Samstag, 25. Juni 2016

|Reiherezension| "Under the Never Sky Trilogy" von Veronica Rossi

Under the Never Sky | Through the Ever Night | Into the Still Blue | Veronica Rossi | Harper Teen | Englisch | Taschenbuch | ca. 8€ pro Buch | Kaufen?
  
Aria has lived her whole life in the protected dome of Reverie. Her entire world confined to its spaces, she's never thought to dream of what lies beyond its doors. So when her mother goes missing, Aria knows her chances of surviving in the outer wasteland long enough to find her are slim.

Then Aria meets an outsider named Perry. He's searching for someone too. He's also wild - a savage - but might be her best hope at staying alive.

If they can survive, they are each other's best hope for finding answers.

 
Ach ja, ihr wisst ja, ich bin gerade ein bisschen verliebt in Sia und ihre Musik, und sie passt wirklich zu den meisten Büchern, so auch zu dieser Reihe.

 
Es gibt so Reihen, die sind nicht wie große Trips, die man lange plant, auf die man ewig wartet, spart und sich ausmalt, wie es weitergehen könnte. Es gibt Reihen, die fernab von Hypes und Tage-bis-zum-Release-Date-zählen existieren, und mich sehr an kleine Spontantrips erinnern. Kleine, feine Reisen, die aus dem Moment heraus entstehen, bei denen man wenige Tage zuvor einen Zug bucht, und dann mit einem alten Rucksack auf den Schulter einfach aufbricht, spontan, einfach, weil man gerade Lust darauf hat. Und manchmal sind dies die Reisen, auf denen man die schönsten und erinnerungswürdigsten Momente erlebt. An so eine Reise erinnert mich die Under the Never Sky Reihe von Veronica Rossi, ein Spontaner Trip, eine Reise, die ich immer machen wollte, es immer nur aus den Augen verloren habe, und dann im Endeffekt einen grandiosen Trip erlebt habe.


In der Reihe geht es um eine futuristische Welt, in welcher unsere zwei Protagonisten in völlig unterschiedlichen Welten leben. Auf der einen Seite haben wir Aria, ein wohlhabendes Mädchen, welches zusammen mit anderen privilegierten Menschen unter einer Glaskuppel lebt, abgeschottet von der Außenwelt, mehr in einer Virtuellen Realität lebend als in der „wirklichen“ Welt, musikalisch sehr begabt, aber mindestens so neugierig. Aria, die durch eine Reihe unglücklicher Ereignisse auf Perry trifft, einen jungen Mann aus der Außenwelt, wo die Welt mit Ätherstürmen und Wildlingen viele Gefahren bietet und die Menschen in Stämmen und Clans zusammenleben. Und auf diese Begegnung folgt eine abenteuerliche Reise…


Was eher ziemlich stereotyp klingt und nach einer klassischen Dystopie, zeigt sehr schnell, dass die Reihe auch was anderes kann. Ohne viel Wind, ohne allzu großen Hype und Aufgeregtheit erzählt diese Reihe eine Geschichte, die nicht unbedingt in erster Linie spannend und nervenaufreißend sein soll, sondern durch eine ganz andere Komponente überzeugt: Es geht viel um Zwischenmenschliche Beziehungen, darum, was einen Menschen, eine intakte Gesellschaft, eine Beziehung ausmacht. Es wird sich viel damit beschäftigt, wie man verschiedene Probleme emotionaler Art lösen kann, ohne dabei allzu still und leise zu werden, denn so gut es Veronica Rossi versteht, auf emotionaler Ebene zu überzeugen, so kann sie auch Spannung entstehen lassen, Verfolgungsjagden zum Leben erwecken und den Leser mit halsbrecherischen Kämpfen und Manövern schocken. Mit Herzklopfen fliegt man dann durch die Seiten, huscht von einer Wendung zur nächsten, oder grübelt darüber nach, wie man dieses Wirrwarr aus Problemen lösen könnte. Zu keiner Stelle empfand ich die Reihe als langweilig, im Gegenteil: Ich fand es wunderbar, wie Veronica Rossi ihre Geschichte eine Balance gegeben hat, die emotionale und spannende Abschnitte verbunden hat.


Was ihre Reihe aber so besonders macht, sind zwei andere Dinge: Das eine ist die Welt, die sie erschafft. Ich fand es großartig, das man nicht so ganz sagen konnte, ob wir es nun mit Fantasy oder einer Dystopie oder gar Science Fiction zu tun hatte, so gut hat die Autorin es verstanden, einzelne Elemente zu einem großen Ganzen zu verknüpfen, welches am Ende in eine schön ausgebaute und faszinierende Welt mündete, in der ich mich richtig gerne bewegt habe, in der es immer wieder neue Dinge zu entdecken gab, und die die perfekte Kulisse für unsere Reise gegeben hat.


