Sonntag, 6. Dezember 2015

|Rezension| "Six of Crows" von Leigh Bardugo

Six of Crows | Leigh Bardugo | Henry Holt | Englisch | Hardcover | ca. 14€ | Kaufen?
  
Ketterdam: a bustling hub of international trade where anything can be had for the right price—and no one knows that better than criminal prodigy Kaz Brekker. Kaz is offered a chance at a deadly heist that could make him rich beyond his wildest dreams. But he can't pull it off alone...

A convict with a thirst for revenge.

A sharpshooter who can't walk away from a wager.

A runaway with a privileged past.

A spy known as the Wraith.

A Heartrender using her magic to survive the slums.

A thief with a gift for unlikely escapes.


Kaz's crew are the only ones who might stand between the world and destruction—if they don't kill each other first.

 
Ich liebe die Jungs von Imagine Dragons einfach, dafür, dass sie mir immer wieder die Beste Musik zu Büchern geben :D

 
Es scheint momentan ein kleiner Trend geworden zu sein, Autoren fällt es zunehmenden schwerer, sich von ihren kreierten Welten ihrer Bestseller zu trennen, sie entwickeln Muttergefühle und wollen den Teenager nicht ausziehen lassen. Es wird sich festgekrallt und das Kind gezwungen, noch ein paar Jahre zu bleiben. Wie das dabei in die Hose gehen kann haben wir schon bei verschiedenen Autoren gesehen. Deswegen war ich ziemlich ängstlich, was Six of Crows geht. Zum einen habe ich mich irrsinnig gefreut zu hören, dass es einen weiteren Roman geben sollte, der in meinem geliebten Ravka spielt, einer Welt, die ich in den Grischa Roman kennen und lieben gelernt habe. Aber was würde passieren? Nur ein billiger Abklatsch? Eine langweilige Story? Pusteblume, denn Leigh Bardugo hat mir gezeigt: Sie keiner neuen Welt zuzuwenden muss nicht heißen, seine Originalität aufzugeben. 



In Six of Crows geht es um sechs mehr oder weniger kriminelle junge Erwachsene, die in Ketterdam leben, einer Stadt in Kerch. Sie alle kommen mit mehr oder weniger legalen Geschäften durch den Tag, haben mit ihrer Vergangenheit und ihren Gefühlen zutun, und vor allem das liebe Geld bereitet ihnen Sorgen. Als dann Kaz, der Anführer einer Straßengang den Auftrag bekommt, für eine Menge Geld etwas fast unmögliches zutun, müssen die sechs unterschiedlichen Leute sich zusammenreißen, um alle das zu bekommen, was sie sich am meisten wünschen…


Ich hatte keine Ahnung, worum es in Six of Crows gehen sollte, außer dem Fakt, dass es in der Grischa Welt spielt. Und ich muss sagen, zuerst schien mir die Story ziemlich langweilig. Ja, sechs Diebe, die so eine Aufgabe erfüllen müssen…und irgendwie hat mir diese simple Story fast schon die Lust am beginnen genommen. Als ich es dann doch endlich begonnen habe, habe ich mich wirklich gefragt, wie ich jemals an Leigh Bardugo zweifeln konnte.


Ja, ich gebe es zu, es ist vielleicht abschreckend, wenn man bedenkt, dass eine erfolgreiche Autorin sich nicht aus ihrer Welt traut, und einfach wieder eine Geschichte in dieser schreibt, und diese dann aber nur ein billiger Abklatsch wird. Bardugo hat dies aber mit ihrem riesigen Talent zum Erschaffen von grandiosen Charakteren, Stories und Welten gelöst. Denn die Geschichte spielt zwar in der Grischa-Welt, aber nicht in Ravka. Wir haben zwar Charaktere aus Ravka und Ravka wird auch ziemlich oft erwähnt, allerdings erkunden wir diesmal den Rest der Welt. Die Geschichte spielt in Kerch, wir haben aber auch einen großen Teil der in Fjerdan spielt. Und so wenig diese zwar in der Grischa Reihe beachtet wurden, hier bekommen sie ihren großen Auftritt und beweisen: Bardugo bleibt nicht in ihrer Welt, weil sie sich nicht von Ravka verabschieden will, sondern, weil sie noh so viel mehr von dieser Welt zu erzählen hat. Wie sonst könnte ich aus Six of Crows rausgehen und sagen: Es gibt immer noch Dinge in Bardugos erschaffener Welt, die man erkunden kann. Immer noch Orte, die darauf warten bereist zu werden, Menschen, die kennengelernt werden wollen und Abenteuer, die es zu erleben gilt. Und das macht mich wahnsinnig glücklich.


