Samstag, 6. Februar 2016

|Rezension| "The Scorpion Rules" von Erin Bow


The Scorpion Rules | Erin Bow | Margaret K. McElderry Books | Englisch | Hardcover | ca. 15€ | Kaufen?
  
Greta is a duchess and crown princess—and a hostage to peace. This is how the game is played: if you want to rule, you must give one of your children as a hostage. Go to war and your hostage dies.

Greta will be free if she can survive until her eighteenth birthday. Until then she lives in the Precepture school with the daughters and sons of the world’s leaders. Like them, she is taught to obey the machines that control their lives. Like them, she is prepared to die with dignity, if she must. But everything changes when a new hostage arrives. Elián is a boy who refuses to play by the rules, a boy who defies everything Greta has ever been taught. And he opens Greta’s eyes to the brutality of the system they live under—and to her own power.

As Greta and Elián watch their nations tip closer to war, Greta becomes a target in a new kind of game. A game that will end up killing them both—unless she can find a way to break all the rules.

 
 Dieser Song passt einfach richtig gut, und erinnert mich daran, dass ich unbedingt mal wieder den Film schaune muss :D

 
Warum lesen wir eigentlich dystopische Bücher? Ich glaube, viele Menschen tun es, weil wir uns an den Zustand gewöhnt haben, in dem wir alles irgendwie erklären können. In dem wir zu allem irgendwie antworten haben, oder zumindest wissen, wie wir die Dinge, wo es keine guten Antworten zu gibt, so interpretieren, dass wir einigermaßen eine bekommen. Was passiert nach dem Tod? Ähm, ja…keine Ahnung, aber hier hast du eine Vampirgeschichte, da hinten gibt es noch Geistergeschichten, direkt neben der Zombiesparte! Und wenn wir uns fragen, wie es mit unserer Welt weitergehen soll, wie es in 100, 200, 500 Jahren aussehen soll, dann können wir uns statistiken ansehen, Prognosen lesen, aber da die ja häufig schwierig und wenig spannend sind, können wir auch einfach Gedankenexperimente verschiedener Autoren lesen. Deswegen lese ich dystopische Romane, weil ich wissen möchte, was andere Menschen glauben, wie es mit uns weitergehen wird. Ganz zu schweigen davon, dass man neben der guten Geschichte sogar noch was lernen kann, oder belehrt wird. Häufig vermisse ich es deswegen bei dystopischen Büchern, dass sie, anstatt sich auf einer Liebesgeschichte festzufahren, wirklich mit unserer Welt experimentieren, mit Themen wie Terrorismus, Klimawandel oder Wissenschaft. Wem es genauso geht, der sollte vielleicht auf dieses Buch, The Scorpion Rules, ein Auge werfen.

 Unsere Welt über 400 Jahre in der Zukunft, die künstliche Intelligenz Talis hat die UN übernommen, und ein neues System entwickelt, um den Weltfrieden garantieren zu können. Jedes Land der Erde muss einen Erben an ihn abtreten, die sogenannten „Children of Peace“, welche von ihm als Geiseln gehalten werden. Entscheiden sich nun die Eltern, einen Krieg auf der Erde anzufangen, dann wird das erste Opfer ihr Kind sein, welches nämlich von als Bestrafung getötet wird. 

Klingt heftig, oder? Klingt aber auch noch etwas, was unglaublich aktuell, spannend, und hoffentlich voller moralischer Zwiespältigkeit ist. Und das war es auch. Wer sich dafür entscheidet, The Scorpion Rules (ich liebe diesen Titel irgendwie) zu lesen, der wird ganz schnell sehen, dass das dystopische Genre viel mehr sein kann, als emotionale Beziehungen und böse Regime. In diesem Buch fokussieren wir uns auf Terrorismus, auf Krieg, darauf, wie man Weltfrieden erreicht.


Haben wir uns nicht schon mal alle gefragt, wie die UN es eigentlich schaffen möchte, Weltfrieden zu erreichen, wie wir alle irgendwann mal Hand in Hand glücklich zusammenleben sollen? Ich persönlich hatte da immer meine naive Vorstellung von einer gerechten Welt inklusive Regenbögen, als ich jünger, jetzt halte ich Weltfrieden ganz pessimistisch für unmöglich. In diesem Buch gibt es ihn, den Weltfrieden. Er beruht aber nicht auf Nächstenliebe und Toleranz, ganz im Gegenteil. Um diesen Frieden zu erreichen, war man gezwungen, unmoralische Entscheidungen zu treffen, Dinge zu tun, die vielleicht nicht richtig sind, alles im Sinne, dass der Zweck die Mittel heiligt, und für das Wohl der Gemeinheit Einzelne leiden müssen. Ist es deswegen richtig oder falsch? Wann darf man Weltfrieden wirklich als Frieden ansehen? Das ist eines der großen komplexen Themen, die in diesem Buch angesprochen werden, und diese Diskussion hat mir sehr gut gefallen, Stellvertretend für die Politik, sogar für unsere Politiker, für die UN und Terroristen haben wir hier einen Charakter, unsere künstliche Intelligenz Talis. Talis trifft viele unmoralische Entscheidungen, ist unmenschlich und kaltherzig, er ist all das, was wir in unserem Kopf als Terrorist abstempeln. Hier kommt aber der Konflikt: Talis ist auch witzig, hat Emotionen, Träume, Vorstellungen, und war auf seine eigene Weise der Charakter, den ich am liebsten mochte. Er ist so komplex, genauso wie das Problem von Krieg und Frieden, und somit eigentlich der Teil des Buches, den ich persönlich grandios fand. Der Teil, der Bezug zu unserer heutigen Zeit hatte, der mich zum nachdenken gebracht hat, der mich immer noch zwiespältig hält, und über den ich gerne mehr gelesen hätte.


