Mittwoch, 27. September 2017

|Rezension| "The Long Way to a Small Angry Planet" von Becky Chambers

The long way to a small angry planet | Becky Chambers | CreateSpace | Englisch | eBook | ca.1,50€ | Kaufen?
  
When Rosemary Harper joins the crew of the Wayfarer, she isn't expecting much. The Wayfarer, a patched-up ship that's seen better days, offers her everything she could possibly want: a small, quiet spot to call home for a while, adventure in far-off corners of the galaxy, and distance from her troubled past.

But Rosemary gets more than she bargained for with the Wayfarer. The crew is a mishmash of species and personalities, from Sissix, the friendly reptilian pilot, to Kizzy and Jenks, the constantly sparring engineers who keep the ship running. Life on board is chaotic, but more or less peaceful - exactly what Rosemary wants.

Until the crew are offered the job of a lifetime: the chance to build a hyperspace tunnel to a distant planet. They'll earn enough money to live comfortably for years... if they survive the long trip through war-torn interstellar space without endangering any of the fragile alliances that keep the galaxy peaceful.

But Rosemary isn't the only person on board with secrets to hide, and the crew will soon discover that space may be vast, but spaceships are very small indeed.

 
Wunderschönes Lied, aber fast schon etwas zu heart wrenching für diese Story.

 
Ich weiß gar nicht mehr, wie lange es her ist, seitdem ich das letzte Science-Fiction Buch gelesen habe. Auf jeden Fall schon eine Weile, was allerdings nicht unbedingt daran liegt, dass ich das Genre nicht leiden kann, sondern eher, dass mich nur wenige Bücher wirklich ansprechen. Auch dieses Buch hatte ich lange gar nicht auf dem Schirm, bis es dann gleich zwei Booktubern, deren Meinung ich sehr schätze, gut bis sehr gut gefallen hat. Aufgrund von Adrianas und Tasmins Review habe ich mir dann das eBook zugelegt und nun endlich gelesen. Und ich kann nur sagen: Es war eine absolut gute Entscheidung!

In dem Buch geht es um die Crew des Raumschiffes Wayfarer, welche mit ihrer Multi-Spezies Crew durch von Krieg zerrüttetes Territorium und offenes All zu ihrem nächsten Arbeitsauftrag fahren muss.


Was eher seltsam und doch leider recht stereotyp klingt, ist in Wirklichkeit eine wunderbare Geschichte, die jede Ecke meines Herzens berührt hat. Dies lag vor allem an der wunderbaren Crew und dem genialen Arsenal an Charakteren, mit denen Chambers hier auffährt.
Die Story an sich ist eher ruhig, verpasst es dabei aber nicht, ständig kleine Actionszenen und fast-paced Kapitel einzufügen, um immer mal wieder die Stimmung etwas aufzumischen. Dabei ist die ruhigere Atmosphäre aber keineswegs negativ und versetzt dem Buch auch keinem langweiligen Charakter, ganz im Gegenteil: Ich hatte das Gefühl, dass wir dadurch eine sehr gute Chance hatten, die Charaktere und vor allem die Welt kennenzulernen, die Becky Chambers kreiert hat.


Denn ganz ehrlich, das Universum, welches Becky Chambers hier zwischen den Zeilen lebendig werden lässt, ist absolut genial. Unzählige verschiedene Spezies und mit ihnen Gesellschaftsformen, Werte und Norme, Sprachen und Kulturen und Religionen werden hier vorgestellt und wie ganz selbstverständlich in die Story mit eingewoben. Was man dabei immer wieder unterschwellig bemerkt: Becky Chambers erschafft hier eine unglaublich diverse Welt, in der so viele verschiedene Ideen und Lebensformen und Einstellungen und Ausrichtungen Platz finden ohne, dass es jemals over the top oder zu viel wirkt. Ich fand es großartig, wie sie z.B. eine Gesellschaft schafft, in der Familienstrukturen eben nicht auf die biologische Familie bezogen sind oder eine Spezies, die in ihr Leben als weiblich beginnt, dann männlich werden und ihr Leben weder als das eine noch das andere beenden. Oder einen Charakter, der das Pronom „they“ benutzt. Und so viele weitere, augenscheinlich erstmal kleine Sachen, die aber, wenn man aktiv darauf achtet, so wichtig sind. Ob es die Randerwähnung ist, dass ein Charakter zwei Väter hat und es niemanden verwundert, man den verschiedenen Spezies weder Sexualität noch Geschlechter automatisch andichtet…all das ist Diversität und verweist auf eine Regenbogengesellschaft, die wir eigentlich jetzt schon haben, aber die viel zu wenige Bücher und Menschen darstellen und für voll nehmen. 


Dazu kommt, dass Becky Chamber durch ihre Multi-Spezies Crew auch darauf verweist, wie wichtig Toleranz und Akzeptanz und vor allem Offenheit für intergalaktische, beziehungsweise im Rückschluss auf uns internationale, Zusammenarbeit ist. Ja, es gibt Sprachbarrieren und Missverständnisse, weil Kulturen manchmal einfach so unterschiedlich sind, und es ist bestimmt nicht immer einfach, für alles offen und verständnisvoll zu sein, aber es ist notwendig und die einzige Art und Weise, wie man miteinander umgehen sollte. Dieser Gedanke spiegelt sich so schön im Miteinander der Charaktere wieder und regt auch den Leser zum Nachdenken und reflektieren an. Im Zuge dessen kommentiert Chambers ebenfalls unterschwellig Ideen von sozialer Gerechtigkeit und Menschenrechten, die hier am Beispiel von künstlichen Intelligenzen und Klonen aufzeigen, wie ungerecht und unmenschlich es ist, eine Zwei-Klassen-Gesellschaft aufzubauen, in der Minderheiten diskriminiert und ihnen durch Rassismus bestimmte Recht abgesprochen werden. Wie gesagt, denkt man dann genauer drüber nach, kann man auch hier wieder sofort die Brücke zurück zu unserer eigenen Welt und Gesellschaft schlagen.