Auch die Story wirkt nicht wie ein billiger Abklatsch, sondern wie etwas wunderbar Eigenständiges. Wir befinden uns nicht in den Palästen von Ravka, in der zweiten Armee oder in Russisch angehauchten Gebiet, nein, wir befinden uns in einer großen Seestadt, schmutzig, gefährlich, kalt und erinnert irgendwie an das Amsterdam des 16 Jahrhunderts. Ein Amsterdam, in dem sich Diebe und Verbrecher tummeln, in den Träumen geboren und gebrochen werden. Die Atmosphäre war einfach wieder genial und ich habe förmlich den Wind in meinen Haaren gespürt, als wir zusammen über die stürmische See gesegelt sind, und das Blut gerochen, als ich durch die dunklen Kassen von Ketterdam gewandert bin.


 Und ich habe die Story mit Herzklopfen, Adrenalin und Fingerknabbern verfolgt. Ich bin im Herzen mit den Charakteren gerannt, geklettert und habe gebangt, gefürchtet und mir immer wieder Pläne überlegt, um auch wieder dieser Situation zu entkommen. Und dabei hatte ich nie das Gefühl sehen zu können, was als nächstes passiert. Ich war Team der Crew, und genau wie sie bin ich im Dunkeln getappt, bis mich dann Kaz oder der nächste Gegner mich wieder überrascht und geschockt hat.  Und das hat mich so gefreut, dass ich wie beim Grischa einfach mich wieder in einer wunderbaren Welt und einer packenden Story verlieren konnte. Und am Ende gar nicht wieder zurückkehren mochte.

Doch das lag vor allem an den Charakteren, die, wie ich wage zu behaupten, mich noch mehr für sich einnehmen konnte als die Charaktere, die wir in Grischa hatten. Ja, ich liebe meine Grischa Crew immer noch über alles. Aber diese Crew ist mir einfach noch ein bisschen mehr ans Herz gewachsen, da praktisch sich das Ganze Buch noch um sie gedreht hat und sie alle wunderschön ausgearbeitet
und einfach ein bisschen anders waren. Sie alle wurden von ihren Dämonen der Vergangenheit gejagt, hatten ihre eigenen Fehler, ihre eigene Boshaftigkeit und Verbrechen, ihre Verletzlichkeit und Liebe. Kaz, unser so kühle und herzlos erscheinende Meisterdieb, der mich mit viel Sarkasmus, Ehrlichkeit und Willensstärke überzeugen konnte. Kaz ist einfach wie eine Zwiebel und ich glaube, obwohl er die meisten Sichtweisen hatte, hat er immer noch die meisten Ecken, die es zu erkunden geht. Schließlich ist Kaz der Meister der Tricks, hat einfach immer einen Plan, und trotzdem, unter all seinen Schichten aus Sarkasmus, Brutalität, Spott und Lebenskünstlernatur verbirgt sich eine grausame Geschichte und Gefühle, die angekettet darauf warten, freigelassen zu werden, aber nicht so richtig raus dürfen.


Dann haben wir Inej, die zusammen mit Kaz wirklich mein Lieblingscharakter war. Sie war einfach…wunderbar eigen. Inej ist durch und durch ein Kickasscharakter, sie ist nur sich selbst treu, unglaublich stur, talentiert…und trotzdem so verletzlich. Aber nicht die Art verletzlich, die wie Kaz diese Verltzlich unter tausend Wänden ankettet, sondern die diese offen mit sich rumträgt. InForm von Narben und Worten, die dazu steht und sich versucht, ihnen zu stellen. Jesper dafür wurde etwas steifmütterlich behandelt und hatte, zusammen mit Wylan, kaum Kapitel aus seiner Sicht. Trotzdem habe ich die beiden richtig lieb gewonnen. Ihr wunderbares herumgedruckse zwischen Freundschaft und mehr fand ich richtig schön Abwechslungsreich und hat gezeigt, das LGBT auch in Fantasyromanen funktioniert. Die beiden waren der Sonnenschein des Buches, denn auch wenn sie ebenfalls dunkle Tage zu schildern hatten und unsichtbare Narben über den sichtbaren trugen, so haben sie mich mit ihren warmherzigen, neckenden Dialogen immer zum schmunzeln gebracht, genauso sehr wie mit ihren einzigartigen Charakter. Sei es durch Jasper Spielsucht oder fast schon kranhaften Liebe zu Schusswaffen oder Wylan, der mich mit seiner Neugierde und Liebe zu Fremdsprachen und Musik ein kleines bisschen an mich erinnert hat. 

