Vielleicht, weil nicht jedes Thema unglaublich tiefgründig und umwälzend und einfach ein Superlativ sein muss. Vielleicht ist es auch schöne eine Kategorie zu haben, in der man hier und da über kleine Themen schreiben kann. Nichts, was dein Leben unglaublich beeinflusst oder eine große Leidenschaft ist, aber Dinge, die dich erfreut oder erbost haben. Eine Kategorie, die ein bisschen random ist, aber kleine Dinge aus meinem Leben aufgreift, die einfach dazu gehören, kleine, feine Dinge. Wie zum Beispiel: Poetry Slam.
Ich denke, die meisten wissen, was ein Poetry Slam ist, beziehungsweise was Slam Poetry ist. Für alle, die es vielleicht noch nicht kennen, laut myslam ist "Poetry Slam (deutsch: Dichterwettstreit) [ist] ein literarischer Vortragswettbewerb, in dem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Bewertet werden sowohl der Inhalt der Texte als auch die Art des Vortrags". Für mich ist Poetry Slam aber viel mehr, und für alle, die es schreiben, sicherlich auch.
Poetry Slam ist die Freiheit, seine Gedanken in Worte zu packen, und dabei keinen Gedanken an die Form verschwenden zu müssen. Ihr müsst euch an keine Regeln halten, niemand kann euch sagen, was der richtige Weg ist, Slam Poetry zu schreiben, ihr selbst müsst das festlegen. Ob ihr in einer strengen Reimform oder im impulsiven Schriftbild euch äußert, Straßenjagong wählt oder Fachsimpelt, solange es euch hilft, das, was ihr ausdrücken wollt, auszudrücken, ist es genau das richtige. Poetry Slam ist die Freiheit, über jedes Thema, jeden Gedanken zu schreiben. Du darfst politisch sein, oder über die Fahrschule schreiben, die Moccatorte deiner Oma besingen, oder für mehr Toleranz werben. Kindheitserinnerungen verbildlichen, kleine Geschichten erzählen, Momentaufnahmen niederschreiben. Es ist die Freiheit, das Wort zu deinem Werkzeug zu machen, um etwas zu erschaffen, was hundertprozentig du bist.
Ich selbst habe Poetry Slam in der neunten Klasse kennengelernt, als unsere geniale Deutschlehrerin ein Einheit dazu durchgeführt hat. Sie hat uns mit sehr viel Motivation an das Thema gefühlt, sich mit uns einzelne Slams angesehen, die unser Interesse wecken sollten, uns zeigen sollten, was alles möglich ist. Mit dabei: Natürlich an vorderster Front das Mädchen, das Poetry Slam hat in die Medien kommen lassen, jedenfalls das Mädchen, das als DAS Internetphänomen bezeichnet wird. Julia Engelmann mit ihrem Slam "Eines Tages, Baby".
Obwohl ich den Slam nun wirklich schon oft gehört habe, kommen mir manchmal immer noch die Tränen und ich finde es einfach wunderschön, wie wahr und klar Julias Worte sind. Sicher, der Slam ist fast schon zu oft gezeigt worden, aber er ist einfach gut, und er ist der Slam, der mich in die Welt von Slam Poetry eingeführt hat, und nebenbei noch viel gelehrt hat.
Trotzdem habe ich in den ganzen Jahre immer wieder nach neuen Slammern gesucht, grandiose Slams gehört, berührende, zum nachdenken anregende, witzige, sehr spezielle, aber alles einzigartige Stücke. Ein paar meiner Lieblinge, die sich in den letzten Jahren ergeben haben, möchte ich euch nun vorstellen.
Moritz Kienemann trägt einen wunderbaren Slam vor, der sich sehr kritisch gegenüber unserer Gesellschaft äußert, gerade unserer Generation. Sowohl damals als auch heute noch bin ich gefesselt von seinen Worten, der Wahrheit darin und seiner klaren Kritik, die in so schönen Vergleichen und Metaphern sich zeigt. Irgendwie könnte ich darüber ewig diskutieren, über seine Ansichten und Gedanken.
