Donnerstag, 18. Juni 2015

|Rezension| "Crimson Bound" von Rosamund Hodge

Crimson Bound | Rosamund Hodge | Balzer + Bray | Englisch | Hardcover | ca. 13€ | Kaufen?
 
When Rachelle was fifteen she was good—apprenticed to her aunt and in training to protect her village from dark magic. But she was also reckless— straying from the forest path in search of a way to free her world from the threat of eternal darkness. After an illicit meeting goes dreadfully wrong, Rachelle is forced to make a terrible choice that binds her to the very evil she had hoped to defeat.

Three years later, Rachelle has given her life to serving the realm, fighting deadly creatures in an effort to atone. When the king orders her to guard his son Armand—the man she hates most—Rachelle forces Armand to help her find the legendary sword that might save their world. As the two become unexpected allies, they uncover far-reaching conspiracies, hidden magic, and a love that may be their undoing. In a palace built on unbelievable wealth and dangerous secrets, can Rachelle discover the truth and stop the fall of endless night?


Ich habe nie gerne Dornröschen geschaut, aber ich finde dieses Lied wunderbar creepy und es hat irgendwie richtig gut zu diesem Buch gepasst!

Seit ich damals Cruel Beauty von Rosamund Hodge gelesen habe, war für mich klar, dass ich ihr anderes Buch auch lesen würde. Denn Rosamund ist eine Erzählkünstlerin, die es schafft, mit ihren Worten eine unglaubliche Atmosphäre zu zaubern, die komplexe und kreative Welten zum Leben erwecken kann und jedes Märchen zersplittert und in neuer Brillanz wieder zusammensetzt. Ihre Achillesferse dabei: Die Charaktere. So genial Rosamunds Welten und Ideen sind, gibt man ihr Charaktere in die Hand, kann sie früher oder später nicht anders, als mit ihnen ihr geniales Potenzial zu zerschlagen. Dieses Virus hat nicht nur Cruel Beauty zu spüren bekommen, auch seine kleine Schwester hat dieses Virus leider.


In Hodges neuestem Buch es um die fünfzehnjährige Rachelle. Rachelle wird zu einer Woodwife ausgebildet, einem Mädchen mit rotem Mantel, das ein Dorf vor dem großen, dunklen Wald und den Forestborn beschützen soll. Niemals darf sie bei Patrouillen den magischen Weg verlassen, niemals ihren Mantel ablegen, sonst würden sie Forestborn sie holen, in ihre Welt der Nacht. Eines Tages missachtet Rachelle den Rat ihrer Tante und verlässt den Pfad. Mit fatalen Folgen: Sie wird von einem Forestborn gefunden, zieht ihren Mantel aus, und wird markiert, mit einem Mal, dass sie töten wird, wenn sie nicht in den nächsten drei Tagen jemanden ermordet und damit zu einem bloodbound wird, jemand, der mit seinem Blut an den Wald gebunden ist. 

Nach einem schreiblich grandiosen Prolog beginnt die Geschichte eigentlich damit, wie Rachelle ein bloodbound ist. Schade fand ich, dass der Prolog, obwohl er wunderschön geschrieben war, so geschrieben, dass man sich fühlt, als würde man wieder ein Kind sein, unter Decke sitzen und im Kerzenschein das Märchen Rotkäppchen ins Ohr geflüstert bekommen, so geschrieben, dass du wieder Angst vor dem Wolf hat und dich fest an deine Mutter klammerst, damit er dich nicht aus der Dunkelheit holen wird, so ist nicht nur der Prolog, sonder dieses ganze Buch geschrieben. Handwerklich wunderschön, düster und atmosphärisch, als würde man sich wieder in einem dunklen Märchen verlieren, einen Märchen von Zähnen, roten Kappen und verlassenen Pfaden. Wären doch die Charaktere nur so gut wie dieser Schreibstil. Doch gleich hier im Prolog merkt man, dass die Charaktere sehr naiv und seltsam handeln, was mir gleich ein bisschen einen bitteren Beigeschmack gegeben hat.