Das Schlusslicht bilden Nina und Matthias, und während ich zwar Nina auch sehr gerne mochte, konnte ich Matthias eher nicht leiden, nicht mal nach einem kleinen Plottwist (bzw….dadurch fast sogar noch weniger). Die beiden Bilden die Wohl komplizierteste Beziehung, sie eine Grischa, er ein Grischajäger aus Fjerdan, sie voller Lebenslust, ein Sprudel von Lachen und Weiblichkeit, immer hungrig und mit einem guten Spruch auf dem Lippen, verführerisch und hingebend, aber mit einem Herzen so groß wie Ravka selbst (und einem irren Talent für Fremdsprachen), er…er grummeliger Miesepeter, der nur seinem eigenen Land treu ergeben ist und wie so ein kleiner, feiner Soldat seinem Kommandant nachläuft. Mehr war er nicht für mich. Selbst nicht mit seinen Gründen. Trotzdem gehörte er zu dieser Crew aus wunderbaren Charakteren, und da ich die Crew liebe, habe ich auch ihn ein bisschen lieb. 



Das Ende war böse, und wenn ich sage böse, dann meine ich richtig böse. Da dachte ich: Ach, nur noch 20 Seiten, was soll noch passieren, das wird sicher ein Standalone Ende. Ha ha ha. Da flogen die Fetzen, ein Plottwist jagte den nächsten und mit Tränen in den Augen und heruntergeklappten Kiefer muss ich nun nach so einem Plottwist auf den nächsten Teil warten. Der noch nicht mal ein Release Date hat. 
 
Mit Six of Crows bin ich mit einer neuen Crew in bekannte See gestoßen, in der Hoffnung, ein Abenteuer zu erleben, das mich hoffentlich nicht total enttäuscht…und entgegen meiner geplanten Route wurde ich in unbekanntes Gewässer geleitet, mit 6 Charakteren, die mich auf diesem gleichzeitig vertrauten und neuen Abenteuer begleiten sollten. Und nun, da wir eine kleine Pause einlegen, bevor das nächste Schiff geht, kann ich als Zwischenbilanz geben: Es hat mir unglaublich gut gefallen! Ich habe die beste Crew, die ich mir wünsche könnte, 6 Charaktere, wie sie unterschiedlicher, komplexer und echter nicht sein könnten, Abenteuer hinter jeder Ecke und eine Welt, die sich gleichzeitig fremd und wie zu Hause anfühlt. Für den ersten Teil unserer Reise vergebe ich 5 Sterne und hoffe, dass, sobald wir wieder ablegen, das nächste Abenteuer ebenso gut werden wird.
   

2 Kommentare:

  1. Huhu liebe Kücki ♥

    Du bist mir aber ein Scherzkeks! ;)
    Bei so einer tollen Rezension musst du dir aber nun wirklich keine Gedanken machen! Mich hast du absolut überzeugt und jetzt möchte ich das Buch (und die Grisha-Bücher *--*) nur noch dringer lesen! Und ich liiiiebe die Gestaltung von dem Buch. Allein das Cover ist schon so traumhaft schön und dann auch noch die Innenseite. *schwärm* ♥__♥

    Alles Liebe,
    Jasi ♥

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  2. Ich wusste gar nicht das Six Crows auch in Ravka spielt, danke für den Tipp. Zwar muss ich Band 3 von Grischa noch lesen (und mich erinnerin was in Band 2 genau passiert ist), aber ich mochte die Welt auch sehr :)!
    Tolle Rezi :-*

    LG Piglet ♥

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