Noch so ein grandioser Slam über unsere Gesellschaft, und, wie ich finde, trotzdem Zymnys witziger und lockeren Art noch deutlich schärfer und kritisch als der von Kienemann. Zymny schafft es, dass man wirklich nachdenkt, ohne wirklich dabei mit dem moralischen Zeigefinger auf einen zu zeigen. Er schafft es, dabei immer noch lustige Stellen in seinen Texten einzubauen, über die man scheu lacht, weil man realisiert, dass gerade in diesen vermeintlich belustigenden Stellen eigentlich die größte Kritik steckt. Ich mag ihn als Slammer total gerne, weil einen zum Lachen und Nachdenken gleichzeitig bringt, ein seltenes Talent. Weitere tolle Text: Ich liebe Physik, Fahrschule der Verdammnis
Okay, ihr seht, ich liebe gesellschaftskritische Slams, egal, welchen Aspekt sie beleuchten. Diesen englischen Slam habe ich entdeckt, als ich für ein Englischprojekt recherchiert habe. Da habe ich diesen Slammer entdeckt und so viele seiner Slams haben mich unglaublich bewegt. Ich liebe seine leidenschaftliche Art, wie man einfach merkt, dass er in seinen Texten wirklich drin steckt, dass das, was er sagt, ihm am Herzen liegt, dass er das unbedingt erzählen möchte, weil es ihm wichtig ist. Deswegen höre ich ihm so gerne zu, nehme mir danach ein paar Minuten Zeit, um darüber nachzudenken. Andere wundervolle, sehr wichtige und wahre Slams: Can we autocorrect humanity? I Am Not Black, You Are Not White, Working to Live oder Living to Work?
Hach, ich würde euch gerne so viele Slams zeigen, aber ich glaube, das reicht erstmal. Zu guter letzt noch dieser hier von Theresa Hal, die zwar auch gesellschaftskritisch ist, aber vor allem sich an uns wendet, an uns, die erwachsen werden wollen und älter und endlich...ja, was eigentlich? Ein Slam für alle, die ihre Kindheit manchmal vergessen oder runterspielen, eine Erinnerung daran, wie wunderbar es ist, ein Kind zu sein...das alles in einer sehr sehr schönen, spielerischen Sprache mit grandiosen Bildern, die zum träumen und nachdenken einladen :)
Weitere Slams, die ich empfehlen kann:
Auf der anderen Seite, Nichts, Black Feminist, Men VS Earth, An meine Eltern, und so viele mehr...
Weiter ging es, das unsere Deutschlehrerin uns selbst schreiben ließ, und sich dabei komplett zurück zog. WIR sollten schreiben, sie wollte uns nicht beeinflussen, wir sollten schreiben, wie und was wir wollten, hauptsache, wir schreiben. Sie wollte uns dazu bekommen, kreativ zu werden, uns von starren Formen zu lösen, uns einfach fallen zu lassen und ins in Worten zu verlieren. Die Angst, etwas falsch zu machen, zu verlieren.
Und wir haben geschrieben. Keine perfekten Slams, aber wir alle haben ausnahmslos Worte auf Papier gebracht, die etwas ausdrücken sollten, Gedanken festgehalten, die uns wichtig waren. So haben wir etwas von Freundschaft erzählt bekommen, von der ersten großen Liebe, von der Liebe zur Musik, von dem Wert zu leben, von Videospielen, von Politikverdrossenheit, von Zeit und vielen anderen Themen, die alle in ihrer Art und Weise wichtig waren. Viele haben das Schreiben aufgegeben, aber ein paar Schreiben immer noch Slams, andere Texte, und wir alle hören bis zum heutigen Tag immer noch gerne Poetry Slams. Ich würde sagen: Danke, Deutschlehrerin, sie haben einen grandiosen Job gemacht!
Damals habe ich auch meine ersten Slams geschrieben, bis heute, fast 3 Jahre später, habe ich über 70 Slams geschrieben, davon insgesamt aber erst 5 im Internet veröffentlicht, 3 auf diesen Blog. Auf diese 5 Slams bin ich wirklich stolz, aber auch die anderen sind für mich einfach unglaublich wichtig, sie alle wurden in einer wichtigen Zeit geschrieben, geben Gedanken, Momente und Erinnerungen wieder, welche ich mir für die Zukunft bewahren möchte. Sie sind nicht perfekt, nicht im geringsten, manchmal sind es nur Fragmente, manchmal unbeholfen geschrieben, aber in ihnen allen steckt eine riesige Portion Kücki, und ich glaube das ist der Grund, warum ich Poetry Slam so unglaublich liebe, denn sie sind ein bisschen wie das Leben: Sie müssen nicht perfekt sein, um gut zu sein. Sie müssen einfach DU sein, deine Gefühle und Gedanken, denn das ist es, was ihnen ihre Seele gibt. Du brauchst kein besonderes Talent, Worte sind deine Waffen, und egal was du zu sagen hast: Sag es, schreib es auf, probier es, in Sätze und Zeichen zu packen, und du wirst etwas in den Händen was nur dir gehört und was dich in einem kleinen Stück ausmacht.
Und das ist der Grund, warum ich Poetry Slam liebe.