Leider wurde der grandiose Prolog über Talis abgelöst durch eine Story, die ich weitaus weniger gerne gelesen habe, auch wenn auch sie gute Teile hatte. Es ging nämlich um unsere Geiseln, die in der Percepture leben und jeden Tag in einfachsten Verhältnissen lernen, mit dem nötigsten Auszukommen, Unterricht in Geschichte und Politik bekommen, und unter sich ihre eigene kleine Familie bilden. Im ersten Teil der Geschichte unserer kleinen Gruppe passiert nicht sonderlich viel, wir lernen unsere Personen kennen, den Ort, die Welt. Und zuerst wirken viele Personen zu blass, zu dünn, die Idee der Geschichte gut, aber nicht wirklich für ein Buch geeignet. Erst später kommt die Geschichte ins Rollen und bringt viele interessante Aspekte ein. Unter anderem werden Drogen, Folter, Erpressung, Krieg thematisiert, heftige Themen, die grausam und sehr explizit beschrieben werden und einen eine Gänsehaut über den Rücken jagt. 


Was ich aber diesmal sehr lobend erwähnen muss, waren die Liebesgeschichten in diesem Buch. Sie waren gleichzeitig einer der besten, andererseits ein sehr schlechter Teil des Buches. Dies lag daran, dass es allgemein schwierig war, zu den Charakteren eine Bindung aufzubauen, denn abgesehen von den Stellen, die aus Talis Sicht geschrieben sind, liest sich das Buch wie ein Sachbuch, emotionslos und ehrlich gesagt war Talis, der nicht mal wirklich ein Mensch ist, der Einzige, zu dem ich irgendeine Bindung hatte. Selbst Verluste am Ende haben mich völlig kalt gelassen, etwas, was ich nicht sehr gerne habe. Das führte natürlich auch dazu, dass die Liebesgeschichten mich emotional leider nicht abgeholt haben, aber trotzdem fand ich ihre alleinige Existenz toll. Wir haben heterosexuelle Beziehungen, homosexuelle Beziehungen, bisexuelle Charaktere, und irgendwie ist das auch total egal. Es wird nicht einmal irgendwie erwähnt oder besonders hervorgehoben, sondern als Mädchen z.B. ein Mädchen zu küssen ist dort nicht einen Deut anders als einen Jungen zu küssen. Diese Normalisierung fand ich total klasse! 


Trotzdem hätte das Buch für mich viel besser funktioniert, wenn Talis die Hauptperson gewesen wäre. Denn seine Teile waren es, die mich begeistert haben, die voller Leben steckten, während der Rest des Buch leider eher kalt und seelenlos war. Deswegen hoffe ich sehr, dass sich in die Richtung hin im zweiten Teil etwas ändern wird. 
 
Ansonsten merkt ihr wohl schon, dass ich mit meiner Rezension nicht wirklich strukturiert was sagen, da dieses Buch sich nicht so Recht in Unterkategorien quetschen lässt. Hier beeinflusst alles irgendwie alles und es fällt mir schwer, mich über das Buch zu äußern, ohne in Spoiler oder eine Debatte auszubrechen. Es ist ein Buch, das einerseits mich unglaublich begeistert hat, mit seiner genialen Idee, seinen neutralen Diskussionen, seinen vielen Perspektiven zu heiklen Themen, den Bezug zur heutigen Zeit und besonders der stark politische und wissenschaftliche Touch. Auch Talis fand ich absolut genial, zwiespältig, aber genial! Leider bekommt das Buch eine stark sachliche Atmosphäre, was für die Idee förderlich ist, aber jede emotionale Bindung verhindert, sodass mich die Story oftmals gelangweilt hat, wenn es nur um die Personen ging, und viele Liebes- und Freundschaftsverhältnisse mich vollkommen kalt gelassen haben. Insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen, auch wenn es doch einige Schwachstellen hat. Deswegen vergebe ich 3,5 von 5 Sternen.


1 Kommentar:

  1. Hmm... am Anfang deiner Rezi dachte ich, du begeisterst mich jetzt doch nochmal dür das Buch. Ich hatte es vor ein paar Wochen mal angefangen zu lesen, und hatte ähnliche Probleme wie du, mit den langweiligen Passagen wo es um die Kinder geht. Mit denen konnte ich mich so gar nicht anfreunden und hab das Buch abgebrochen. So ein bisschen Lust hast du mir jetzt aber schon wieder auf die Geschichte gemacht. :) Vielleicht warte ich erst mal noch ab wie Teil 2 wird.

    AntwortenLöschen