr Tiefe zu finden, ein bisschen mehr Hintergrundwissen, aber vor allem auch denselben Spannungs- und Unterhaltungsgrad. 


Das Grundkonzept der Geschichte ist, dass die Erde seit hunderten von Jahren nicht bewohnt wird, radioaktive Strahlung und andere Faktoren haben die Menschen vertrieben und das Leben unmöglich gemacht. Seitdem leben die Menschen in einer Raumstation, unterteilt in mehrere Raumschiffe, in Klasse nach Gehalt. In diesem kleinen Fluchtort herrschen strenge Regeln, und so ist es kein Wunder, dass es mehr als genug kriminelle Teenager gibt, die in den Gefängniszellen der Station auf ihren Tod warten. Bis 100 von ihnen stattdessen ausgewählt werden, die ersten Menschen zu sein, die nach 300 Jahren auf die Erde zurückkehren…um zu schauen, ob sie wieder bewohnbar ist.

Zu allererst wird jeder erkennen müssen, dass das Buch komplett anders ist als die Serie, beides hängt zwar zusammen, aber unterscheiden sich doch recht gravierend, finde ich jedenfalls. Das sollte man wissen, damit man nicht mit falschen Erwartungen an das Buch rangeht.


Die Story hat es auch in Papierform ein zweites Mal geschafft, mich zu packen, mich mitzunehmen und vor allem mitzureißen. Wir haben es hier mit einer unglaublich aktiven, pulsierenden Story zu tun, die schnell und spannend erzählt ist, was vor allem auch daran liegt, dass sie aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Diese sorgen auch dafür, dass die Story mehrsträngig wirkt, komplexer, dass sich Handlung entwickeln, die sich überschneiden und vernetzen und verwebe. All diese Faktoren sorgen dafür, dass man atemlos durch die Story läuft, und egal, an welcher Ecke man stehen bleibt, immer wieder neue Entdeckungen macht. Die Story ist praktisch gepflastert mit Plottwist, viele davon so überraschen und „spontan“, das man sie wirklich weiß Gott nicht hätte erraten können. Manchmal wirken sie dadurch, dass es so viele sind und derart überraschend, fast schon zu konstruiert, zu „random“ und gewürfelt, was aber nicht davon abbringt, dass sie ihren Zweck erfüllen und den Leser bis ins Knochenmark schocken können.

Eine derart spannende, vielseitige und immer wieder schockierende Story ist idealer Stoff für eine Serie, die mit jeder Folge die Möglichkeit hat, wieder etwas neues zu bieten, den Zuschauer mitzunehmen und ihn zu unterhalten, ihn mit Spannung und Schock an den Bildschirm zu fesseln. Bei dem Buch wird nun versucht, eine ähnliche Strategie anzuwenden, um den Leser zu fest in das Netz aus Handlungen zu weben, dass er unmöglich aufhören kann, zu lesen. Was aber durch diese schnell und Fülle an Story verloren geht, ist die Tiefe. Die Story ist spannend, ja schockierend sogar, aber sie ist sehr oberflächlich. Kaum irgendetwas kann wirklich vertieft werden, man hat das Gefühl, man rast durch die Kapitel, ohne wirklich viel aus ihnen mitzunehmen. Wir sehen zu wenig von der Welt, bekommen nur notwendige Informationen, Details gibt es kaum welche und insgesamt wirkt alles einfach zu flach und zweidimensional, wie eine Papierwelt durch die wir so schnell laufen, dass wir nicht merken, dass es gar keine richtigen Häuser sind, die uns umgeben.


Diese Oberflächlichkeit greift auch auf die Charaktere über. Einerseits haben wir so viele Charaktere, die in verschiedenen Perspektiven ihre Story erzählen, die eine Menge unterschiedlicher Meinungen und Geschichten präsentieren und die Geschichte dadurch vielseitiger und spannender machen. Aber sie alle bleiben sie zu blass, sind nur hektisch und fast schon stereotyp charakterisiert und schaffen es nicht, auf dem Papier zum Leben zu erwachen. Dabei haben sie alle so viel Potenzial, mit jeder einzelnen Story hätte man ein ganzes Buch für sich füllen können.

