No. 9677 oder wie mein Vater an fünf Kinder von sechs Frauen kam | Natasha Friend | Magellan Verlag | Deutsch | Hardcover | ca. 17€ | Kaufen?
Wer braucht schon einen Vater? Sie sicher nicht, davon ist Hollis fest
überzeugt – bis ihr Halbbruder Milo in ihr Leben tritt. Denn er will
ihren gemeinsamen Vater finden und braucht Hollis’ Hilfe. Aber warum
sollte sie bei so einer Schnapsidee mitmachen? Immerhin kennt sie Milo
kaum, mal ganz zu schweigen von dem „Vater“, der sie in einem
Reagenzglas gezeugt hat. Einem Mann, dessen Namen sie nicht einmal weiß.
Und das ist auch verdammt gut so.
Richtig abgefahren aber wird es, als Milo herausfindet, dass sie nicht die einzigen Kinder von Samenspender No. 9677 sind. Widerwillig lässt sich Hollis auf die Spurensuche ein – und stellt fest: Familie ist das, was man daraus macht.
Richtig abgefahren aber wird es, als Milo herausfindet, dass sie nicht die einzigen Kinder von Samenspender No. 9677 sind. Widerwillig lässt sich Hollis auf die Spurensuche ein – und stellt fest: Familie ist das, was man daraus macht.
Ein fluffiges, aktuelles Lied welches wirklich gut zum Buch gepasst hat! :D
Manchmal gibt es Bücher, die einen
nicht unbedingt durch ihre Inhaltsangabe oder ihre Aufmachung
ansprechen, sondern einfach durch ihr verrücktes Cover oder einen
seltsame Titel deine Aufmerksamkeit einfangen können So reizte mich
eine Geschichte, in welcher ein paar Jugendliche ihren leiblichen
Vater suchen, welcher ihren Familien als Samenspender ausgeholfen
hat, eigentlich gar nicht so sehr, aber der herrlich komische Titel,
dazu noch das wunderbar biologische Cover, wirklich ich finde die DNA
Helixe seltsamerweise total ästhetisch xD, konnten mich einfach
nicht kalt lassen, als die liebe Cara sie mir und Mareike vorstellte.
Kurzerhand wurde das Buch angefragt, gelesen…und was soll ich
sagen: Auch, wenn es definitiv kein perfektes Buch ist, hat es seinem
Titel alle Ehre gemacht.
In dem Buch geht es um die 5
Halbgeschwister Hollis, Milo, Abby, Noah und Josh, wobei Hollis und
Milo im Vordergrund stehen und unsere Erzähler sind. Sie alle wurden
mit den gespendeten Samenzellen von No. 9677 gezeugt und wollen sich
nun auf die Suche nach der Person hinter dieser Nummer begeben. Dabei
lernen sie aber noch viel mehr über sich selbst kennen…
Das Buch ist ein typisches
Feelgoodbuch, welches man Lesen kann und welches einem einfach Freude
bereitet. Die Autorin schreibt mit einem ganz wunderbaren, leicht
ironischem Humor und bringt so den Leser durchgehend zum Lachen. Vor
allem spritzige Dialoge und clevere Wortwitze lockern das gesamte
Konstrukt auf, welches nämlich trotz seiner locker-leichten
Erzählweise durchaus ernste Themen anspricht.
Dies fängt damit an, dass sowohl
Hollis als auch Milo, welche unsere beiden Protagonisten sind, beide
zwei Mütter haben und somit mit allen Schwierigkeiten konfrontiert
werden, die unsere Gesellschaft Familien, die nicht unserem
heteronormativen Bild entsprechen, aussetzen. Ohne zum Moralapostel
zu werden oder die Stimmung kippen zu lassen spricht das Buch ganz
direkt diese Probleme an und überlässt es dem Leser, selbst zu
urteilen und sich dem Ausmaß dieser bewusst zu werden. So darf zum
Beispiel Hollis‘ Mutter ihre Lebenspartnerin nicht heiraten, was
dazu führt, dass sie ebendiese auch nicht besuchen darf, als diese
im Krankenhaus liegt. Oder Hollis erfährt bereits in der
Grundschule, dass es noch viel zu viele Menschen gibt, die
Homosexualität und andere nicht heteronormative Lebensstile als
„schändlich“ ansehen. Selbst ich, die ich glaubte, viel über
die Schwierigkeiten der LGBTQIA+ Community Bescheid zu wissen, wenn
auch nur auf theoretischer Basis, habe hier noch das eine oder andere
gelernt und verdeutlicht bekommen, was für einen langen Weg wir noch
zu gehen haben, um im Bereich LGBTQIA+ soziale Gerechtigkeit zu
erreichen.
