Montag, 16. Mai 2016

|Rezension| "The Game of Love and Death" von Martha Brockenbrough

A Game of Love and Death | Martha Brockenbrough | Arthur A. Levin Books | Englisch | Hardcover | ca. 15€ | Kaufen?
 
Antony and Cleopatra. Helen of Troy and Paris. Romeo and Juliet. And now... Henry and Flora.

For centuries Love and Death have chosen their players. They have set the rules, rolled the dice, and kept close, ready to influence, angling for supremacy. And Death has always won. Always.

Could there ever be one time, one place, one pair whose love would truly tip the balance?

Meet Flora Saudade, an African-American girl who dreams of becoming the next Amelia Earhart by day and sings in the smoky jazz clubs of Seattle by night. Meet Henry Bishop, born a few blocks and a million worlds away, a white boy with his future assured—a wealthy adoptive family in the midst of the Great Depression, a college scholarship, and all the opportunities in the world seemingly available to him.

The players have been chosen. The dice have been rolled. But when human beings make moves of their own, what happens next is anyone’s guess.
 
 
Das Klavierstück ist wirklich unglaublich schön, unterstreicht die geschriebene Gedanken des Buches wunderschön und lädt zum Träumen ein..

 
Manchmal findet man Poesie nicht in Strophen, die in mit festem Metrum versehtem Versen von Liebe erzählen. Manchmal findet man Poesie nicht in Reimen, die mit der kühlen Eleganz von rhetorischen Mitteln den Tod personifiziert. Und manchmal findet man Poesie auch nicht in einen vervollkommnenden, fehlerfreien Form, die aus der Dichters Feder in die Herzen der Menschen emigriert. Aber manchmal findet man Poesie in unscheinbaren Geschichten, in modernen Märchen über Liebe und Tod, die vielleicht nicht fehlerfrei sind, aber berührend, und kunstvoll, und auf jeder Seite Poesie für sich. Denn wenn manchmal, wenn man sich fallen lässt, und auch etwas verrückt tönenden Büchern eine Chance gibt, wird die Nacht zu Poesie, und Tinte zur Malerei, und eine einfache Liebesgeschichte zum Herzstück.



The Game of Love and Death erzählt von zwei Göttern, Love und Death, welche sich all paar Jahrhunderte einen Spaß daraus machen, sich zwei Spieler auf Erden zu suchen, um sich gegenseitig zu beweisen, dass Liebe bzw. der Tod stärker ist, als alles andere. Und am Vorabend des zweiten Weltkrieges trifft es Flora und Henry, die in einem Amerika der Jazzmusik und „Rassentrennung“ beide ihren eigenen Träumen nachlaufen, ungewiss dessen, das sie Teil eines tödlichen Spieles sind.
Was nach einem etwas seltsamen Buch klingt, klischeehaft und teilweise unorginell, wird schnell zu etwas, was man nicht erwartet hatte, was vor allem dann schön ist, wenn man so wenig wie möglich über das Buch vorher wusste. Wenn man es wie ein Gedicht in einer Deutschklausur auf einmal vor sich findet, noch nie gelesen oder analysiert, aber man sich nun tiefgründig damit auseinandersetzen möchte bzw. muss. Denn manchmal sind das die Momente, in denen man neue Lieblingsliteratur findet.


