Dienstag, 28. Oktober 2014

|Rezension| "Der Kinderdieb" von Brom



 Der Kinderdieb | BROM | Pan | Deutsch | Hardcover | ca. 17€ | Kaufen?

 
 Leise wie ein Schatten streift ein Junge durch die Straßen von New York. Er nennt sich Peter und ist auf der Suche nach Kindern und Teenagern, die dringend Hilfe brauchen. Peter rettet sie – und bietet ihnen an, sie in sein magisches Reich zu führen, in dem niemand je erwachsen werden muss. Doch er verrät ihnen nicht, dass dieses Land im Sterben liegt und dort nicht nur magische Geschöpfe und das Abenteuer ihres Lebens auf sie warten, sondern auch größte Gefahr …

 Fragt mich nicht, warum genau dieses Lied...ich habe es gehört, und irgendwie passte es auch zu dem Buch. Schön Kraftvoll und das Musikvideo ist auch leicht creepy :D



Ich bin immer noch geschockt von diesem Buch. Von seiner Brutalität, seiner Härte, seiner ausfallenden Sprache. Dieses Buch war…einfach nur „krass“, um es richtig auszudrücken.
Ich habe den Kinderdieb vor 3 oder 4 Jahren gekauft, da war ich gerade mal 12 Jahre alt, kaum zu glauben, dass ich den einfach so mitnehmen durfte. Und ehrlich gesagt…bin ich ganz froh, ihn erst jetzt gelesen zu haben. Damit will ich nicht sagen, dass 12jährige damit nicht fertig würden werden, nur glaube ich nicht, dass es wirklich zu empfehlen wäre, dieses Buch schon in diesem Alter zu lesen. Vielleicht bin ich nur zu zimperlich, aber ich fand es wie gesagt zum ziemlich grenzwertig manchmal.


Das Buch ist unerkenntlich eine Peter Pan Neuerzählungen. Dabei geht es um den Kinderdieb –Peter- dessen Aufgabe es ist, Kinder, die zu Hause nicht klarkommen, verloren sind, am Rande der Gesellschaft…solche Kinder, die einfach kein Leben mehr vor sich haben, einzusammeln, und sie nach Avalon zu bringen, welches wohl Nimmerland darstellen soll. Gleich in der ersten Szene werden wir hierbei mit der knallharten Realität zusammengebracht. Denn Brom entscheidet sich, nicht beschönigend oder abschwächend über das ganze Übel zu schreiben, dass Kindern wiederfahren kann. So steigen wir gleich im Prolog mit einer Szene ein, in der ein kleines Mädchen von ihrem Vater vergewaltigt wird. Wie sie erzählt, wie ihre Mutter sich umgebracht hat und sie ihr gerne folgen würde. Ich meine…ich finde das persönlich wirklich ziemlich hart, sehr krass, alleine schon wenn man dazu auch noch Broms Schreibstil liest, der zwar unglaublich fesselnd und atmosphärisch ist, aber das ganze nur viel gruseliger und dunkler macht, als es eh schon ist. Nach dieser Szene war ich erstmal geschockt.

Weiter ging es mit der eigentlichen Geschichte. Über diese möchte ich gar nicht zu viel sagen, außer, dass ich sie zum selben Teil grausam und erschreckend, als auch brillant und intelligent fand. Auf den ersten Blick wirkt das Buch einfach nur brutal, vulgär und einfach nur grenzwertig. Szene, in den detailliert beschrieben wird, wie Gedärme aus Kreaturen gefressen werden und kleine Kinder zu sehen, oder wie ein Teenager durch einen Nebel voller Leichen und Knochen gehen muss..solche und schlimmere Szenen stehen an der Tagesordnung. Dazu ein gespaltener Schreibstil, der einerseits sehr professionell und atmosphärisch klingt, auf der anderen Seite aber nicht schön, sondern abgehackt und plump klingt, gemischt mit vulgären Worten.


Trotzdem, wenn man diese Brutalität und diese unangebrachte Sprache mal reflektiert, die Geschichte überdenkt um im gesamten sieht, wird man erkennen, das sehr viel mehr dahinter steckt. Ich finde das Buch hat einen gewissen Anteil an Gesellschaftskritik, beschreibt unsere Gesellschaft, zwar manchmal sehr übertrieben und überzogen, aber nicht weniger realistisch. Es gibt viel Leid, und was manchen Kindern angetan wird ist unvorstellbar grausam. Es jetzt auf Papier zu lesen, und zu wissen, dass es wahr sein könnte, macht mich nicht nur traurig. Es macht mich wütend. Und es macht mir Angst. 

