Mittwoch, 21. Dezember 2016

|Reihenrezension| "Six of Crows Duology" von Leigh Bardugo

Six of Crows | Crooked Kingdom | Leigh Bardugo | Orion Children's Books | Englisch | Hardcover | ca. 15€ pro Buch | Kaufen?
 
Ketterdam: a bustling hub of international trade where anything can be had for the right price—and no one knows that better than criminal prodigy Kaz Brekker. Kaz is offered a chance at a deadly heist that could make him rich beyond his wildest dreams. But he can't pull it off alone...

A convict with a thirst for revenge
A sharpshooter who can't walk away from a wager
A runaway with a privileged past
A spy known as the Wraith
A Heartrender using her magic to survive the slums
A thief with a gift for unlikely escapes


Kaz's crew are the only ones who might stand between the world and destruction—if they don't kill each other first.

 
Also wenn eine Band den perfekten Soundtrack für diese Reihe zusammenstellen müsste, dann wäre es für mich definitiv Imagine Dragons! Auch dieses mal war ihr Song zu diesem Buch fantastisch!

 
Es gibt so Buchreihen, die möchte man einfach nicht beenden. Buchreihen, die man wie die liebsten Kinderschuhe an sich drückt, obwohl man sie eigentlich gegen neue Schuhe eintauschen müsste, die einen wie warme Decke einhüllen, in denen man sich so fühlt, dass man nicht einsehen will, dass es mal wieder Zeit wird, die Bettwäsche zu wechseln, einfach, weil man sich so wohl in ihnen fühlt. Weil man die Charaktere so sehr ins Herz geschlossen hat, das man sie wie kleine, fiktionale Freunde einfach zu kennen scheint, weil man die Welt so sehr verinnerlicht hat, das man meinen könnte, es gäbe sie wirklich. Diese Buchreihen, über die man Reihenrezensionen wie diese hier schreibt, in denen man in ewig langen Hypotaxen davon schwärmt, wie toll und wichtig und einzigartig die Reihe ist, obwohl das einzige, was man eigentlich schreiben möchte, ist: LEST DIE REIHE! So ein Review wird das hier werden, ein Review voller Lobeslieder und Abschiedstrauer von einer Reihe, die mich nicht noch unendlich begeistert, sondern auch einiges gelehrt hat.


Bei dieser Reihe handelt es sich um die Six of Crows Duology von Leigh Bardugo, ein Zweiteiler, welcher die Geschichte von sechs Kriminellen Jugendlichen erzählt, welche sich zusammentun, um eine unmögliche Aufgabe für eine unmöglich geniale Bezahlung zu lösen. Aber natürlich ist dies erst der Beginn zahlreicher Abenteuer, die unsere sechs bestehen müssen.
Dies war auf den ersten Blick damals für mich nur ein Versuch Bardugos, aus ihrer erfolgreichen Welt um Ravka, mit welcher sie sich in der Grischa Reihe einen Namen gemacht hat, noch mehr Profit zu schlagen, und uns noch eine Reihe zu geben, die sich in dieser Welt abspielt. Ich erwartete nicht viel, war aber dennoch interessiert genug, den ersten Band zu lesen, schließlich fand ich die Shadow and Bone Reihe wirklich gut. Tja, wenn ich heute diese Zeilen schreiben, kann ich mir nur selbst dankbar sein, diese Reihe gelesen zu haben. Denn was Bardugo hier geschrieben hat, ist meilenweit entfernt davon, ein bloßes Profit-Produkt zu sein, welches seelenlos und uninspiriert daherkommt.


 Ganz im Gegenteil, ich könnte endlos viele Gründe nennen, warum es sich lohnt, dieser Reihe eine Chance zu geben, möchte mich aber auf 3 wesentliche Punkte beschränken, die mir am wichtigsten vorkommen.


Der erste Grund, diese Reihe in seinen Warenkorb zu packen, ist, um sich selbst ein Ticket in Bardugos unfassbar geniale Welt zu kaufen. Wer die Grischa Reihe kennt wird sich mit Sicherheit an Ravka erinnert, eine entfernt an Russland angelehnte Fantasywelt, welche mich sehr begeistern konnte, mit ihrer Volksmärchenmagie und Dunkelheit, die magisch zwischen den Seiten ruhte. Für Six of Crows geht Bardugo allerdings noch einen ganzen Schritt weiter, raus aus dem vertrauten Ravka, welches die Leser so lieben, und macht sich stattdessen die Mühe, diese Welt, in der Ravka liegt, auszubauen, zu gestalten, und sie zum Handlungsort zu machen. Dazu dient in erster Linie Ketterdam, eine fiktionale Hafenstadt, die an das Amsterdam zur Zeiten der Dutch Republic angelehnt ist, welche einen starken Kontrast zu dem eher…naja, traditionellen Ravka bildet. Ketterdam ist eine Stadt des Profits und des Kapitalismus, regiert durch einen Kaufmänner Rat und mit einer riesigen Kriminalitäts-und Armutsrate. Und trotzdem eine Stadt, in die man sich trotz allen Drecks und Untaten irgendwie verliebt. Ein Setting, welches durch seine Authenzität und geniale Ausarbeitung sich sofort in mein Leserherz katapultierte und den perfekten Standort für unsere Handlung darstellt. Sowieso erweiterte Bardugo ihr Spektrum an fiktionalen Handlungsorten um so ein breites Repertoire, dass man aus dem Staunen vor lauter verschiedenen Sprachen, Religionen und Kulturen gar nicht mehr rauskommt. Aber genau das liebe ich an Fantasybüchern!
Womit wir beim zweiten Punkt wären, warum ihr diese Reihe auf euren Nachttisch zum Lesen legen solltet: Holy Moly (was ich jetzt einfach mal schreibe, da dies hier sowieso keine sachliche Rezension mehr wird xD), ich liebe es, wie vielschichtig und komplex Bardugo diese Handlung gestaltet hat. Wie viele Strategien und Intrigen und Wirrungen sie in diese Handlung gewoben hat, so sehr, dass man als Leser höllisch aufpassen musste, nicht durcheinander zu kommen und hinters Licht geführt zu werden, was Bardugo natürlich dennoch mehr als erfolgreich geschafft. Durch eine Liebe zum Detail und zu unzähligen Handlungsstränge, die sie am Ende auf magische Weise immer wieder zusammenfädeln kann, hat sie es geschafft, eine komplexe und intrigante Geschichte zu konstruieren, welche praktisch davon lebt, auf der einen Seite geschockt zu werden, während auf der nächste Seite die komplette Handlung gewendet wird, nur um auf der wieder nächsten festzustellen, dass es nur ein Bluff war. Und dabei ergibt dennoch alles so fantastisch ein stimmiges Gesamtbild ohne jegliche Plot Holes, das ich Bardugo gerne für so viel Raffinesse gratulieren möchte. Ich denke, selbst Kaz wäre gegen sie aufgeschmissen, diese Frau ist wahrlich eine Meisterin der verwobenen Handlungen.


