Donnerstag, 4. August 2016

|Rezension| "The Heart of Betrayal" von Mary E. Pearson

Heart of Betrayal | Mary E. Pearson | Henry Holt and Co | Englisch | Hardcover | ca. 13€ | Kaufen?
  
Held captive in the barbarian kingdom of Venda, Lia and Rafe have little chance of escape. Desperate to save Lia's life, her erstwhile assassin, Kaden, has told the Vendan Komizar that she has the gift, and the Komizar's interest in Lia is greater than anyone could have foreseen.

Meanwhile, nothing is straightforward: There's Rafe, who lied to Lia but has sacrificed his freedom to protect her; Kaden, who meant to assassinate her but has now saved her life; and the Vendans, whom Lia always believed to be savages. Now that she lives among them, however, she realizes that may be far from the truth. Wrestling with her upbringing, her gift, and her sense of self, Lia must make powerful choices that will affect her country... and her own destiny.(wegen Spoiler verdeckt, zum lesen markieren!)

 
Seitdem ich dieses im Abspann von Alice hinter dem Spiegel gehört habe, hat dieses Lied auf meiner Playlist geschlummert, und nun bei diesem Buch endlich Verwendung gefunden. Ich fand es leider nicht so passend, wie ich dachte, was daran lag, dass das Lied einfach zu "powerful" war und die Story dadurch zusätzlich lahm erscheinen lassen hat.

 
Manchmal, da muss nicht alles stimmen, um gut zu sein. Manchmal muss eine nicht 5-Sterne-Bewertung nicht heißen, dass einem das Buch keinen Spaß gemacht hat. Ja, ich glaube, manche Bücher machen Spaß beim Lesen, sind vielleicht faszinierend, aber wenn man genauer darüber nachdenkt, haben sie einfach keine höhere Bewertung verdient. So ähnlich ging es mir mit diesem Buch, dem zweiten Band einer Reihe, die ich am Anfang so geliebt habe. Und ich glaube gar nicht, dass sie schlechter geworden ist, oder dass dieser Band schlecht war, aber ich glaube, ich bin ihm etwas entwachsen, oder kann mich nicht mehr so in ihn verlieben, wie in seine große Schwester. Oder muss schlichtweg sagen, dass es zwar Spaß gemacht hat, es zu lesen … aber es einen nicht mehr vollkommen zufriedenstellt. Ohne, dass es ein Beinbruch ist. Oder?



In der Remnant-Chronicles Reihe geht es um die siebzehnjährige Lia, die kurzerhand am Tag ihrer Hochzeit vom Königshof ihrer Familie in Morrighan flüchtet, um sich in einem weitentfernten Dorf ein Leben weg von Ballsälen und Kronen zu errichten. Ungünstig nur, dass nicht nur der sitzengelassene Prinz ihr auf den Fersen ist…sondern auch ein Kopfgeldjäger.


Was den Charme dieser Reihe unmissverständlich für mich ausmacht, ist das geniale Worldbuilding, denn hier kann man sich wirklich an dem Buch laben und ein wahres Fest der Details genießen. In den Remnant Chronicles haben wir verschiedene Königreiche, alle mit verschiedenen politischen Systemen, mit verschiedenen Gesellschaftsstrukturen und Landschaften. Sie alle haben verschiedene Sprachen, die in der Geschichte wunderbar Verwendung finden und mich als absoluten Sprachliebhaber verzaubert haben. Es gibt außerdem allerhand an Geschichte, für jedes Land eine eigenständige Werte und Normen und Rituale, heilige Schriften und Geschichten, Traditionen und Ziele. Ich fand die Komplexität der Welt zu jeder Zeit faszinierend und habe es geliebt, wie wir, je weiter die Reihe sich fortsetzt, immer tiefer in die Welt eintauche können. 


In diesem Buch hatten wir die Chance, das kleine und sehr arme Königreich Venda zu besuchen, und ich muss zugeben, dass ich Venda von alle bisher besuchten Königreichen am faszinierendsten und spannendsten fand. Wir haben es hier mit einer beinahe schon barbarischen Diktatur zu tun, schließlich wird Venda von einem allmächtigen Komizar regiert, der nur ersetzt werden kann, wenn sein Möchtegern-Nachfolger ihn tötet und damit selbst den Titel erbt, wir haben den Glauben, dass es keine Kinder gibt und Elend und Gewalt in jeder Ecke. Und trotzdem finden wir eine gewisse Doppelmoral, Werte, die eigentlich wichtig sind, tiefe Freundschaftsbande und eine wunderschöne Geschichten und Sagenwelt, die zum Träumen einlädt. Venda hat mich wirklich verzaubert und ich wünschte, wir hätten noch mehr über diesen Teil der Welt erfahren.


Die Story war in diesem Buch größtenteils eher ruhig, was bis zu einem gewissen Punkt gut war, da man so die Zeit hatte, ebenbesagte Welt zu erkunden und zu verstehen, gegebenenfalls über erfahrenes nachzudenken und zu reflektieren. Allerdings hätte ich mir schon gewünscht, dass sich Pearson ihre Aktion nicht nur für die letzten 100 Seiten aufhebt, um diese dann viel zu hektisch abzuarbeiten. Ja, es macht Spaß, durch Venda zu streifen und den Alltag dort kennenzulernen, aber irgendwann wurde mir die Story zu eintönig. Einerseits hatte man zwar das Gefühl, dass es notwendig ist, einen eher ruhigeren Mittelteil zu wählen, damit Lia ihre Intrigen für das große Finale spinnen kann und die Charaktere Raum haben, sie zu entwickeln, aber auf großer Strecke war es mir dann doch zu langweilig, vor allem da viele Chance, der Story etwas Fahrt zu geben, verschenkt wurden.