Was aber am allerallerwichtigsten war, und mich gerade im letzten Band davon überzeugt hat, wie wundervoll dieser Aspekt ist, sind die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander. Selten habe ich eine Reihe gehabt, in der ich ausnahmslos alle Charaktere grandios gezeichnet und erzählt fand, in der ich alle Hauptpersonen mochte und die Nebenfiguren noch lieber, in der ich berührt wurde von tiefgründigen Freundschaften, gesunden und authentischen Liebesbeziehungen, und am besten: KEIN LIEBESDREIECK ODER INSTALOVE, yay! 


Aria war ein wundervoller Charakter, ich muss zugeben, dass ich zwar im ersten Teil mit ihr etwas Probleme habe, aber je weiter wir zusammen gereist sind, umso mehr konnte sie mich von sich überzeugen, und ich bin unglaublich traurig, ihr und Perry nun auf Wiedersehen sagen zu müssen. Wo Aria im ersten Band noch als hilfloses und eher naives Mädchen steht, merkt man gerade jetzt am Ende, was für eine wahnsinnige Entwicklung sie durchgemacht hat. Sie ist ein unglaublich starkes Mädchen, das immer mit einem frechen Spruch auf den Lippen und scharfen Verstand überzeugt, sich zu wehren weiß, aber auch ihre Fehler hat. Nicht jede Situation kann sie ohne Probleme lösen, auch sie verzweifelt manchmal, wird wütend oder ist überfordert, aber sie hat auch einen unbesiegbaren Optimismus, ist kreativ und hat einen riesigen Dickschädel, der seinen Willen durchsetzen will. Auch ist sie sehr sensibel, was die Gefühle anderer Menschen angeht, möchte es immer allen Recht machen, und ist insgesamt einfach ein wunderbarer Mensch. Ich habe sie so ins Herz geschlossen, und hoffe so sehr, dass sich einige Autoren an ihr ein Beispiel nehmen, so sollte ein weiblicher Charakter sein.


Aber auch Perry war ein toller Erzähler, mit dem ich sehr schnell warm wurde, und der mich durch die Bank weg überzeugt hat, aber auch immer wieder überrascht. Perry ist ein sehr sehr stiller Mensch, der seine Gedanken und Gefühle nicht gerne teilt, sondern lieber still ist, beobachtet und dann urteilt, er ist aber auch sehr leidenschaftlich, handelt manchmal etwas schnell und aus dem Instinkt heraus, macht dabei auch Fehler und steht zu diesen. Auch hat Perry einen riesigen Gerechtigkeitssinn und strebt danach, ein gutes Mitglied des Clans zu sein, jemand, der alles richtig macht und seiner Familie Ehre und Glück bringt. Doch auch er muss falsche Entscheidungen hinnehmen und damit Leben lernen, muss manchmal seinen Stolz runterschlucken und umdenken. Perry steht im Kontrast zu vielen männlichen Helden, was vor allem daran liegt, dass er selbst erzählen darf, voller Ecken und Kanten ist, aber einen dadurch umso mehr ans Herz wächst, weil er mit all seinen Makeln einfach so authentisch und liebenswert ist.


Und er und Aria zusammen sind einfach so wundervoll. Eigentlich mag ich keine Liebesgeschichten und finde sie meistens einfach nicht schön, zu ungesund, sie stehen mir zu sehr Vordergrund, wenn ich doch eigentlich die anderen Handlungsstränge viel spannender finde. Aber hier hat sich die Liebesgeschichte angenehm realistisch in die eigentliche Handlung eingefügt, hat nicht zu viel Platz eingenommen, beziehungsweise sich mit der eigentlich Handlung zusammen entwickelt, niemals zu viel Platz bekommen, und wirkte trotzdem so tiefgründig. Ich fand es großartig, dass wir hier über das rosarote Verlieben hinauskommen, nicht nur am Anfang einer Beziehung stehen, wo alles noch schön und seicht ist, sondern dass sich die Autorin traut, zu testen, wie stabil eine solche Beziehung ist, wie sie sich verändert, wie sie mit Hindernisse klarkommt. Zwischen Aria und Perry ist nicht alles perfekt, doch ich habe es geliebt, wie offen über alles geredet werden konnte, wie erwachsen die beiden mit Streit und Eifersucht umgegangen sind, mit Zweifel und Ängsten, habe es geliebt, wie ehrlich sie zueinander waren, und vor allem, wie es die Autorin geschafft hat, einen zu überzeugen, dass die beiden sich lieben und auch zusammengehören.