Um Poesie zu schreiben, braucht es für mich viele Aspekte. Der erste ist die Atmosphäre, das Setting, wenn man so will, der Ort an dem das lyrische Ich wandelt und der es vielleicht zu den Worten inspiriert, die es fühlt und spricht und denkt. In diesem Fall hätte ich mir kein besseres Setting vorstellen können. Da ich selbst dachte, es spiele zu unserer heutigen Zeit, war ich umso überraschter, im positiven Sinne, als ich mich im Jahre 1937 wiederfand, am Vorabend des zweiten Weltkrieges, in einem Land der Freiheit, wo Jazz die Clubs regierte und Rassismus den Verstand zu vieler Menschen. Eine Zeit, die gleichzeitig so viele wunderbare und schreckliche Spuren hinterlässt, aber im Angesicht des kommenden Krieges meistens vernachlässigt wird. Aber genau diese Zeit wurde hier geschildert, nein, nicht nur das, buchstäblich zum Leben erweckt. Zwischen den Zeilen wurden die Nachtclubs mit ihrer Jazzmusik lebendig, das Lebensgefühl der Menschen, wenn der Swing durch ihr Herz schlug, die Musik, die Hintergrund für diese Epoche schien. Aus Tinte und Papier gestaltete sich ein Amerika der 1930er Jahre, in dem in dem Land, das für Freiheit, Gleichheit steht Rassismus betrieben wurde, und nicht zu wenig. In dem es sich nicht schickte, sich unter den Rassen zu mischen, in denen „coloured people“ den Weg freihalten mussten für die „Weißen“, denen die Welt gehörte. Dieses Buch fängt diese widersprüchliche und problematische Zeit ein, mit all ihren vorkrieglichen Aktivitäten, mit all den Errungenschaften, die trotzdem gemacht wurden, mit Amelia Earhart und der Hindenburg und allem, was diese Zeit geformt und gezeichnet hat.


Um Poesie zu schreiben, braucht es für mich viele Aspekte. Der zweite ist, das ich ein oder zwei oder zehn lyrische Ichs brauche, mit denen ich mich identifizieren kann, die mich durch ihre Worte oder Beschreibungen mit in ihre Welt nehmen und das Gedicht lebendig werden lassen. In diesem Buch haben wir zum einen Love und Death, die beiden Gottheiten, die eine Art Hassliebe verbindet, die beide nicht mit und nicht ohneeinander können, und die beide durch die Jahrhunderte hindurch die Menschheit zu dem gemacht haben, was sie sind. Und ganz ehrlich, so sehr ich auch Flora und Henry mochte, Death und Love waren meine wahren Helden. In ihrem Kapiteln steckte so viel Wahrheit über die Menschheit und was es bedeutet ein Mensch zu sein. In ihren Kapiteln steckte, so paradox das klingt, die größte Menschlichkeit. Sei es Love in seiner niedlich naiven Art, in der er an die Liebe glaubt, der Fehler macht und eine riesige Palette an Emotionen bedient. Der durch das Buch hindurch zu einem Gott wächst, der die Menschen versteht, der weiß, was das Leben lebenswert macht, und der beginnt zu verstehen, welche wichtige Rolle der Tod auch in der Liebe spielt.



 Mein Lieblingscharakter war allerdings Death, unsere kühle Schönheit mit schwarzen Tränen, die als kalte, gefühlslose, berechnende und manipulative Göttin auftritt, die die Naivität und Emotionen von Love missachtet und das Spiel nur aus Unterhaltungsgründen spielt, komplett überzeugt, dass er Tod alles besiegt. Aber meiner Meinung nach hat sich über das Buch die größte Entwicklung gemacht. Sie hat die Menschlichkeit an sich rangelassen, hat uns ihren Kummer und Schmerz spüren lassen, in dem, was ihre Aufgabe ist. Hat uns die Bürde spüren lassen, die der Tod mit sich bringt, und auch wenn sie versucht hat, es gut zu verstecken, haben wir gemerkt, dass auch der Tod ein Herz hat. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber Love und Death sind so vielschichtige Charaktere gewesen, die eine riesige Entwicklung durchgemacht haben, nicht nur individuell, sondern auch als eine Art Freunde gemeinsam. Ihre Geschichte hat mich am meisten berührt und begeistert.


