Samstag, 1. November 2014

|Doppelte Kurzrezension| "Forbidden" von Tabitha Suzuma und "Ich bin Tess" von Lotte Moggach



Die 16-jährige Maya und ihr ein Jahr älterer Bruder Lochan kümmern sich um ihre drei jüngeren Geschwister, während ihre Mutter sich dem Alkohol und ihrem Liebhaber zuwendet. Verzweifelt versuchen die beiden, ihre Familie zu erhalten, und kommen sich dabei immer näher. Sie spüren, was der andere denkt und fühlt, geben sich Halt und sind sich gegenseitig Trost. Eines Tages wird mehr aus ihrer Beziehung. Maya und Lochan wissen, dass sie etwas Verbotenes tun, aber ihre Gefühle sind stärker, und sie können nicht mehr ohne den anderen sein.

Das Buch „Forbidden“ von Tabitha Suzuma beschäftigt sich mit einer unglaublich schwierigen Thematik. Inzest. Dafür, dass ich eigentlich gar nicht so gerne Contemporary Romane lese, musste ich für die Challenge ganz schön viele lesen :D Mit „Every Day“ und „Love Letter to the Dead“ hatte ich ebenfalls zwei ziemlich schwierige Themen, die mich aber mit viel Feingefühl und Schreibkunst, vor allem aber durch starke und sympathische Charaktere verzaubert haben. „Forbidden“ kommt wohl mit dem schwierigsten Thema überhaupt daher: Inzest. Geschwisterliebe. Dazu noch Familienprobleme. Alkoholmissbrauch. Desinteressierte Eltern.


Viele meinten, das Buch wäre ziemlich gut. Dem kann ich eigentlich zustimmen. Das Buch ist wirklich ziemlich gut geworden. Es ist eine unglaublich herzzerreißende und traurige Liebesgeschichte, die sehr tiefgründig und zerreißend erzählt wird. Sie ist weder flach, noch überzogen, sondern sehr authentisch und traurig.

Aber  vielleicht war dass das Problem. Ich persönlich konnte mit der Traurigkeit in diesem Buch nicht umgehen. Das Buch kratzt, beißt und schlägt um sich. Das Buch reißt sich unser Herz aus der Brust und lässt uns nach dem Ende zerrissen und etwas verstört zurück. Einerseits natürlich wegen der ganzen Traurigkeit in diesem Buch. Ich weiß, es gibt viele Momente der Liebe, und die Stärke zeigen, aber, ich weiß nicht ob es an mir lag, aber dieses Buch hat mich eigentlich nur in einen kleinen Sog der Traurigkeit gezogen. Ich hab vor dem Buch gesessen und mir nur gewünscht, dass es endlich besser wird, das etwas schönes passiert, einfach dass das Buch nicht immer so traurig bleibt. Denn die Traurigkeit war für mich immer am präsentesten. Als wolle das Buch einem nicht ein bisschen Hoffnung zugestehen.

Das lag natürlich auch an der von vorne herein zum scheitern verurteilten Liebesgeschichte. Zwei Geschwister, die sich in einem verkorksten zu Hause zusammenraffen, um die restlichen Geschwister großzuziehen und ihnen ein richtiges Heim zu bieten. Hier fing es schon an: Irgendwie konnte die Charaktere mich nicht für sich gewinnen. Sie taten mir unendlich leid, ich habe ihre Momente der Zerrissenheit und  Verzweiflung geteilt, habe mit ihnen Gefühlt und Gehofft. Aber meine Beziehung zu den Charakteren hatte immer nur etwas oberflächliches, etwas, was einen gerade so beim Buch hält.

Auch hat mir manchmal einfach die Spannung gefehlt. Ich weiß nicht, aber egal, wie viele Leute mir sagen, wie schön das Buch ist, ich kann mich einfach nicht damit anfreunden. Es ist nicht so, dass ich es nicht sehen…wie wichtig und aufklärend und neutral das Buch mit dem Tabuthema Inzest umgeht. Ich habe die starken Emotionen bemerkt, und das Buch hat mich wirklich sehr zerrissen zurück gelassen und mich verstört, ja, ich HABE sehr viel darüber nachgedachte…aber eigentlich war ich nur froh, dieses Buch beendet zu haben. Es war für mich eher ein Kampf, als hätte das Buch krallen und wollte unbedingt sich an mir festkrallen, als müsste ich unbedingt ihm meine vollste Aufmerksamkeit schenken, als müsste ich es ehren. Keine Ahnung was es war, denn mit dem Thema kann ich eigentlich ziemlich gut umgehen, vor allem, da mir die authentische Aufmachung gefallen hat.

