Dienstag, 12. Januar 2016

|Rezension| "Seraphina" von Rachel Hartman

Seraphina | Rachel Hartman | Random House Books | Englisch | Paperback | ca. 10€ | Kaufen?
  
Four decades of peace have done little to ease the mistrust between humans and dragons in the kingdom of Goredd. Folding themselves into human shape, dragons attend court as ambassadors, and lend their rational, mathematical minds to universities as scholars and teachers. As the treaty's anniversary draws near, however, tensions are high.

Seraphina Dombegh has reason to fear both sides. An unusually gifted musician, she joins the court just as a member of the royal family is murdered—in suspiciously draconian fashion. Seraphina is drawn into the investigation, partnering with the captain of the Queen's Guard, the dangerously perceptive Prince Lucian Kiggs. While they begin to uncover hints of a sinister plot to destroy the peace, Seraphina struggles to protect her own secret, the secret behind her musical gift, one so terrible that its discovery could mean her very life.

 
Haha, das Lied passt echt einfach mal null zu dem Buch, aber ich war einfach mal total in einem Adele Fieber am Wochenende, also musste es ja eines ihrer neuen Lieder werden xD Und kommt schon...es ist richtig schön oder?

 
And for the first time in hundred years the night came alive with the music of dragons, eines der berühmtesten Zitate aus Game of Thrones verpasst mir als großer Fan von Drachen immer eine Gänsehaut. Und obwohl ich immer auf der Suche bin nach Bücher, in denen Schuppen und Feuerspeichende Wesen ihren Auftritt bekommen, so selten klingt es mir doch, Bücher einzufangen, die mir nicht nur spitze Zähne vorgaukeln, sondern die mir am Ende auch mehr als Stummelflügel vorweisen können. Ich möchte endlich wieder Drachenbücher, die mich begeistern können…nicht nur mit den heißen Muskeln des nächsten Bad Boys, sondern mit blutigen Kämpfen, politischen Intrigen oder sogar etwas ganz neuem. Und nach viele, vielen Pleiten habe ich endlich mal ein Drachenbuch gefunden, von dem ich wenig erwartet habe…aber viel dafür viel mehr bekommen.


In dem Buch Seraphina geht es um das phantastische Land Goredd, in welchem Menschen und Drachen mehr oder weniger friedlich Koexistieren. Trotzdem gibt es immer wieder Streitigkeiten, Oppositionen auf beiden Seiten, und viele andere Dinge, die den Friedensvertrag auf Messers Schneide tanzen lassen. In dieser Welt lebt Seraphina, die halb Mensch und halb Drache ist, und vielleicht die Einzige sein könnte, die etwas gegen den bevorstehenden Krieg tun kann.

Zugegeben, eigentlich ist das eine schlechte Inhaltsangabe, aber eine, die es ziemlich allgemein fasst, und so wohl am wenigsten spoilert. Denn was glaube ich bei mir viel dazu beigetragen hat, dass mir dieses Buch so gut gefiel, war die Tatsache, dass ich etwas völlig anderes erwartet hatte, mich aber überraschend doll vom Buch auch anders überzeugen lassen konnte.


Die Story des Buches ist eigentlich ziemlich simple. Wir haben nicht tausende Regelungen oder ein kompliziertes Magiesystem, eigentlich macht es sich die Autorin sogar ziemlich einfach. Aber ich glaube genau das hat ihm geholfen, sicher zu stehen. Denn brauchen wir immer mehr, größer, weiter? Manchmal ist es vielleicht ganz gut zu wissen, dass nicht jeder ein Brandon Sanderson sein kann, und dementsprechend es vielleicht mal mit: Weniger ist mehr! Versucht, und damit aber überzeugen kann. In Seraphina haben wir die Drachen und die Menschen, und was anfangs leider ein bisschen polarisiert erscheint, entwickelt sich während der Story zu einem Bild, das am Ende viele verschiedene Schattierungen aufweisen kann, die hoffentlich im zweiten Teil noch weiter ausgebaut werden. 

 
Ich mochte es total, wie sich die Story auf die Politik gestürzt hat, auf Seraphinas Lebensgeschichte und ihr Geheimniss, auf das Land und einen Plot gegen den Friedensvertrag. Wir hatten gleichzeitig eine persönliche und eine politische Storyline, die beide aber gleichermaßen interessant und fein verwebt waren, sodass ich zu keiner Zeit gelangweilt war. Ganz im Gegenteil: Die Story war so geschickt gesponnen, dass sogar die Liebesgeschichte sich ganz geschmeidig eingefühlt hat, ohne überhaupt wen zu stören. Was wahrscheinlich auch daran lag, dass sie eher semi-präsent war.
Dass die Story so gut funktioniert hat, schreibe ich zu einem großen Teil den Charakteren zu. 