Und auch wenn dass nun klingt, als Gäbe es in diesem Buch nur Mord und Totschlag, vulgäre Unterhaltungen und versteckte Gesellschaftskritik, der irrt sich. Denn noch dazu gibt es einen ziemlich guten, wenn auch blutigen Fantasy-Roman, der nebenbei ein Märchen nacherzählt. Die neue Version von Peter Pan hat ziemlich viel zu bieten. Das Buch spielt in einer wunderbar Fantasylastigen, komplexen Welt, die wir nach und nach kennenlernen, die wir faszinierend finden, um die wir Angst haben, dass sie wirklich sterben könnte, wenn Peter versagt. Des Weiteren lernen wir viele abscheuliche, interessante und liebenswerte Figuren kennen. Manche jagen uns einen Schauer über den Rücken, verfolge uns in unsere Alpträume, andere bringen uns zum lachen und schmunzeln, wieder andere machen uns traurig. Es gibt einfach so viel zu wissen, zu lesen und zu sehen in Broms Welt, dass man am Ende meinen könnte, 600 Seiten sind noch lange nicht genug gewesen, denn so grausam und schlimm es auch manchmal ist(ich glaube, ich beginne, mich zu wiederholen :O), war ich einfach so fasziniert von dieser Welt, die Brom schafft, dieser Welt, die praktisch unendlich scheint.



Auch die Charaktere mochte ich ziemlich gerne. Natürlich, sie sind sehr schwer zu verstehen.
Nick zum Beispiel hat eine schlimme Jugend hinter sich, ist sehr aggressiv meistens, aber auf der anderen Seite kann man auch gar nicht anders, als mit ihm Mitleid zu haben und ihn für seine Stärke zu bewundern. Peter mochte ich da schon lieber. Seine Geschichte ist zwar an Grausamkeit nicht zu übertreffen, aber trotzdem lernen wir ihn als starken, humorvollen und kämpferischen Charakter kennen. Er hat nicht verlernt, Mitleid zu empfinden und zu fühlen, aber dadurch, dass er Avalon so unbedingt retten möchte, vergisst er es einfach, setzt Prioritäten und trifft vielleicht auch mal eigennützige und unmoralische Entscheidungen. Und trotzdem konnte ich nichts anderes als Sympathie für ihn empfinden.


Krass. Heftig. Grausam. Brillant. Ekelhaft. Pervers. Ehrlich. Schockierend. Wachrüttelnd. Übertrieben. Einprägsam. Unvergessbar.
Ich weiß nicht, was ich zu diesem Buch schreiben soll. Alles was ich weiß, ist, dass dieses Buch irgendeinen Teil in mir wachgerüttelt hat, das Buch hat um sich geschlagen, gekratzt und geschrien hat. Es war unglaublich heftig, ekelhaft, pervers, sadistisch und einfach nur... Krass. Explizit beschriebene Leichen, Tode etc. und sehr viele ordinäre und vulgäre Ausdrücke. Ein Rausch aus Eindrücken, positiv wie negativ. Ich wurde Atemlos und Verstört zurück gelassen, dieses Buch ist Grausam und Brillant gleichermaßen. Wenn ihr also vor krassen Büchern nicht zurückschreckt, gebt diesem Buch eine Chancen, lasst euch verstören, verzaubern und erschrecken. Ich bin gespannt auf eure Eindrücke. Ich gebe 4 Sterne, und habe keine Ahnung, wie richtig diese Bewertung ist. Aber bei dieser Bewertung habe ich das Beste Gefühl.


8 Kommentare:

  1. Huhu :)
    Also ich stehe ja auf so abgefahrene Geschichten ab und zu ^-^ Und dieses Buch hat da wirklich meinen Geschmack getroffen. Die Art des Erzählens, die Charaktere und die Handlung haben mich wirklich weggeflasht. Und dann noch diese hübschen Illustrationen *-* hach.
    Aber für schwache Nerven ist das Buch wirklich nichts.

    Liebe Grüße ♥

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    1. Hey :)
      Ja, wenn man sowas mag ist das Buch echt genau das richtig :D
      Ich war bloß etwas überrascht, dass es SO brutal ist :o
      Oh ja, diese Illustrationen sind wirklich das Highlight des Buch *-*
      Haha, ja, das stimmt wohl wirklich ;)

      Liebe Grüße
      Kücki ♥

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  2. Hey :)
    Dieses Buch steht schon eine Zeit lang auf meiner Wunschliste, nur war ich mir irgendwie immer unsicher. Jetzt glaube ich, dass ich es mir wirklich bald holen sollte.
    Es scheint wirklich meinen Geschmack zu treffen. Und die Illustrationen die du hier zeigst sehen wirklich toll aus. Wenn ich die sehe, dann will ich gleich noch eher das Buch haben.