Aber auch die anderen Zwischenmenschlichen Beziehungen wurden nicht außer Acht gelassen. So fand ich die Freundschaft zwischen Aria und Roar, aber vor allem die Freundschaft zwischen Roar und Perry einfach sehr gelungen. Selten habe ich von Freundschaften gelesen, die so realistisch dargestellt wurden, so echt und wunderbar. Es wurde sich gestritten und wieder vertragen, es wurde füreinander eingestanden, Erinnerungen geteilt, Freunde und Leid zusammen durchgestanden, man hat sich verstanden und akzeptiert, wie man war, man hat sich gegenseitig freundschaftlich aufgezogen, aber auch wieder aufgemuntert, war füreinander da. Und es war nicht alles perfekt, aber es war dafür irgendwo echt. Und das war richtig toll! Gleiches gilt für Familie und Clanzusammenhalt, beides wurde tiefgründig behandelt und authentisch präsentiert.


Dies führte dazu, dass man sein Herz einfach total an das Buch verloren hat, das man mit den Charakteren gemeinsam gelitten hat und gelacht hat, dass man eine Bindung zu ihnen aufgebaut hat, und sie einfach unglaublich gut kannte. Und nun, da die Reihe beendet ist, fühlt es sich an, als hätte man wahre Freunde verloren, so real und grandios wirkte dieses Ensemble.

Das Ende der Reihe war ihrer würdig, und obwohl es etwas schnell kam, fast schon leicht hektisch, hätte ich es mir nicht anders gewünscht. Ja, wir haben Verluste erlitten, und wie, was habe ich mir die Augen ausgeweint, aber das Ende war so wie es war gut, es fühlte sich richtig an, hoffnungsvoll und genau im richtigen Grad offen, es fühlte sich an, als wäre ein Bogen geschlossen, und eine wunderbare Reise zu Ende gegangen.

Ja, denn manchmal sind es nicht die großen Reisen, die lange geplant wurden, die mit Hype gezeichnet sind und durch Vorfreude gefärbt wurden, die dich überraschen und berühren, manchmal sind es die Spontanen Ausflüge, der zufällige Griff ins Bücherregal, eine ungeplant Entscheidung, genau diese Reise anzutreten. Und manchmal begibt man sich auf eine derart wundervolle Reise, wie mit der Under the Never Sky Reihe von Veronica Rossi, in eine faszinierende Welt um eine spannende Geschichte zu verfolgen, die nicht nur mit Spannung, Gesellschaftskritik und Aktion auffährt, sondern sich vor allem durch grandiose Charaktere und noch bessere Zwischenmenschliche Beziehungen auszeichnet. Beziehungen, die echt wirken, tiefgründig und irgendwo ehrlich. Charaktere, die dir ans Herz wachsen, so sehr, dass es sich anfühlt, als wäre sie enge Freunde, Menschen, die du kennst und mit denen du eine wichtige Zeit verbracht hast. All dies hat diese Reihe zu eine ganz besonderen Reihe gemacht, die lange Zeit viel zu wenig Aufmerksamkeit von mir bekam, sich nun aber Schlussendlich komplett in mein Herz geschlichen hat und diese Reise unvergessliche gemacht hat. Ich werde sie echt vermissen. Dafür gibt es natürlich 5 von 5 Sterne.
 

 

2 Kommentare:

  1. Hallo Kücki,

    danke für die tolle Reihenrezension, die mich für ein paar Minuten noch mal hat eintauchen lassen in diese geniale Welt von Veronika Rossi. Ich habe die Reihe Anfang 2014 ebenfalls auf englisch gelesen und die Bücher kaum aus der Hand legen können. Bis heute ist mir die Geschichte im Kopf geblieben. :)

    Liebe Grüße,
    Hanna von buchsichten.de

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  2. Was für eine schöne Rezension der Reihe - der ich mich nur anschließen kann. Ich habe alle Bücher auch unglaublich gern gelesen und mich immer wieder aufs Neue in diese wunderbaren Figuren verliebt. Und wie du schon sagst, es ist so erfrischend, dass es hier kein Dreieck und keine Insta-Love gibt, sondern im Gegenteil die Beziehungen immer weiter ausgebaut werden. Beim Lesen wurde ich grade regelrecht nostalgisch und jetzt habe ich total Lust, die ganze Trilogie noch einmal zu lesen. Dieser Mix aus Spannung und Tiefe ist Rossi einfach großartig gelungen - und der hat vor allem in keinem Band nachgelassen.

    Tolle Rezension, danke sozusagen für die Erinnerungen ;)

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