Schreibt ihr Slam Poetry? Wer sind eure liebsten Slammer? Und worüber würdet ihr gerne mal einen hören/schreiben?
Ich habe Julia Engelmann vor einigen Jahren live mit ihrem Slam gesehen, einige Zeit bevor das Video viral ging. Ich fand es damals auch ganz toll und eindrücklich :) Poetry Slam finde ich wirklich sehr faszinierend, oft unterhaltsam und meistens sehr anregend.
AntwortenLöschenEin interessanter Beitrag deinerseits :)
Liebe Grüße, KQ
Hey liebe Kücki,
AntwortenLöschenzumindest, wenn ich genug Zeit dazu habe, weil ich gleich wegmuss, gibt es nun einen sehr, sehr langen Kommentar dazu, denn wie du weißt, liebe ich Poetry Slam auch über alles! <3
Seitdem ich letzten Sommer das erste Mal bei einem Sommerfest auf einem Poetry Slam war, bin ich zum regelmäßigen Poetry Slam Gänger mutiert und freue mich immer schon Tage vorher darauf. Warst du schon mal bei einem richtigen Poetry Slam? Also der Veranstaltung? Das ist noch einmal so viel mehr als nur in diesen Texten drinsteckt! Ich kann es dir absolut empfehlen, denn ich bin mir sicher, du wirst es lieben!
Ich habe schon mehrere Slams in Frankfurt ausprobiert, aber mein "Stammslam" ist hier in der Fachhochschule ein Mal im Monat. Ich liebe diesen Slam, weil er für mich anders ist als die meisten anderen, bei denen ich bislang war. Dort ist es so, dass sich JEDER dort anmelden kann, der Lust hat aufzutreten, ganz egal, welche Erfahrungen er schon gemacht hat. Das bedeutet, dass es immer eine riesige Vielfalt zwischen den Texten gibt und der Rookie, der zum allerersten Mal überhaupt auf einer Bühne steht und total unsicher ist, neben dem Hessenmeister steht, der souverän mit dem Publikum spielt. Natürlich sind dann nicht immer alle Texte grandios und ich hatte auch schon Abenden, an denen ich vielleicht drei Texte ganz okay fand, den Rest eher so mäh und richtig überzeugen mich gar nichts konnte. Sowas kann passieren, aber wenn man mit guten Freunden dort ist und die Stimmung gut ist, wird es trotzdem ein wudnerschöner Abend. Und ich finde es einfach fantastisch, dass es damit eine Bühne gibt, die wirklich JEDEM die Möglichkeit gibt, sich zu präsentieren.
Abgesehen von den Texten und der Themenvielfalt liebe ich am Poetry Slam tatsächlich ein bisschen auch diesen Wettbewerbscharakter. Klar, es geht in erster Linie um die Texte für sich und der Gewinner gewinnt ja auch meist nix Großes, aber dadurch, dass man als Zuschauer ja auch Jury ist, ist man sozusagen dazu gezwungen, die Texte nicht einfach nur zu konsumieren, sondern auch darüber nachzudenken und sich mit seinen Freunden oder allen anderen, die so um einen herum sitzen, darüber auszutauschen. Das finde ich jedes Mal toll!
Ich bin auch über Julia Engelmann zum Poetry Slam gekommen und finde ihre Texte wirklich großartig! Ich habe sie auch im letzten Jahr auf der FBM gesehen und konnte mir ein Autogramm von ihr ergattern ^^
Aber auch sonst gibt es großartige Slammer. Ich habe mir die von dir verlinkten Slams nicht angehört, weil ich (wie gesagt) gleich wegmuss und dir noch einen langen Kommentar hinterlassen wollte, aber ich werde sie mir bestimmt noch anhören :) Jan Philipp Zymny habe ich letztens live bei einem Slam gesehen und fand ihn da ehrlich gesagt nicht soo gut... Da hatten seine beiden Texte für mich irgendwie ziemlich wenig Aussage wert und waren zwar sehr lustig, aber auch ziemlich aneinandergereihter Blödsinn. Ich werde mir den Text, den du hier eingebunden hast, aber auch noch anhören :)
So, ich muss jetzt los, aber wie gesagt: Ich kann dir nur empfehlen, mal zu einem Slam wirklich zu gehen, ich liebe das!
Liebe Grüße
Chrisi
Hi Kücki,
AntwortenLöschenich finde Poetry Slam auch großartig, ich war selbst schon bei einigen Veranstaltungen und schwärme gern davon. Julia Engelmann ist ein wahres Highlight, eine Veranstaltung lohnt sich auf jeden Fall. Aber auch die noch unbekannten Slammer sind toll und die Texte einfach immer wieder ein Genuss.
LG Piglet ♥