Ich weiß nicht, ob es an mir lag, aber ich werde dieses Buch nicht bewerten. Vielen Menschen bedeutet dieses Buch viel, und ich kann ihre Meinungen durchaus nachvollziehen. Es ist auch noch so, dass ich dieses Buch nicht leiden kann, aber irgendwie hat unsere Beziehung nicht funktioniert. Sie war zu brutal und traurig, und im Endeffekt habe ich das Buch, trotz des wirklich guten Inhalts, nicht genießen können.
  
 

 Würdest du dein Leben aufgeben, um das eines anderen zu übernehmen? Leila hat Tess nie zuvor getroffen. Doch sie weiß mehr über sie als irgendjemand sonst. Tess hat Leila nie zuvor getroffen. Doch wenn sie unbemerkt aus der Welt scheiden will, muss sie Leila ihr Leben anvertrauen. Zu Beginn ist es leicht für Leila, sich online als Tess auszugeben. Niemand durchschaut ihr Spiel. Doch wie lange lässt sich eine solche Lüge aufrechterhalten? Okay, nehmen wir uns einmal dieses hypothetische Dilemma vor: Eine Frau leidet an einer Krankheit, die an und für sich nicht lebensbedrohlich ist, aber ihre Lebensqualität stark einschränkt und auch nicht heilbar ist. Nach reiflicher Überlegung kommt sie zu dem Schluss, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Aber sie weiß, dass sie damit ihrer Familie und ihren Freunden großen Kummer bereiten würde und handelt daher nicht. Dennoch wünscht sie sich verzweifelt den Tod und an dieser Einstellung ändert sich auch über die Jahre nichts. Irgendwann kommt sie zu dir und sagt, ihr sei ein Weg eingefallen, wie sie ihren Plan in die Tat umsetzen kann, ohne ihre Familie und ihre Freunde unglücklich zu machen, aber dafür brauche sie deine Hilfe. Was würdest du tun? Würdest du ihr helfen?

Dieses Buch. Oh nein, das ging gar nicht.

Es braucht wirklich viel, damit ein Buch mir nicht gefällt. Ich habe eigentlich eine ziemlich hohe Schmerzensgrenze. Ich versuche einfach immer, das Beste noch in Büchern zu sehen, über all positive Aspekte zu suchen, aber bei diesem Buch hatte ich da wirklich Mühe.
Die Geschichte um Tess und Leila klingt wirklich ziemlich interessant, ich weiß. Sie klingt nach einer Mischung aus…ja, einem Thriller, aber mit einer guten Prise Emotionen, da es ja Gründe geben muss, warum Leila das Leben von Tess übernimmt.

Emotionen? Naja. Am Anfang des Buches sagt die gute Leila “dass sie alles möglichst sachlich und neutral wiedergeben möchte” (oder so). Und was soll ich sagen, diese Antwort ist Programm. Leider war das Buch unglaublich sachlich und emotionslos geschrieben, dass es mich wirklich geschockt hat. Es war, als würde ein Roboter Leilas Geschichte erzählen, als wäre es der Autorin auch irgendwie egal, möglichst spannend zu schreiben. Sicher, manche Schreibstil, die sehr nüchtern oder gar schon emotionslos monoton geschrieben sind, haben ihren eignen, besonders Reiz. Dieses hat das Buch für mich nicht, vielleicht weil es diesen Reiz wirklich nicht hat, oder ich ihn nicht erkannt habe.
Leila war eine unglaublich unsympathische Protagonistin. Während der ersten 150 Seiten, während des Kennenlernens zwischen ihr und Tess schilderte. Sie hat sehr viele Dinge ständig wiederholt, emotionale Dinge sachlich und monoton wiedergegeben und dabei viele gute Ansätze zerstört. Denn das Leben von Tess an sich ist wirklich interessant, ich mochte Tess, ihr Ansichten und ihre Person an sich. Bei ihr und in der Story steckten so viele gute Ansätze, die leider ungenutzt blieben, weswegen das Buch für mich leider nur einen Stern verdient.



1 Kommentar:

  1. Forbidden gehört zu einem meiner Leiblingsbücher <3 Allerings kann ich vollkommen verstehen, weshalb es dir nicht ganz so zugesagt hat... Aber vielleicht ist genau das, das, was ich gerne daran mochte... ;)
    Naja gut, von Ich bin Tess wollte ich sowieso schon die Finger lassen, aber die Meinung hast du jetzt auch noch gut bekräftigt ;)

    Liebe Grüße
    Chrisi

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