Trotzdem, es wurde weitergelesen. Und so viel ich Kopfüber in eine dunkle, faszinierende Geschichte. Denn die Geschichte und die Welt ist genauso schön, atmosphärisch und charakteristisch gestaltet wie der Schreibstil. Ich dachte eigentlich, Hodge würde auf ihre griechisch Orientierte Welt zurückgreifen, die sie in Cruel Beauty erschaffen hat. Nein, Hodge erschafft wieder eine neue Welt, mit einem Worldbuilding, dass Fantasy Büchern gleich kommt. Wir haben ein Staatssystem, wir haben verschiedene Mythen und Sagen, die erzählt werden, wir haben Götter und Geister, deren Geschichten dir flüsternd erzählt werden. Diesmal ist das Ganze an der französischen Welt des Mittelalters orientiert, gemixt mit einer riesigen Portion Märchen. Man fühlt sich durch Hodge Schreibstil, als würde man selbst durch diese Welt wandern und alles zusammen mit Rachelle erkunden. Auch die ganzen neuen Wesen und das Magiesystem wurden wunderschön, märchenhaft erklärt, hach, ich könnte noch ewig schwärmen, wie wundervoll Hodge den Rahmen für eine Geschichte legen kann. Ihren Geschichten fehlt es nie an Charakter, an Atmosphäre, an Brillanz. Auch die Story war fast tadellos, interessant konzipiert, mit vielen kleinen Überraschungen und Ideen, ich habe sie gerne verfolgt und war gefesselt.


Leider gab es auch Dinge, die mir nicht so gut gefallen haben wie der Rahmen der Geschichte, denn so toll eine Geschichte auch ist, so faszinierend, komplex und schön geschrieben, eine Geschichte steht und fällt mit ihren Charakteren. Hier hat Hodge einen kleinen Faible, einen positiven und einen negativen. Der positive: Ihre Hauptcharaktere sind niemals traurig, ängstliche Mädchen, sondern meistens mutige Heldinnen, die aber unglaublich viel Hass mit sich herum tragen. Mädchen, die Selbstzweifel haben, den sie mit Töten und Hass versuchen zu bändigen. Mädchen, die auch mal mit Kerlen schlafen, ja, zum Spaß und nicht aus Liebe. Ich weiß, dass sind keine positiven Eigenschaften, aber ich mag es, dass Hodges Figuren so voller Fehler sind. Ich liebe es, dass sie eben nicht bewundernswert mutig oder freundlich sind, sondern auch einfach mal wirklich…böse. Doch diese positive Eigenschaft zerschlägt Hodge auch schnell wieder, durch ihren Hang zur Insta Love. Und Hand in Hand mit der Instalove geht die unrealistische Charakterveränderung.

So war Rachelle eine tolle Protagonistin, dunkel, mürrisch und blutig. Ich mochte Rachelle, so war sie am Anfang zwar seh sehr naiv, aber sobald sie ein Bloodbound ist, merkt man, dass sie zwar versuchen will, gut zu sein, aber doch von Hass und Brutalität zerfressen ist. Rachelle hat mich ein bisschen an Feyre erinnert. Doch leider, so sehr ich Rachelle am Anfang mochte, so toll ich sie fand, so voller Ecke  und Kanten, so kam auch hier die Schattenseite der Medaille. Rachelle wird Opfer von Instalove, komischen Charakterverwirrungen und irgendwann fand ich sie nur noch unglaubwürdig und naiv. Schade, dass sie so sehr meine Sympathie einbüßen musste. Es war einfach blöd, dass ihr innere Konflikte, was heißt es, ein Mensch zu sein, bin ich gut oder böse, bin ich verdammt, gibt es einen Gott, habe ich das richtige getan, wann darf ich wollen zu leben und was darf ich dafür geben und tun? Viele tolle Ansätze, die am Ende viel zu pauschal gelöst wurden. 