Ein weiterer ernsterer Aspekt des
Buches beschäftigt sich mit Trauerbewältigung und Schuldgefühlen,
da einer unserer Protagonisten durch den Tod einer seiner Mütter
sehr stark beeinflusst wurde. Sowieso geht es in dieser Geschichte
auch viel darum, herauszufinden, wer man ist und sein möchte. Auch
Themen wie erste sexuelle Erfahrungen und Liebesbeziehungen, Drogen
und Selbstbild spielten hier eine Rolle, wobei das Thema Liebe
angenehm in den Hintergrund rutschte und viele andere Themen, die
gerade für Jugendlich im Alter unserer Protagonisten, welche sich
gerade in der ersten Phase der Pubertät befinden, wichtig sind. Der
Fokus wird hier darauf gelegt, dem Leser zu zeigen, was Identität
ist und was diese ausmacht, und das es im Endeffekt nicht dein Erbgut
oder dein Aussehen oder deine Sexualität ist, die dich definiert,
sondern dass du aus so vielen tausend Puzzleteilen bestehst, die alle
gemeinsam ein einzigartiges, wunderschönes Bild ergeben.
Kleine Kritikpunkte möchte ich bei den
Charakteren äußern. Ich habe unsere Nebencharaktere Abby und Noah
unglaublich ins Herz geschlossen, ebenso wie die Mütter von Hollis
und Milo, hätte mir aber bei ihnen allen etwas mehr Tiefe gewünscht.
Hollis fand ich leider durchgehend etwas nervig, ich mochte ihren
Humor und ihre Art und Weise, wie sie voller Selbstbewusstsein durchs
Leben ging und sich von niemanden etwas sagen ließ. Aber manchmal
mal ging mir ihre „Komm mir nicht zu Nahe Einstellung“ etwas auf
den Keks, erst gegen Ende wurde ich richtig warm mit ihr. Auch Milo
hat manchmal wirklich genervt, er blieb mir bis zum Ende irgendwie zu
distanziert und seinem Charakter fehlte irgendwie das Gewisse etwas,
was ihn besonders gemacht hätte.
Aber, auch wenn ich die Charaktere
einzelnd eher weniger mochte, fand ich sie dafür als Gruppe umso
besser. Die Gruppendynamik zwischen den vier Geschwistern war einfach
klasse und ich habe es so gemocht, wie sich das Verhältnis der vier
über das Buch hinweg entwickelt hat. Gerade, wenn man selbst
Geschwister hat, wird einem ganz warm ums Herz, wie diese vier
Jugendlichen langsam aber sicher zu einer Familie werden und
erkennen, dass manchmal der Weg das Ziel ist.
Sowieso liebe ich, wie bei diesem Buch
so gekonnt der Schritt geschafft wurde, eine kleine Liebesgeschichte
einzubauen, aber trotzdem nie den Fokus von der Familie zu nehmen.
Denn ich glaube, gerade in den Anfangszeiten der Pubertät ist die
Familie das erste Milieu, in dem man seine Identität sucht. Trotzdem
war die Liebe als Thema wunderbar in den Plot eingewoben und
altersgemäß behandelt. Es war einfach wirklich zuckersüß
geschrieben und hat einen wirklich das Herz erwärmt.
Das Ende des Buches fand ich leider
ziemlich hektisch und zu plötzlich, ich glaube, der Geschichte an
sich hätten ein paar Seiten mehr nicht geschadet. Das Buch war
nämlich ziemlich abrupt zueende und auch, wenn einige Unbeantwortete
Fragen defintiv die Botschaft des Buches gestützt haben, so wirkte
es teilweise einfach so, als hätte die Autorin keine Lust mehr
gehabt, sich noch mehr auszudenken. Die Botschaft war wie gesagt aber
trotzdem gelungen rübergebracht.
No. 9677 oder wie mein Vater fünf
Kinder von sechs Frauen bekam ist nicht nur ein erfrischend anderer,
orgineller und herrlich seltsamer Titel, sondern hinter ihm versteckt
sich eine mindestens genauso orginelle, frische und wunderbare
Geschichte über vier Geschwister auf der Suche nach ihrem Vater.
Viel mehr aber erzählt dieses Buch von vier Jugendlichen, die auf
der Such nach ihrem Vater zwischen Familie, beginnende Pubertät,
erste Erfahrungen in der Liebe, Austesten von Grenzen und Frage nach
der eigenen Identität am Ende zu sich selbst finden. Kleine
Kritikpunkte für blasse und teils etwas schwierige Charaktere, dafür
ein großes Plus für den großen Familienaspekt, ganz viel Wärme
und einer großen Portion Awareness für dieLGBTQIA+ Community. Ein
schönes, bisschen schrulliges Jugendbuch, das ich jedem empfehlen
kann, der diesen Sommer nach einem warmherzigen, locker-leichten Buch
über Freundschaft, Familie und Erwachsenwerden sucht. Ich vergebe 4
von 5 Sternen.
*Vielen Dank an den Magellan Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Das klingt nach einem orginellen Buch und ausnahmsweise mal nicht nach einer ausgelutschten Liebesgeschichte. Ich glaube, du hast mich mehr als neugierig gemacht...
AntwortenLöschenTolle Rezension, sie ist seehr einnehmend :D *buchbestell*