Und vielleicht ist genau dass das Problem: Die Autorin möchte mit der Serie mithalten, und möglichst vielen Charakteren und Geschichten Raum geben, aber es wirkt einfach, als hätte sie sich hoffnungslos übernommen, es werden zu viele Themen angeschnitten und zu viele Personen vorgestellt, aber nichts hat die Chance, über Stereotype und standardisierte Beschreibungen hinauszugehen und an Tiefe zu gewinnen, was die an sich eigentlich gut konstruierte Story mit ihren vielen Personen und Blickwinkel hoffnungslos blass und lose erscheinen lässt.
Dazu kommt, dass das Buch wortwörtlich wie eine Teenieshow scheint, und eher platte Dialoge und kindisches, überzogenes Verhalten der Charaktere liefert. Alles wirkt so sehr nach Schema X, irgendwie lieblos und nicht so richtig in Harmonie.


Dennoch muss ich sagen macht auch das Buch absolut süchtig, liest sich schnell in einem Rutsch durch und ist unglaublich spannend. Besonders das Ende hat es nochmal in sich, mit seinen vielen tausend Cliffhangern, und verstärkt den Suchtfaktor und den Wunsch, weiterzulesen, wenn man auch weiß, dass das Buch an sich nicht wirklich der Renner war.

Insgesamt bestätigt dieses Buch leider die These, dass eine Geschichte, weil sie als Serie auf dem Fernsehbildschirm überzeugt, noch lange nicht auch eine gute Story aus Tinte und Papier machen muss. Denn so gerne ich die Serie auch mag, dass Buch hat zu viele Schwachstellen, denn auch wenn es mit einer sehr schnellen, spannenden und schockierenden Story aufwartet und einen durch viele Plottwists und verschiedene Perspektiven quasi dazu zwingt, dass Buch in einem Rutsch durchzulesen, so führen diese positiven Aspekte auch dazu, dass das Buch unglaublich oberflächlich bleibt und mit blassen Charakteren eine eher flache Story erzählt, die zwar einen gewissen Suchtfaktor hat, aber auf die Dauer nicht das Leserherz erfüllt, und mich hat entscheiden lassen, bei der Serie zu bleiben. Ich vergebe 2,5 Sterne, dich ich auf 3 aufrunde.
 

 

1 Kommentar:

  1. Huhu!

    Nachdem letztes Jahr die Serie ja in aller Munde war und ich immer wieder Messedisplays in den Buchhandlungen mit dem Cover gesehen hatte, hatte ich mir das Buch gewünscht und bekam es beim Wichteln geschenkt :). Auch Auf Englisch so wie du, mein Vorteil war aber, die Serie nicht zu kennen (Tue ich bis heute nicht).

    Hatte zwar mal angefangen, die Pilotfolge zu gucken, konnte mich aber überhaupt nicht begeistern, ich fand den Anfang weder spannend noch sonst wie interessant (Abgesehen davon dass für meinen Geschmack viel zu viele Modeltypen mitspielen, ich kann so viele Klischees auf einem Haufen einfach nicht mehr sehen). Daher konnte ich das Buch relativ wertfrei lesen, weil ich keine Vergleiche ziehen konnte.

    Ich gebe dir in einigen Dingen aber trotzdem recht, das Szenario fand ich spannend, aber für meinen Geschmack konnte sich die Autorin nicht entscheiden, ob sie jetzt eine Liebesgeschichte oder Science-Fiction-Geschichte schreiben wollte ... Was letztendlich weder die Fans des einen noch des anderen Genres wirklich begeistert, hab ich in meinem Umfeld bemerkt.

    Liebe Grüße
    Luna

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