Samstag, 26. November 2016

|Rezension| "Furthermore" von Tahereh Mafi

Furthermore | Tahereh Mafi | Dutton Books for Young Readers | Englisch | eBook | ca. 5€ | Kaufen?
  
There are only three things that matter to twelve-year-old Alice Alexis Queensmeadow: Mother, who wouldn’t miss her; magic and color, which seem to elude her; and Father, who always loved her. The day Father disappears from Ferenwood he takes nothing but a ruler with him. But it’s been almost three years since then, and Alice is determined to find him. She loves her father even more than she loves adventure, and she’s about to embark on one to find the other.

But bringing Father home is no small matter. In order to find him she’ll have to travel through the mythical, dangerous land of Furthermore, where down can be up, paper is alive, and left can be both right and very, very wrong. It will take all of Alice's wits (and every limb she's got) to find Father and return home to Ferenwood in one piece. On her quest to find Father, Alice must first find herself—and hold fast to the magic of love in the face of loss.

 
Sowohl der Film als auch das Lied sind absolut bezaubernd und habe mich beide auf ihre Art an Furthermore erinnert :)

 
Ich bin sicher, einige von euch haben es schon bemerkt: Die wachsende Begeisterung von Jugendlichen und Erwachsenen gegenüber Kinderbüchern. Viele fühlen sich angezogen von kreativen, knallbunten Traumwelten, einzigartigen und liebenswerten Charakteren und vor allem solche berührenden Themen wie Freundschaft und Familie, alles Dinge, die mehr und mehr an Bedeutung im YA Genre verlieren (jedenfalls kommt es einen so vor, wenn mal das drölftausendste Lovetrianlge ertragen muss). Und auch Autoren haben gemerkt, dass Middle Grade Bücher wahres Potenzial haben, so erschien im Spätsommer diesen Jahres von einer meiner liebsten YA Autorinnen Tahereh Mafi ein Middle Grade Buch, das farbenfrohen Spaß und Tiefgang versprach.


In Furthermore geht es um die zwölfjährige Alice, welche in einer Welt lebt, in der alles vor Farbe und Magie sprüht…nur sie selbst wurde komplett weiß und „farblos“ geboren, was sie zum Außenseiter und Opfer vieler Schikanen macht. Und als wäre dies nicht schon schlimm genug, verschwindet Alice‘ Vater, ihr einziger vertrauter, genau dann, als sie ihm am meisten bräuchte, und lässt sie zurück in einer Welt, in der es für sie keinen Platz zu geben scheint. Doch Alice sieht ihre Chance, endlich allen zu beweisen, was sie kann: Beim alljährlichen Surrender, einem wichtigen Talentwettbewerb. Doch natürlich kommt alles kann anders, als geplant.


Schon die ersten Seiten des Buches laden einen mit schönen Illustrationen und kecken Sprüchen ein, Alice‘ Abenteuer zu beginnen, und wer beim ersten Satz ankommt und dort auf Mafis wunderschön malerischen Schreibstil trifft, ist automatisch in der Geschichte gefangen. Und diese führt uns in eine Welt, wie man sie sich in einem Kinderbuch wünscht: In ein wunderschönes, fantasievolles, quietschbuntes Wunderland das auf der einen Seite viel zu überladen und fast schon zu viel scheint, aber genau dadurch einfach unglaublich magisch und so farbenfroh ist, dass es an ein modernes Alice im Wunderland erinnert und einen prompt zum träumen und weiterlesen einlädt.


Dieser Eindruck wird durch das farbenfrohe Charakterensemble und vor allem durch unsere Protagonistin, die passenderweise sogar Alice heißt, unterstützt. Ich glaube, Alice ist so ein typischer Kinderbuchcharakter, der einfach jedes kleine Kind anspricht, weil sich jeder in ihr wiederfinden kann. Denn Alice ist einfach so ein stures, verrücktes, unglaublich freches und gewitztes und neugieriges Mädchen, dass sich einige Leser an ihr eigenes kindliches Ich erinnern wird. Sie ist abenteuerlustig und so hungrig nach der Welt, komplett von sich überzeugt und trotzdem irgendwie unsicher. Aber vor allem ist alles sehr vielschichtig, zwar so konstruiert, dass viele Kinder sich gut mit ihr identifizieren können, aber dennoch nicht zu vage gezeichnet, sondern einfach mit viel Detailliebe charakterisiert und ein Charakter mit absoluter Vorbildfunktion, die Mafi gut umzusetzen weiß. 