Und natürlich haben wir auch noch weitere Charaktere, unsere eigentlichen Protagonisten, Flora und Henry, beide ausgewählt als Spieler von Love und Death. Henry, mit reinstem Herzen, eine riesigen Liebe zur Musik, insbesondere Jazzmusik, einer treuen Seele und einer herrlich Kindlich Naivität, die ihn das Leben mit einem Lächeln begegnen lässt, ausgewählt von Love, Henry, der jede Sekunde versucht mit Liebe zu füllen, auch wenn es sich in seinem Leben anfühlt, als würde alles falsch laufen. Der konventionelle Weg, Schule, College, Arbeit und das Aufgeben seiner Musik, all das ist definitiv nicht das Richtige für ihn, und doch kann er sich nicht überwinden, jemanden, der von dieser Entscheidung abhängt, im Stich zu lassen. Henry, Loves Spieler. Und Flora, Woman of Color, mit einem riesigen Traum und einem Löwenherz, das Flügel bräuchte um den Himmel zu stürmen. Die wundervoll singt, aber nicht in der Musik, sondern im Fliegen ihre Erfüllung findet. Flora, die in ihren Leben durch Tod und Ruin gezeichnet wurde, die ihre Eltern verloren hat und in einem Amerika des Rassismus tausend Steine auf den Weg zu ihrem Traum findet, Flora, die glaubt, das Liebe immer in verderben und Tod endet, eine alte Weisheit, die ihr als Kind ins Herz geflüstert wurde. Flora, Deaths Spieler. 


Beide Protagonisten wachsen einen unglaublich ans Herz, durch das Buch hindurch begleitet man sich auf ihren steinigen Weg, wohlwissend, dass es einfach kein gutes Ende geben kann. Denn ihre Liebe steht unter einem buchstäblich tödlichen Stern, ist vorherbestimmt für das Spiel, doch ist sie deswegen genauso echt? Beide Protagonisten zeigen dem Leser ihre Träume, ihre Sehnsüchte, sei es nach der Musik oder der Sicht auf die Welt von oben, oder, vielleicht sogar, nacheinander. 

Um Poesie zu schreiben, braucht es für mich viele Aspekte. Der dritte ist, das mich das Gedicht, die Geschichte, die Buchstaben aus Tinte mehr als das sein müssen, sie müssen mich berühren, auch nach der letzten Zeile etwas in meinem Kopf, meinem Herzen hinterlassen, müssen mich mitgerissen haben, Tränen oder Lachen hervorgerufen haben. Und das ist das wundervolle an diesem Buch: Es mag stellenweise kitschig sein, blind naiv vor Liebe, schmalzig, aber es fühlt sich trotzdem irgendwie poetisch an. Die Geschichte von Love und Death, ihre eigene Poesie, wie Liebe und Tod die beiden Dinge sind, die uns Menschen menschlich machen, und ohneeinander nicht existieren können. Die Geschichte von Henry und Flora, die in einer Zeit des Rassismus und Jazzmusik ihren Platz in der Welt finden müssen, den Weg zu ihren Träumen erkunden, den Weg zueinander finden müssen. Dazu kommen eine wundervolle Atmosphäre, eine wunderbares Porträt der 1930er Jahre, ein Schreibstil, der nach nächtlicher Poesie schmeckt und nach Swing klingt und viele Anekdoten und Zeilen, die in ihrer Wahrheit und Ehrlichkeit aus dem Buch sich loslösen, um ihre Botschaft einer weiteren wichtigen Person zu überbringen: Dem Leser. Daraus ergibt sich eine Geschichte, die mit ihrem magischen Realismus und ihrer ganz eigenen Poesie mich verzaubert hat, ein Gedicht, das sicher nicht jedem gefallen wird, aber denen, die es erreichen kann, unglaublich viel geben kann. Dafür vergebe ich 5 Sterne.
 

1 Kommentar:

  1. Liebe Kücki ♥
    Was für eine wundervolle, zauberhafte Rezension! *.*
    Ich habe mich gerade riesig gefreut als ich deine Rezension in meinem Dashboard gefunden habe. Schließlich hast du mir schon ein wenig von diesem Meisterwerk vorgeschwärmt und diese Rezension hat mich jetzt noch mehr davon überzeugt, dass ich das Buch auf jeden Fall lesen möchte. :) Kommt sofort auf meine Wunschliste! ^.^

    Alles Liebe,
    Jasi ♥

    AntwortenLöschen