Aber der wirklich triftigste Grund, warum ihr dieses Buch eigentlich jetzt schon in den Händen haben solltet, sind die Charaktere. Und nicht nur die Charaktere an sich, die unglaublich messed up und fantastisch und authentisch sind, sondern vor allem die Diversity, die sich mitbringen. Wir haben einen Charakter, der eine Krücke zum Gehen benutzten muss und keine Menschen berühren kann, ein Flüchtlingsmädchen, welches als ehemalige Sklavin leben musste, People of Color, einen brillianten Jungen mit Dyslexia... Menschen, die“ diverse“ sind und wundervoll und einfach zeigen, dass es lange überfällig ist, Charaktere in Geschichten aufzunehmen, die „diverse“ sind und zeigen, dass unsere Gesellschaft zum Glück nicht nur aus heterosexuellen, weißen Menschen besteht, die able-bodied und christlich sind. Ich bin so froh, dass Bardugo es schafft, eine so bunte Truppe zum Leben zu erwecken, und damit die wunderbare Vielfalt unserer Welt zu zeigen, und nicht nur das, sondern sie auch, meiner Meinung nach, sehr authentisch und mit genügend Spielraum versehen in ihre Geschichte integriert. Jeder Charakter ist für sich einzigartig und wächst einem unglaublich ans Herz, so voller Individualität und Inspiration sprühen sie. Bardugo hat wirklich jeden einzelnen so detailreich und genial charakterisiert, ihnen Entwicklungsraum und Fehler gegeben, dass man sich kaum vorstellen kann, dass diese Charaktere nur fiktiv sein sollen. Ich habe die gesamte Crew so sehr in mein Herz geschlossen, und dies ist wohl der schwerwiegendste Grund, warum es mir so schwer fällt, die Reihe beendet zu haben.


Dennoch lässt mich das Ende hoffen, dass wir vielleicht irgendwann noch einmal nach Ketterdam und den Dregs zurückkehren können. Denn auch, wenn das Ende abgerundet und ehrlich und zwar nicht perfekt, aber genau dadurch irgendwie schon perfekt war, habe ich das Gefühl, dass in dieser Dilogie dennoch noch genug Potenzial steckt, um noch mehr Geschichten zu erzählen. Zumindest würde ich mir dies sehr wünschen.

Insgesamt hat Leigh Bardugo mir einfach genau das gegeben, was ich lese möchte: Ein komplexe, kreatives Fantasyabenteuer in einer atmosphärischen, detailreichen Welt die sich vor meinen inneren Augen konstruiert, gefüllt mit einer vielschichtigen und spannenden Story, die von Charakteren erzählt wird, die Vielfalt und Individualität und Authenzität ausstrahlen. Realistische Entwicklungen, halsbrecherische Plottwists, und Liebesgeschichte, die nicht immer mit einem Kuss im Sonnenuntergang enden, sondern viel tiefgründiger und ehrlicher sind. Freundschaften, die mir das Herz bluten lassen, eine ganz eigene Atmosphäre, die es unmöglich in Worte zu fassen gibt. Ganz einfach gesagt also: Eine Reihe, von der man sich nicht verabschieden möchte, und der ich, wenn ich könnte, mehr als 5 Sterne geben würde. In diesem Sinne kommen dann doch noch die Worte, die als dies hier am besten zusammenfassen: LEST. DIE. REIHE!
 

2 Kommentare:

  1. Gut zusammengefasst :D Dann lese ich mal die Reihe ;)
    Davor möchte ich allerdings die Grischa Reihe lesen :)

    Liebe Grüße
    Carly

    Übrigens findet bei mir ein Gewinnspiel statt. Vielleicht hast du Lust vorbei zu schauen?

    AntwortenLöschen
  2. Ich mag Grischa von Leigh Bardugo sehr gerne und deshalb wird die Reihe definitiv auf meiner Liste landen!Ich lass dir noch ein paar Weihnachtsgrüße da und falls du Lust hast bei einer Challenge mitzumachen und vielleicht auch meinem Team beizutreten würde ich mich wahnsinnig freuen <3
    https://juliaslesewelten.blogspot.de/2016/12/human-vampire-magic-challenge-3.html

    AntwortenLöschen