Ich finde es großartig, wie Becky Chambers es schafft, all dies in ihr Buch zu packen, ohne dass es wie ein moralischer Zeigefinger im Leserauge bohrt. Ich glaube, ein großer Anteil daran hat der Fakt, dass sie scheinbar mühelos all diese gesellschaftlichen Knackpunkte in einen anderen Kontext setzt und sie damit in ihr Weltraumabenteuer integriert, sodass man gleichzeitig eine spannendes Space-Wettrennen verfolgen kann, aber sobald man das Buch zuklappt angehalten wird, die Geschichte zu reflektieren und auf unsere eigene Realität zu beziehen, nur, um dann festzustellen, dass Chambers eigentlich etwas viel Wichtigeres zu sagen hat. Ich glaube, das ist dann dieser Mehrwert, den wir bei Büchern so oft suchen.


Der aber wohl größte Punkt, warum ich dieses Buch so geliebt habe, waren die Charaktere. Ich fand es großartig, wie sie von so vielen verschiedenen Spezies und Kulturen kamen und trotzdem alle zusammen auf dem Raumschiff arbeiteten. Chambers zeigt gewissermaßen auf, wie sie intergalaktische (à internationale) Zusammenarbeit für richtig hält. Es war so schön zu sehen, wie sich jeder in der Crew um Akzeptanz und Toleranz bemühte, aber niemand Scheu davor hatte, andere Mitglieder zum Beispiel darauf hinzuweisen, wenn sie etwas rassistisches oder unangebrachtes gesagt oder getan hatten. Und vor allem habe ich die Diversität geliebt! Sei es die Liebegeschichte zwischen einem behinderten Techniker und einer künstlichen Intelligenz oder dem menschlichen Captain und einer Alien-Soldatin die mit Farben statt mit Stimme kommuniziert, die tiefe Freundschaft zwischen allen Crew-Mitgliedern, der enthusiastische non-binary Koch mit 6 Stimmbändern…sie und noch so viele mehr haben das Buch unglaublich bunt und faszinierend gemacht. Durch sie wurde selbst das Lesen über den Alltag an Bord des Raumschiffes unheimlich spannend und ich hing förmlich an den Seiten, um mehr über diese Welt, diese Charaktere, diese Geschichte zu lernen.


Dabei sind mir alle Charaktere natürlich wahnsinnig ans Herz gewachsen. Ich habe mich so wohl gefühlt, in mitten dieser Crew Abenteuer zu erleben und alleine diese Wärme und Liebe, die sich in dieser Geschichte findet, bleibt noch lange nach beenden der letzten Seite mit dem Leser hängen. Das Buch ist ein Standalone und hat glücklicherweise eines dieser wunderschönen Enden, die einen mit genug Antworten und gleichzeitig noch genug Fragen zurücklassen, sodass es gleichzeitig abgeschlossen und trotzdem noch mit Platz für die eigene Phantasie endet.

Als ich an Board der Wayfarer gekommen bin, wusste ich nicht so richtig, was mich erwartet, aber ich war gespannt, mit ihr auf die Reise zu gehen. Und ich bin so froh, dass ich das Buch gelesen habe, denn all die Abenteuer dieser Geschichte in dieser genialen Welt mit dieser wunderbaren Crew hätte ich nicht missen wollen. Ein grandioses Abenteuer mit ganz viel Diversität, einem komplexen und herrlich bunten World-Building und einer Crew aus diversen Charakteren, die einem unheimlich ans Herz wachsen. Besonders schön ist es, dass dieses Buch über die eigentliche Geschichte hinaus unglaublich viele wichtige Gedanken zum Thema Toleranz, Diversität, soziale Gerechtigkeit und Zusammenarbeit hat, die den Leser zum Nachdenken bringen und deren Beachtung ich mir in viel mehr Büchern wünsche würde. Danke Becky Chambers, für dieses tolle Weltraumabenteuer mit unglaublichen Mehrwert! Ich vergebe 5 Sterne.
 

 

4 Kommentare:

  1. Hi Kücki
    deine Rezension macht mir gerade total Lust auf das Buch, es liegt in der deutschen Ausgabe schon etwas länger auf meinem SuB und irgendwie habe ich es dort fast vergessen aber ich sollte es wohl unbedingt möglichst bald mal lesen, es klingt echt toll. Schon nur die Zitate klingen wirklich super.

    glg Nadja

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    1. Huhu Nadja :)

      Oh ja, ich kann es dir wirklich nur ans Herz legen, vielleicht hast du ja demnächst mal Lust drauf :) Wenn ja, dann schreib mir auf jeden Fall, wie du es fandest!

      Liebe Grüße
      Kücki ♥

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  2. Hi Kücki,

    eine tolle Rezension, die mir wirklich Lust auf dieses Buch bereitet, zumal ich generell schon fasziniert davon bin, obwohl mich der Klappentext gar nicht mal so sehr anspricht. Aber deine Beschreibung ändert das, weshalb ich es auf jeden Fall im Auge behalten werde. :)

    Liebe Grüße,
    Dana

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    1. Huhu Dana :)

      Vielen lieben Dank, es freut mich total, dass dich meine Rezension so überzeugen konnte, ich kann dir das Buch wirklich nur ans Herz legen! Falls du einen Kindle besitzt und dir das Buch vielleicht zulegen möchtest, ich glaube das gibt es momentan als eBook noch für 1€ :D

      Liebe Grüße
      Kücki ♥

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