Sowieso fährt Mafi mit einen richtig tollen Ensemble an Charakteren auf, die man allesamt liebgewinnt, und schafft es dabei ganz nebenbei PoC und disabled people mit einzubinden und damit Diversity zu schaffen, was ich sehr sehr schätze. Ein weiterer Aspekt, der hier erwähnt werden muss: Die wundervolle Freundschaft, die in diesem Buch zuhause ist und einfach so viele tolle Facetten aufweist, dass sich mein Herz einfach von oben bis unten erwärmt hat. Für diese Freundschaften liebe ich Middle Grade Bücher und ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mir wünschen würde, derart tolle Freundschaften auch in anderen Genres zu finden. 


Sowieso merkt man, dass Tahereh MAfi viele wichtige Aspekte in ihre Geschichte einbauen möchte, und so finden sich wirklich viele wichtige take-home-messages zwischen den Seiten ihres Buches. Mit viel Feingefühl werden mitunter sehr kontroverse Themen angesprochen, mitunter Rassismus, Vorurteile, (familiäre) Vernachlässigung, Drogenmissbrauch oder sogar Vegetarismus. Hier beweist Mafi großes Talent für Sensibilität und schafft es, gleichzeitig Bewusstsein zu schaffen, aber auch Mut zu machen und in ihre Story schöne Botschaften zu verpacken, die Kindern definitiv nicht vorenthalten werden dürfen, und sorgt damit dafür, dass man sich einfach wohlfühlt im Buch und ganz viel Spaß beim Lesen hat.


Und obwohl ich all diese Dinge wirklich genossen habe, gab es dennoch einige Aspekte, die meine Lesefreude getrübt haben. Denn auch wenn die Autorin es geschafft hat, eine wunderbare Welt zu kreieren mit tollen Charakteren und wichtigen Botschaften, fehlte es einfach vorne und hinten an einem Plot. Es gibt keinen richtigen roten Faden, keine wirklichen Handlungspunkte, was dazu führt, dass die Story nur so vor sich hin plätschert. Und das ist unendlich schade, denn Mafi hat so viele tolle Ideen, aber schafft es einfach nicht, diese in den richtigen Rahmen zu packen, und so passiert zwar wirklich viel im Buch, aber es ist teilweise unglaublich zusammenhangslos und wirkt dadurch leider sehr abgehackt und stellenweise irrelevant.


Besonders hat man dies beim Ende gemerkt, dass für mich leider auf so vielen Ebenen suboptimal gestaltet war. Es war viel, viel, VIEL zu hektisch abgehandelt und wo sich vorher viel Zeit für die Erklärung von Zusammenhängen und Beschreibungen genommen wurde, wurde hier alles viel zu schnell hingeschmiert. Es wirkte, als hätte die Autorin auf einmal Zeitdruck und schlichtweg keine Zeit mehr, das Ende entsprechend auszubauen. Viel zu schnell passierten eigentlich gravierende Dinge, die aber nicht erklärt oder einfach nur hingenommen wurden, vieles machte wenig Sinn und das Happy End, welches zwar von Anfang an klar war, war auch viel klischeehafter und vorhersehbarer, als ich es eigentlich erwartet hatte. Natürlich handelt es sich um ein Kinderbuch, aber das heißt nicht, dass jegliche Plotlogik und ein gut konstruiertes Ende irrelevant werden. Das fand ich persönlich wirklich schade.

Mit „Furthermore“ habe ich mich endlich der Begeisterungswelle für Kinderbücher angeschlossen und war fest davon überzeugt, dass Mafis Middle Grade Buch über ein farbloses Mädchen in einer knallbunten Welt mich verzaubern könnte. Und obwohl ich mich wirklich in das quietschbunte, zauberhafte Wunderland und die liebenswerten, vielschichtigen Charaktere verliebt habe und mit bewundern sagen muss, wie gut es der Autorin gelungen ist, wichtige gesellschaftliche Themen kindgerecht in ihrem Buch zu verarbeiten, so muss ich auch sagen, dass mich das Buch dennoch enttäuscht hat. Denn auch wenn Mafis Kinderbuchdebüt nur so vor Ideen sprüht, fehlt auf ganzer Linie eine passende Story und vor allem ein Rahmen für diese. Dies führt dazu, dass viel Potenzial verschenkt wird und in einem Ende ufert, welches mich wirklich sehr enttäuscht zurückgelassen hat. Deswegen kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben.

 

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