Dienstag, 30. August 2016

|Rezension| "The Princess and the Hound" von Mette Ivie Harrison

The Princess and the Hound | Mette Ivie Harrison | Eos | English | eBook | ca. 5€ | Kaufen?
 
 
He is a prince, heir to a kingdom threatened on all sides, possessor of the animal magic, which is forbidden by death in the land he'll rule.
She is a princess from a rival kingdom, the daughter her father never wanted, isolated from true human friendship but inseparable from her hound.
Though they think they have little in common, each possesses a secret that must be hidden at all costs. Proud, stubborn, bound to marry for the good of their kingdoms, this prince and princess will steal your heart, but will they fall in love?

 
Haha fragt mich nicht wie ich darauf komme, aber die Musik hat echt irgendwie zu dem Buch gepasst xD

 
Viele von euch wissen, dass ich ein großer Märchenliebhaber bin. Ich liebe es, in Geschichten einzutauchen, die es schaffen, wichtige Elemente aus meinen liebsten Kindheitsgeschichten, aufzunehmen und mich damit gleichzeitig vertraut und fremd in der Geschichte fühlen lassen. Ich liebe es, wenn mich Bücher daran erinnern, wie meine Mutter mir früher vorgelesen hat, als ich noch so klein war, dass ich auf ihrem Schoß sitzend staunend die bunten Illustrationen bewundern konnte, und mich später unter die Decke gekuschelt habe, als die gruseligen Abenteuer wirklich angsteinflößend wurden. Ich liebe es, wenn ich ein Buch schließen kann, mit dem Gewissen, etwas daraus mitzunehmen, eine Botschaft, Moral oder Lehre für den Lebensweg. Deswegen liebe ich Märchenretellings, denn sie schaffen es am ehesten, dieses Gefühl für mich einzufangen. Aber umso schöner ist es doch, wenn ein Autor sich daran probiert, ein neues Märchen zu schaffen, und ihm das auch noch gut gelingt. Das ist einer der Hauptgründe, warum ich The Princess and the Hound so gerne mochte.


In dem Buch geht es um eine Welt, in der es viele verschiedene Königreiche gibt, und in jedem von ihnen leben ein paar Menschen, die anders sind, als die anderen: Animal-Magicks, Menschen, die Tiermagie nutzen, um zum Beispiel mit Tieren zu reden oder sogar Menschen in Tiere zu verwandeln. Diese Art der Magie ist verboten, wird verfolgt und bestraft, ist der Bestandteil aller Schauermärchen, und genau die Art von Magie, mit der Königssohn George geboren wurde. 

Was ich zuerst für ein Retelling von Die Schöne und das Biest, meinem absolutem Lieblingsmärchen, gehalten hatte, entpuppte sich sehr schnell als etwas anderes, etwas eigenständiges, ein moderne Märchen nicht dem geschuldet, dass es ein altes Märchen neu erzählt, sondern in neuer Zeit geschrieben ein altes Märchen sein will. Und das zieht Harrison wirklich alle Register. Sie erschafft eine wunderbare, klassische Märchenwelt, die detailreich ausgeschmückt wird und wie aus einem alten tschechischen Märchenfilm scheint. Wir haben Schlösser mit Ranken und tausend Türen, und Türmen mit Fanfaren und Ballsälen darunter, wir haben tiefe Wälder voller sprechender Tiere und noch mehr Geheimnissen, die in jedem Baumstumpf schlummern, und wir haben Magie, die an jeder Ecke spürbar ist, egal, wie sehr sie in dieser Welt verboten ist. Mir kam es vor, als hätte sie aus meinem Märchenbuch die Illustrationen genommen, sie tiefgründig mit magischen Worten beschrieben, und zu einer Welt zusammengesetzt, die magisch vertraut und geheimnisvoll fremd zugleich ist. 



