Freitag, 26. Februar 2016

|Rezension| "These Vicious Masks" von Tarun Shanker

These Vicious Masks | Tarun Shanker | Swoon Reads | Englisch | Paperback | ca. 9€ | Kaufen?
  
England, 1882. Evelyn is bored with society and its expectations. So when her beloved sister, Rose, mysteriously vanishes, she ignores her parents and travels to London to find her, accompanied by the dashing Mr. Kent. But they’re not the only ones looking for Rose. The reclusive, young gentleman Sebastian Braddock is also searching for her, claiming that both sisters have special healing powers. Evelyn is convinced that Sebastian must be mad, until she discovers that his strange tales of extraordinary people are true—and that her sister is in graver danger than she feared.

 
Dieses Lied ist passt einfach wunderbar zu der lockeren Atmosphäre des Buches, untermalt wunderbar die spritzigen Dialoge und die verschnörkelte Atmosphäre des viktorianischen Londons. Hach ich muss den Film echt mal wieder gucken :)

 
Wisst ihr, es gibt für jeden so Wörter in Beschreibungen von Büchern, die einen einfach magisch anziehen. Wörter, wo man weiß, dass sie vielleicht ihr Versprechen nicht einhalten können, aber wo man trotzdem nicht den Blick abwenden kann. Wörter und Bücher, die solange in deinen Verstand pochen, bis du endlich nachgibst, und sie kaufst. Zum Beispiel Bücher, die von Parallelwelten handeln. Von Mechanik. Von Zeitreisen oder Piratenschiffe. Und wenn jemand ein Buch mit „Jane Austen meets X-Men“ betitelt, dann ist das eigentlich eine der besten Sachen, die man schreiben kann, wäre ich bei eine der beiden Sachen schon angesprungen. Noch dazu hatte „These Vicious Masks“ noch ein wunderschönes Cover und wanderte so in meinen Besitz, in der Hoffnung, dass sie Worte nicht zu viel versprachen, und ihr Locken und Werben einhalten konnten. Doch manchmal sind Worte eben auch nicht mehr als das.


In diesem Buch geht es um die junge Miss Evelyn Wyndham, die in einem kleinen Ort in London lebt, zusammen mit ihrer Schwester Rose leidenschaftlich gerne Menschen heilt und von Krankheiten kuriert, von ihrer Mutter genervt ist, weil diese sie unbedingt verheiraten möchte, aber ansonsten ein ziemlich normales Leben im viktorianischen England führt. Bis ihre Schwester von einen Tag auf den anderen verschwindet….und Evelyn trotz Abschiedsbrief nicht daran glaubt, dass es sich um einen freiwilligen Entschluss gehandelt hat.


Die Story des Buches klingt vielversprechend, viktorianisches London, seltsames Verschwinden einer Schwester, und natürlich haben wir, wie in der Beschreibung noch nicht erwähnt, viele Gentlemen, die uns durch das Buch begleiten. Ich muss sagen, ich stehe der Story etwas mit gemischtem Gefühl gegenüber, einerseits muss ich zugeben fand ich sie ziemlich humorvoll, interessant, sogar teilweise richtig flott und überraschend.  Ich hatte Spaß, zusammen mit Mr. Braddock, Miss Wyndham und Mr. Kent London zu erkunden, verschiedene Geheimnisse zu lüften, Sherlock zu spielen und in die eine oder andere missliche Lage zu kommen. Viele Szenen haben mich zum Lachen gebracht und eben auch für Spannung gesorgt, sodass die Story vorankam. Andererseits hat sie sich stellenweise ganz schön gezogen und konnte manchmal eben nicht verbergen, dass es ihr an Originalität fällt.
Manchmal war es mir einfach so viel unnötiges Geplänkel, was im man gut hätte wieder aufgreifen können, was aber einfach wieder fallen gelassen wurde und somit völlig irrelevant für die Story war. Außerdem, so sehr mich der eine oder andere Twist doch überrascht hat, insgesamt wirkt vieles vorhersehbar und wenig originell.