Dazu kam, dass mir unsere Protagonistin Lia in diesem Band unglaublich unsympathisch wurde. Ja, sie ist glücklicherweise größtenteils nicht diese blauäugige Heulsuse, die nichts auf die Reihe bekommt, sondern durchaus verschlagen und risikofreudig, und die Intrigen, die sie in diesen Buch spinnt, waren auch echt gut gewebt, aber trotzdem hat sie viel von ihrer Sympathie einbüßen müssen. Einerseits dadurch, dass man deutlich merkte, wie sie das Liebesdreieck in eine Richtung schob und sie endlich einen der beiden Romeos favorisierte, aber genau diese Entwicklung hat ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Denn während sie den armen Typ Nummer 1, der nicht die Ehre ihrer Liebe bekommt, nach Strich und Faden für ihre Zwecke manipuliert und dennoch vorgibt, ihn gerne zu haben, wir sie bei unseren glücklichen Typen Nummer 2 zum naiven Prinzesschen, dass sich alles sagen und gefallen lässt. Es war eine ganz seltsame Situation, und mir kam es vor, als hätte Lia ihre Charakterzüge auf den Weg nach Venda verloren, und stattdessen eine widersprüchige, unsympathische Doppelgängerin erzählen lassen.


Auch unsere beiden Kerle waren mir eher suspekt, wobei ich Typ Nummer 1 immer noch sehr gerne mag. Ich finde seine innere Zerrissenheit einfach sehr spannend, auch wenn ich die Art und Weise, wie er am Ende damit umging, nicht gut fand. Trotzdem ist er wohl am besten charakterisiert, es macht Spaß, aus seiner Perspektive zu lesen, und ihn Stück für Stück mehr kennenzulernen. Dennoch bleibt er immer etwas im Dunkeln, und ich hoffe, dass er im dritten Band sich vollkommen entfalten darf. Typ Nummer 2…ja, ich finde ich langweilig, für mich hat er die Tiefe einer Untertasse und einen Faszinationsgrad von einem Teebeutel, ich finde ihn schlichtweg seltsam und kann ihn einfach nicht verstehen, er wirkt so unschlüssig charakterisiert und wird mir von Band zu Band unsympathischer. 


Was ich aber lobend erwähnen möchte, sind die Nebencharaktere, die zwar größtenteils eher blass blieben, aber dennoch interessant waren. Mein absoluter Lieblingscharakter: Der Komizar! Ich fand ihn von allen Charakteren am faszinierendsten, und hätte mir so gewünscht, ein Kapitel aus seiner Sicht zu lesen. Ich habe es geliebt, wie man immer wieder nur kleine Puzzleteile über ihn zugeworfen bekommt, aber nie so richtig sie zu einem Bild zusammenlegen kann. Dadurch wirkt er tiefgründig, obwohl man nur wenig über ihn weiß, und fasziniert den Leser bis zur letzten Seite wohl am meisten, zumindest mich. Aber auch Aster, eine Sklavin oder die beiden Straßenkinder fand ich toll.
 
Das Ende des Buchs fand ich trotz Cliffhanger irgendwie  nicht spannend und atemberaubend. Hätte die Autorin sich getraut, das letzte Kapitel wegzulassen, wäre ich wohl deutlich begeisterter gewesen. So aber habe ich das Gefühl, genau zu wissen, wie es wohl im finalen Band weitergeht, und so richtig finde ich daran keinen Gefallen. Das Buch hat trotzdem noch viele Dinge, für die es sich lohnen würde weiterzulesen, aber da ich Story und Charaktere zunehmend unsympathischer finde, weiß ich nicht, ob ich wirklich zu The Beauty of Darkness greifen werde.

Insgesamt musste ich The Hart of Betrayal mit einem enttäuschten Seufzer beenden. Pearson kann schreiben, und ihr fällt es leicht, eine grandiose Atmosphäre zu kreieren. Sie schafft es, eine wunderbare Welt zu erschaffen, in die ich mich von der ersten Seite an verliebt habe, und auch in diesem Band war ich erneut verzaubert von dieser komplexen und detailreichen Welt, die sie geschrieben hat. Venda als neuen Schauplatz war da noch die Kirsche auf der Torte. Aber das sind auch schon fast alle Dinge, die ich lobend erwähnen kann, denn sowohl die Story als auch die Charaktere waren mir in diesem Band definitiv zu schwach. Besonders letzteres fällt negativ auf, da die Charaktere zunehmend blasser und stereotyper wirken, anstatt tiefgründiger und einzigartiger. Einzige Ausnahme: Die Nebenfiguren, die mir richtig gut gefallen haben! Dennoch klappe ich das Buch mit einem eher missmutigen Gefühl zu, und weiß trotz Cliffhanger nicht, ob ich diese Reise weiterführen möchte. Daher insgesamt eher maue 3 Sterne.
 

 

1 Kommentar:

  1. Schöne Rezi :) Aber Schade, dass es dich nicht ganz überzeugen konnte.

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