 Besonders Seraphina fand ich, ganz entgegen meiner Erwartungen, einfach klasse. Wenn es auch zuerst so wirkt, als würde sie sich in Richtung der Stereotypen Fantasyprota entwickeln, so hat es die Autorin doch geschafft, ihr Ecken und Kanten, Sympathie und Menschlichkeit zu verleihen. Man findet sich selbst in Seraphina wieder, und doch gibt es Dinge, die sie außergewöhnlich und spannend machen. Sie trifft rationale Entscheidungen und handelt ENDLICH mal nicht blind vor Liebe…aber begeht trotzdem kleine Fehltritte, die sie einfach menschlich machen. Sie ist nicht perfekt und will es auch gar nicht sein, und hat sie am Anfang noch das Selbstbewusstsein eines Verprügelten Hundes, so wächst auch sie an ihren Aufgaben, und nicht an einer seltsamen Liebesbeziehung, sodass auch sie am Ende dastehen kann, mit geraden Rücken und Selbstwertgefühl. Ich habe Seraphina richtig lieb gewonnen, nicht zuletzt auch durch den Stellenwert, den Musik durch sie in der Story eingenommen hat. Es gab so viele wunderschöne, musikalische Szene, die mich bewegt haben.


Aber auch die Nebenpersonen können sich allemal sehen lassen. Sie sind nicht perfekt, sie machen Fehler, aber die Autorin hält es Gott sei Dank nicht für nötig, diese in ein Drama Umschlagen zu lassen. Nicht jede Lüge endet in ewigen Hass und nicht jede Handlung bleibt unverzeihbar. Im Gegenteil, Hartman zeigt uns, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen, man aus diesem keinen Elefanten machen muss, sondern lernen muss, erwachsen damit umzugehen. Wir haben also Väter, die nicht mit dem Verlust ihrer Liebe klarkommen, einen Bastard, der sein Schicksal hasst und überall Anfeindungen vermutet, eine hoffnungslos naive Prinzessin, die sich unterschätzen lässt und viele mehr. Und sie alle machen eine Entwicklung durch, erzählen ihre Geschichten und lernen aus ihren Fehlern, so, wie es sein sollte.


Das Hauptaugenmerk des Buches liegt also auf den Charakteren, wir lernen sie kennen, und wir bekommen Zeit, uns an sie zu gewöhnen, wir bekommen Zeit, die Welt zu erkunden und zu verstehen, ihre Gesetzte…dabei bleibt die Story leider manchmal auf der Strecke und bekommt erst zum Ende hin richtig Fahrt. Wer also durchgängige Action sucht, der sollte für dieses Buch eine große Portion Geduld mitbringen, denn der Stein kommt nur langsam ins Rollen…aber ermöglicht es einem wenigstens, die Aussicht genau zu betrachten, bevor wir mit voller Geschwindigkeit den Hang hinuterpurzeln.
  
Insgesamt muss ich sagen, dass ich von Seraphina positiv überrascht worden bin. Das Buch war ein bisschen wie Spinatlasagne für mich. Ein Teil von etwas, was man sehr sehr gerne mag, aber von dem man oft in seiner Variation enttäuscht wurde. Und dann nimmt man doch den ersten Bissen, obwohl schon andere das Gesicht verzogen haben, und probiert das Gericht für sich selbst. Und zuerst kaut man auf dieser komischen Masse rum, kann es gar nicht richtig einordnen, braucht Zeit, sich daran zu gewöhnen. Aber dann au feinmal merkt man, dass es einem gut schmeckt, und man nichts anderes möchte, als seinen Teller leer zu essen, um sich dann Nachschlag zu holen. Also raus die Löffel und ran an das Buch, denn auch wenn es nicht eurem Geschmack entsprechen könnte, so lohnt es sich doch, dieses Rezept aus politischer Fantasy, tollen Personen und einer großen Prise Drachen auszuprobieren – auf Gefahr hin, dass es einem schmeckt. Ich vergebe 4,5 Sterne, welche ich gerne auf 5 aufrunde. 


1 Kommentar:

  1. Guten Morgen Kücki,

    Eine schöne Rezi mit sehr ansprechenden Vergleichen. Ich freue mich wirklich, dass dir dein Wichtelbuch so zugesagt hat. Ja und auch, dass du es so schnell gelesen hast.

    LG
    Steffi♥

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