Das Setting hingegen hat mir wirklich sehr gut gefallen, vor allem, weil wir ständige Ortwechseln hatten, viel durch London gelaufen sind, und so unglaublich facettenreiches Settings zu sehen bekommen. Wir waren in Theater, Bordells (oder, wie wir es auch gerne genannt haben „Tanzräumen“), Labors, Krankenhäusern, tausenden Ballsälen und Häusern unserer vielen Personen. Es wurde buchstäblich nie langweilig, und ich hätte mir sehr gewünscht dass die Handlung an so mancher Stelle dem Setting würdiger gewesen wäre.


Die Personen waren allesamt ziemlich oberflächlich, bis auf Mr. Baddock und Mr. Kent, die ich wirklich mochte, aber auch irgendwo stereotyp waren. Sie alle haben es nicht geschafft, einen tieferen Eindruck zu hinterlassen, oder mich zu berühren, und die meiste Zeit war es mir von daher ziemlich egal, ob  ihnen nun etwas passiert oder nicht. Trotzdem hatte ich viel Spaß mit ihnen, sodass es mir während des Lesens nicht nervig wurde. Man konnte viel mit ihnen Lachen, weil sich Evelyn herrlich unmöglich benimmt und mir am Ende fasst schon zu zahm wird, Mr. Kent einfach der Charme in Person ist und niemals ein Blatt vor den Mund nimmt, wunderbar unkonventionell ist, aber ebenfalls zum Ende hin sein Unbeschwertheit leider sehr verliert. Mr. Baddock war einfach der wundersame, dunkle Typ, der viele Geheimnisse hatte, und eben sehr auf mit Evelyn aneinander geriet. Trotzdem war er kein vor Selbstbewusstsein strotzender Bad Boy, sondern eben sehr unsicher, fast schon
niedlich in seiner Unbeholfenheit und irgendwie auch witzig, wenn er sich seine Wortduelle mit Evelyn geleistet hat und immer bemüht war, höflich zu bleiben. Auch war er der einzige, der mich wirklich einmal berühren konnte durch eine Szene. Rose und Miss Grey waren blass wie sonst was und mir eigentlich herzlich egal, von wem ich allerdings gerne mehr gelesen hätte wäre Dr. Beck und Hale. Und Robert! Er war urkomisch in seiner überzogenen Persönlichkeit, seiner hundertprozentigen Menschlichkeit…ach er war einfach cool irgendwie. Insgesamt also kein unglaublich spezielles und gut ausgearbeitetes Ensemble, aber eines, mit denen man für ein paar Stunden Spaß haben kann, eben wie mit losen Bekannten.
  

Das Ende kann sowohl als wirklich Ende, als auch als Einladung für einen zweiten Band stehen, beides wäre für mich möglich. Und ehrlich gesagt fände ich einen zweiten Band auch ganz schön, weil mir die eine oder andere Sache doch noch zu offen geblieben ist und ich gerne noch ein bisschen durch unser viktorianisches London mit X-Men Touch wandeln möchte. 
Insgesamt klingt das nun alles wahrscheinlich wirklich sehr negativ, und obwohl das Buch sicherlich kein Meisterwerk ist, so hat es doch irgendwo seinen ganz eigenen Reiz, wenn man mit den richtigen Erwartungen an das Buch geht. Wer auf eine tiefgründige Geschichte mit originellen Personen mit Tiefe hofft, auf Komplexität und etwas, was lange nachhallt, der wird hier bitter enttäuscht werden. Wer aber nur einen leichten, witzigen Ausflug ins viktorianische London mit ein paar herrlich komischen Personen erleben will und sich auch nicht daran stört, dass hier weder das Rad neu erfunden wird, noch besonders in die Tiefe gegangen wird, der wird seine Spaß mit diesem Buch haben, das definitiv für Unterhaltsame Stunden sorgt. Aber eben auch nicht mehr. Dafür vergebe ich 3 Sterne.
 

 

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