In diese Welt, die sich alleine schon anfühlt wie die Decke, unter der ich mich vor dem bösen Wolf versteckt habe und riecht wie das alte Märchenbuch, aus dem mir meine Mama vorgelesen hat, in diese wirklich märchenhafte Welt setzt Harrison eine unbekannte Story, die uns durch das Buch führen möchte. Es ist eine langsame Story, manchmal schon fast zäh, mit ruhigen Worten erzählt, bedächtig und ohne Hektik, ganz so, als wollte die Autorin, dass man sich länger in diese Welt fallen lässt. Einen roten Faden gibt es lange nicht, da wir nicht wissen, was genau das Hauptproblem ist, was wir lösen wollen und wohin wir eigentlich gehen. Stattdessen bekommen wir Zeit, die Welt und die Charaktere kennenzulernen, alle möglichen kleinen Details, die uns auf dem Weg begegnen, in uns aufzusaugen, und zu hoffen, dass bald etwas passiert. Denn so schön und einladen die ruhige Story und die zauberhafte Welt auch ist, man möchte, dass der Stein ins Rollen kommt, und man voller Spannung an den Seiten klebt, wie damals, als man Mama beten musste, nur noch eine Seite mehr zu lesen. Und im Endeffekt kommt auch dieser Moment, in dem die Autorin alle kleinen Details, alles bisher geschehene zusammennimmt, in ihren Zaubertopf wirft, und daraus ein Ende zaubert, dass den Leser überrascht, schockt, aber vor allem endlich abholt und mitnimmt in die Geschichte. Es gibt so viele kleine Plottwist, das man sich wirklich wünschte, man hätte noch mehr auf einzelne Details geachtet, vielleicht hätte man sie dann erahnt, und gleichzeitig ist man seltsam froh, so sehr überrascht worden zu sein. Denn fernab von stereotypen Enden hat Harrison  Wege gefunden, ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen, und hat für diese auch ein würdiges, nicht-klischeehaftes Happy End gefunden.


Das einzige, was ich zu kritisieren habe, wären die Charaktere, denn während alles andere entgegen der typischen Märchenmerkmale ausschweifend und detailreich und tiefgründig ausgearbeitet und beschrieben wurde, fand ich die Charaktere ziemlich einfach gestrickt. Sie waren nicht blass, dass nicht, aber ich hatte das Gefühl, dass sie zu distanziert waren. Dass uns die 3.Person-Erzählweise uns diesmal wirklich getrennt hat und wir große Probleme hatten, uns wirklich in George hineinzuversetzen. Dadurch bleiben er und die anderen  Personen zunehmend distanziert und wirken ein bisschen hölzern, als würde ihnen das gewisse Etwas fehlen, was ihnen leben verleiht und sie mit Magie füllt.


Trotzdem wachsen sie einen ans Herz und treiben einen mit dem einen oder anderen Wort Tränen in die Augen, wenn sie die Aufgabe erfüllen, die ich zuletzt an Märchen so schätze: Sie übermitteln eine Botschaft. Und nicht nur eine: In der Geschichte lassen sich viele kleine Botschaften finden, mit viel Liebe durch das Buch verstreut wie Ostereier an Ostern, die einen jedes Mal treffen und tief im inneren erwärmen, und dort bleiben, um dich weiter zu begleiten, auch nachdem die letzte Seite gelesen ist.

Um den Zauber von Märchen in seinen Büchern einzufangen, muss man nicht immer nur den Weg gehen, neu zu erzählen und alte Elemente und Geschichten zu benutzen, sondern man kann sich ruhig trauen, eigene Geschichten zu erzählen, seinen eigene Märchenwelt zu bauen, mit Schlössern und Wäldern und allen drum und dran, mit einer poetisch erzählten, wenn auch manchmal sehr zähen Geschichte, die am Ende aber für Herzklopfen und Spannung sorgt und ganz ohne Klischee zu enden weiß, auch, wenn die Charaktere etwas distanziert waren, genau wie die Autorin es in diesem Buch vormacht. Denn Harrison muss keine Jahrhundertealte Märchenerzählerin sein, um eine Geschichte zu erzählen, die berührt und auch nach der letzten Seiten den Leser in seiner Welt gefangen hält, wie ein Kind nach der abendlichen Märchenstunde. Für dieses schöne, neue Märchen mit kleinen Schwächen und ganz viel Herzblut vergebe ich 4 Sterne.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen