Montag, 13. Juni 2016

|Rezension bzw. Rant| "A Thousand Nights" von E. K. Johnston

A Thousand Nights | E. K. Johnston | Macmillian Children's Books | Englisch | Hardcover | ca. 12€ | Kaufen?
  
LO-MELKHIIN KILLED THREE HUNDRED GIRLS before he came to her village, looking for a wife. When she sees the dust cloud on the horizon, she knows he has arrived. She knows he will want the loveliest girl: her sister. She vows she will not let her be next.

And so she is taken in her sister’s place, and she believes death will soon follow. Lo-Melkhiin’s court is a dangerous palace filled with pretty things: intricate statues with wretched eyes, exquisite threads to weave the most beautiful garments. She sees everything as if for the last time. But the first sun rises and sets, and she is not dead. Night after night, Lo-Melkhiin comes to her and listens to the stories she tells, and day after day she is awoken by the sunrise. Exploring the palace, she begins to unlock years of fear that have tormented and silenced a kingdom. Lo-Melkhiin was not always a cruel ruler. Something went wrong.

Far away, in their village, her sister is mourning. Through her pain, she calls upon the desert winds, conjuring a subtle unseen magic, and something besides death stirs the air.

Back at the palace, the words she speaks to Lo-Melkhiin every night are given a strange life of their own. Little things, at first: a dress from home, a vision of her sister. With each tale she spins, her power grows. Soon she dreams of bigger, more terrible magic: power enough to save a king, if she can put an end to the rule of a monster.

 
Ahh ich ärger mich ein bisschen dieses geniale Lied zu dem Buch gewählt zu haben, aber hey, wenigsten hatte ich so gute Hintergrundmusik :)

 
Nach langer Zeit habe ich endlich mal wieder etwas Zeit zu lesen, Zeit, um Genres, die ich gerade total gerne erforschen würde, zu durchreisen und Bücher, die schon viel zu lange auf meinem SuB liegen, von diesem zu befreien. Es ist Sommer und die Sonne scheint, und nach exzessiven Deutschentzug habe ich endlich wieder Deutschunterricht in der Schule, in welchem wir gerade Märchen als romantische Literatur besprechen, ein gern genommenes Abithema. Und wie sooft wirkt sich dieses Unterrichtsthema auf mein Leseverhalten aus, ich möchte endlich wieder Märchenretellings lesen, mich vertraut und fremd zugleich fühlen, schon erzählte Handlungsstränge in neuem Licht betrachten und moderne Märchen hören, die nicht nur schwarz-weiß sind. Aber nicht nur Deutsche Märchen. Seit ich mich von The Wrath and The Dawn verzaubern ließ, habe ich Heißhunger auf orientalische Märchen, Neuerzählungen von 1001 Nacht, Märchen aus Sand und Wüstennächten. Deswegen habe ich mich überwunden, trotz der sehr ähnlichen tönenden Klappentexte, A Thousand Nights zu beginnen, welches ebenfalls eine Neuerzählung des Märchens um Shezaherad ist. Aber mir leider überhaupt nicht gefallen hat.


In dem Buch geht es um ein Mädchen, welches zusammen mit ihrer Familie in der Wüste lebt, zwischen Sand und Kamelen und Zelten wächst sie auf, betet zu smallgods und vergöttert ihre wunderschöne Schwester. Es geht um ein Land, in welchen der Herrscher über 300 Bräute hatte, und sie alle nicht viel länger als die Hochzeitsnacht überlebt haben. Anstelle ihrer Schwester entscheidet sich die Protagonistin, mit jenem grausamen Mann mitzugehen, um seine Gemahlin zu werden…


Jupp, klingt nach 1001 Nacht, klingt nach einen fast identischen Buch wie The Wrath And The Dawn, warum es also lesen? Was mich an dem Buch gereizt hat, war wirklich die schöne Aufmachung: Das Buch sieht aus wie ein alter Märchenschatz, mit verzierten Seiten und malerischen Cover, kleinen, zauberhaften Details und ganz viel Magie. Die Aufmachung hat mich einfach wollen lassen, mich in mein Bett zu kuscheln und in den Seiten des Märchens zu verschwinden.


Die ersten hundert Seiten habe ich noch mit leuchtenden Augen vor dem Buch gesessen: Der Schreibstil war zwar fast schon übertrieben auf alt gemacht, aufgeblasen und ziemlich schwülstig, aber ich mochte es, diese blumige Sprache, diese komplexe Eleganz, die sorgfältige Auswahl der Wörter, die das Buch sicher wunderschön zum laut vorlesen gemacht hätten. Die Story, so ähnlich sie klingt, war ganz anders als The Wrath And The Dawn, was sehr sympathisch war. Man spürte, die Autorin wolle ihr eigenes Ding machen, eine eigene Geschichte in den Wüstensand schreiben und sie mit seinem Wind erzählen. Was das erste Dritte noch gut klappte. Es war zwar nicht unglaublich spannend, und die Charaktere waren mir noch zu distanziert, aber ich bin gerne durch die Wüste zu dem Quar gereist, habe die Welt erkundet und mich umgesehen, habe versucht, mich in die Geschichte und die Charaktere zu verlieben, egal, wie holprig es noch schien. Ich wollte mich in dieses Buch verlieben, mich in Sand und Purpur und Wüstennächte träumen und eine tolle Reise erleben.


Leider hat die Autorin den Anschluss total verpasst, und der Story einen Spannungsbogen gegeben, der am Boden schleift, ab und zu sich mal kurz aufrichten wollte, nur, um dann wieder in sich zusammen zu fallen. Es passiert buchstäblich nichts, und so schön es sein kann, eine ruhige Geschichte zu verfolgen, sich auf ihr treiben zu lassen und genüsslich die Welt in sich einzusaugen, die Charaktere kennenzulernen, so war dies hier einfach nur fehl am Platz. Es gab nichts zu entdecken, zu erkunden, keine Charakterentwicklung zu bestaunen. Stattdessen begleiten wir unsere Protagonistin durch ihren Alltag, der langweiliger und monotoner nicht sein könnte, werden schon im 2. Kapitel gespoilert, was denn nun mit dem Herrscher Lo-Melkhiin ist, das er sowas grausames tut, und spielen eigentlich nur noch ein 300seitiges Katz und Maus Spiel, bei welchem die Katze irgendwie ein Nickerchen macht. Ja, das Buch hätte unglaublich viel Potenzial gehabt, hätte mit seiner Idee uns wunderbar täuschen und rätseln lassen können, was denn Lo-Melkhiin nun vor hat, aber stattdessen bekommen wir die Antwort präsentiert und können nur die Augen darüber rollen, wie schwer von Begriff unsere Protagonistin ist. 


Sowieso waren mir die Charaktere…naja, nicht unsympathisch, dafür waren sie einfach zu flach. Sie waren mir zu eindimensional, zu austauschbar, blass mit falscher Wüstenbräune und so langweilig, dass ich mich nicht mal mehr an den Namen der Protagonistin erinnern kann (wobei dieser auch irgendwie kaum genannt wurde). Die Protagonistin war einfach…ja, sicherlich ganz gut drauf und man konnte es mit ihr aushalten, aber sie war so verdammt austauschbar. Das Einzige, was sie wirklich ausgefüllt hat, war die Liebe zu ihrer Familie und ihre ungesunde Besessenheit von ihrer Schwester. Ansonsten hatte ich keine Ahnung, warum dieses Mädchen als so unglaublich willensstark und mutig beschrieben wird, kam es mir so vor, als wäre sie einfach ein weinerliches kleines Ding das sich zu Tode langweilt, wenigstens etwas, womit sich der Leser in dem Moment identifizieren konnte. Lo-Melkhiin fand ich…gelinde gesagt komisch, er ich kann nicht mal sagen, ob ich ihn nun mag oder nicht. Er war einfach so unpräsent, das Einzige, was wirklich oft gesagt wurde, war, wie sehr er doch eine Viper ähnelt und wie schön es sich um sein Pferd und seine Mutter sagt. Bringt dem Leser nicht viel, ist aber alles, was er so an Informationen bekommt.


Zu diesem langweiligen Protagonisten gesellen sich noch einen Haufen blasser Nebenpersonen, die austauschbarer und blasser nicht sein können. Ich fühlte mich wie im zweidimensionalen Puppentheater. Die Grundrisse waren da, aber die Tiefe fehlte.