Grund: Armand. Am Anfang fand ich ihn schon ganz okay, ich meine, er war nicht dieser typische Good Boy. Er hat das Bloodbound Ritual überlebt, ohne jemanden zu töten. Er hat keine Hände und belügt die Menschen, wird trotzdem wie ein Heiliger behandelt und genießt es anscheinend. Er hat viel Potenzial, mehr zu sein als der typische Love-Interest, doch auch hier: Das Instalove Virus war stärker als sein Potenzial, und ganz schnell wurde er zum durch und durch guten und herzlichen Weltverbesserer, der Rachelle über alles liebt und eigentlich doch ein guter Junge ist. Bäh.

Mein einziger kleiner Hoffnungsschimmer war Erec. Viele fragen sich vielleicht, warum ich immer eher auf die Bösen Jungs einer Story stehe. Erec ist ein perfektes Beispiel. Er nutzt eben die Schwächen der Protagonistin aus, ist gewitzt, hat Humor und ist einfach hundertprozentig er selbst. Er ist nicht gut und das weiß er auch. Stattdessen ist er wirklich ziemlich creepy und machtbesessen, aber seine Motive sind einfach…ehrlich. Er will gar nicht gut sein. Er hat sein mehr oder weniger egoistisches Ziel, dass er erreichen will, egal welche Opfer es kostet. Er wandelt sich nicht durch Liebe, nicht durch irgendwas zum Weltverbesserer und bleibt einfach er selbst, bis zum bitteren Ende. Und verabscheut die Wandelung Rachelles genauso so sehr wie ich. Erec ist einfach mein Held der Story.

Insgesamt hat mich Crimson Bound ein kleines bisschen zwiegespalten zurückgelassen. Es öffnet die Türen zu einer düsteren, faszinierenden und atmosphärischen Märchenwelt, trägt einen auf wunderschönen Worten in eine Welt von bösen Walddämonen, bemalten Gesichtern und roten Mäntel mit Zauberkraft. In einer Welt, in der wir ein Mädchen mit Hass im Herzen und Blut in den Händen durch verfluchte, dunkle Wälder folgen und Schlösser und Sagen und Mythen erkunden. Die Story und die Welt und zu Anfang auch die Charaktere wissen mich mit Atmosphäre und Charaktere zu verzaubern, mich zittern und träumen zu lassen. Doch dann steigt leider ein schlechtes InstaLove gehabe in die Story und löst viel zu schnell die wunderschöne Atmosphäre und die inneren Konflikte der Protagonistin. Und so wurde ein Buch, das sich einfacheinen Platz zwischen meinen Lieblingsbüchern erkämpft haben könnte, nur zu einem Buch, das sich 4 Sterne verdient. Irgendwie Schade.

  

2 Kommentare:

  1. Crimson Bound und Cruel Beauty stehen beide auf meiner Wunschliste. Habe nun schon öfter gehört wie einige die Charaktere doof finden, aber die Welten toll. Und da ich so einen Faible für Re-Tellings habe ;'D

    Ich HASSE aber "plötzliche Liebe" und dieses Getue von wegen "das ist der eine, er ist sexy und ich verliebe mich sofort". Du kannst gar nicht glauben wie seeehr mich sowas mittlerweile anstrengt, haha. Will die Bücher dennoch iwann haben, womöglich mal in einem Sale oder gebraucht anschaffen :)

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  2. Hallo liebe Kücki! :)

    Mir geht es da wie Effi - beide Büchlein stehen auch auf meiner WuLi. Daran bist du nicht ganz unschuldig, denn als ich Cruel Beauty auf deinem Blog gesehen habe, musste es gleich auf meine Merkliste. :) Schade, dass hier die Charaktere nicht so überzeugen können, beziehungsweise wieder alles mit der Lovestory gekillt wird. -.-' Das ist ja leider nicht so selten. Ich würde mir wieder ein gutes Buch ganz ohne Lovestory, oder mit einer neuartigen idee dahinter wünschen. ;) Trotzdem bleibt das Büchlein mal auf der WuLi stehen, denn die Welt hat mich auf jeden Fall neugierig gemacht!

    Liebste Grüße
    Nina ♥♥♥

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