    Liebe Grüße
    Isabell

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    1. Hey :)

      Freut mich, dass meine Rezension dich anscheinend so überzeugen konnte :) Ich kann das Buch wirklich sehr empfehlen, vor allem, da du ja auch ziemlich viel Stephen King liest, oder?
      Ja, diese Illustrationen sind wirklich erste Sahne *-*

      Liebe Grüße
      Kücki ♥

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  3. Hallihallo :)

    Ich habe ja THE CHILD THIEF auch lesen müssen und kann dir in deiner Argumentation eigentlich vollkommen zustimmen. Ich bin erstaunlich gut mit der Brutalität des Ganzen fertig geworden - ich hatte es mir schlimmer vorgestellt - aber dann bin ich auch 2 Jahre älter als du und habe schon viel zu viel gesehen.

    Ich persönlich denke aber, dass THE CHILD THIEF ohne die Illustrationen nur halb so gut gewesen wäre. Besonders die Farbigen, finde ich, beschreiben die Charaktere mit all ihren Zügen unglaublich gut. Nehmen wir zum Beispiel the Captain, der so viel Sänfte in seiner Mine trägt, sodass ich schon bevor ich seine ganze Geschichte kannte, immer wieder zurückgeblättert habe, um ihn anzustarren, die zusammengezogenen Augenbrauen, die versteckte Trauer.

    Ich bin noch mal sehr froh, dass du es damals für mich ausgesucht hast und freue mich, dass es dir gefallen hat <3

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    1. Huhu Anna :)

      Jahaha, weil ich das gute Stück ausgesucht habe :D
      Jetzt kommt wieder das xD Aber wahrscheinlich hast du Recht. Also ich persönlich fand die Darstellung der Brutalität sehr grenzwertig. Und das als Horrorfilmfan...Schande über mich :D

      Das glaube ich. Ich mochte aber auch sehr gerne die schwarzweiße zu anfang der Kapitel. Aber klar, die farbigen sind das Highlight des Buches.
      Ach ja..der Captain. War er auch deine Lieblingsfigur? :) Mir tat er manchmal einfach so leid, das ging gar nicht :(

      Ich freue mich auch, dass du es für mich ausgesucht hast :) <3

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  4. Uuuuh, jetzt hast du mich aber sehr neugierig gemacht! Ich bin aber unsicher, ob das Buch tatsächlich etwas für mich ist... Andererseits, hmm... Ich les manchmal auch ganz gerne so außergewöhnliche Geschichten ;) Mal gucken, momentan passt das Buch nicht so zu meiner Stimmung, aber vielleicht im Winter mal :)

    Liebe Grüße
    Chrisi

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  5. Ich bin ja immer wieder auf der Suche nach "außergewöhnlichen" Büchern möglichst weit weg vom Mainstream, und die vielen schockierten Ausrufe zu "Der Kinderdieb" haben mich mega neugierig gemacht. Aber nach dem Lesen musste ich mich den schockierten Ausrufen auch anschließen. :D Wie du sagst, dieses Buch ist einfach nur - KRASS. Sehr, sehr speziell und nichts für Zartbesaitete. Ich habe ewig gebraucht, die Geschichte zu lesen, weil ungefähr die erste Hälfte für mich einfach eine Qual war. Ich fand die Umsetzung kacke, ich fand Peter kacke, alles hat mich gestört, ich war nur am Jammern. Am besten fand ich ja die hässliche Sprache, die so GERN IN CAPS LOCK GESCHRIEBEN WURDE. Ne - da war das Buch eigentlich schon unten durch.
    Ich kann dir auch nicht sagen, was dann passiert ist, aber dann gabs einen gewaltigen Aufschwung, die ganze Geschichte hat sich mir endlich erschlossen und ich fands einfach genial. Ich glaube, ich musste sogar ein ganz klein wenig Augenpipi vergießen :D Und die grausame "Moral" von der Geschichte (der Krieg zwischen den Bewohnern von Avalon) fand ich einfach bittersüß und dieses Buch ist mir noch lange, lange, lange im Gedächtnis geblieben. Und sind das nicht einige Eigenschaften, die ein wirklich gutes Buch ausmachen? Ich war so überwältigt, dass ich mir im Nachhinein noch das Hardcover holen musste :P

    Alles Liebe, Sandra

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