Das Ende war lachhaft, ich fand es einfach lächerlich, viel zu hastig und schnell hingeklatscht und sehr lieblos geschrieben. Der finale Konflikt wirkte an den Haaren herbei gezogen und auch die Lösung war…gelinde gesagt unsinnig und unlogisch, meiner Meinung nach jedenfalls. Es blieb einfach sehr viel offen, nichts wurde richtig erklärt oder vertieft, geschweige denn sinnvoll aufgelöst.

A Thousand Nights…tja, das Buch erinnert mehr an tausend blass bedruckte Karten, die die Autorin voller Eifer versucht hat, zu einem Palast zu stapeln, und dabei etwas kreiert hat, was nicht hätte auf wackligeren Beinen stehen können. Was noch als ruhige und schön geschriebene Geschichte eines modernen Wüstenmärchens beginnt, entwickelt sich schnell zu einer monoton erzählten und langweilig vor sich hin plätschernden Story, die es nicht schafft, den Leser zu begeistern oder mitzureißen. Kartenähnliche Charaktere, die flach und austauschbar anmuten, haben mir diesen Eindruck noch weiter verstärkt und das Buch kalt und lieblos wirken lassen. Die Kirsche auf der Torte war allerdings das Ende, welches so an den Haaren herbeigezogen und sinnlos wirkte, dass es sich für mich anfühlte, als hätte die Autorin ihr Kartenhaus selbst zum Einsturz gebracht. Sehr schade, hätte es doch viel Potenzial gehabt. So aber gibt es von mir nur 2,5 Sterne, die auf 2 abgerundet werden.

 

5 Kommentare:

  1. huhu
    Vom Inhalt her ist das Buch genau das gleiche wie "Wut und Morgenröte" deswegen war ich mir bis jetzt nie sicher ob ich es wirklich lesen soll! Es ist wirklich 1 zu 1 das gleiche. Nach deiner Rezension werde ich es wohl wirklich bleiben lassen auch wenn sich das Buch sehr schick auf meinem Bücherregal machen würde :)

    Liebe Grüße
    Tamara
    The Bookquibbler

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  2. Hi liebe Kücki.
    Ist ja mal mega schade, dass das Buch doch nicht so toll ist. Dabei schien es echt interessant zu sein. Ich stehe ja total auf Neuerzählungen und all so etwas ;) Außerdem ist das Buch total schön :(

    Liebe Grüße
    Carly

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  3. Mir hat das Buch auch gar nicht gefallen :( Bin aber froh, dass jemand mal meine Meinung teilt :D Ich fand es einfach sterbenslangweilig xDD

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  4. Gott sei Dank habe ich das Buch nicht gekauft. Gerade diese hübsche und auch in live wundervoll anzuschauende Version hatte ich schon im Warenkorb. Bis ich es mir spontan anders überlegt hatte, da "Wrath and the Dawn" auch schon nicht ganz so meins war.

    Wenn ich nun aber deine Rezi lese, bin ich mir sicher, das Buch hätte ich wohl noch schlimmer gefunden. Ruhige Storys sind eh schon nicht mein Ding, wenn sie dann auch noch zäh und am Ende sinnentleert sind... Puh, Glück gehabt ;D

    Für dich tuts mir natürlich leid liebe Kücki :/ Aber bessere Bücher waren seither bestimmt wieder dabei bei dir!

    Liebe Grüße
    Tina

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  5. Liebe Kücki,
    die Aufmachung des Buches ist wirklich wunderhübsch (noch mehr, wenn es nicht Lila wäre -.- ), aber wenn der Inhalt eher pfui ist, dann bringt das auch nicht viel. Ich finde deine Rezension wunderbar geschrieben, du hast tolle Beschreibungen und Worte gefunden und mich auf jeden Fall überzeugt, die Hände von dem Buch zu lassen (außer ich will mich über dämliche Charaktere aufregen und totlachen, hat ja auch seinen Reiz ^^). Auf jeden Fall sehr gelungener Rant, bei der du trotzdem noch professionell sachlich bleibst :) Hab eine schöne Restwoche! ♥

    Liebe Grüße,
    Noemi

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