Samstag, 22. April 2017

|Doppelte Kurzrezension| "Couchsurfing im Iran" von Stephan Orth / "Frühstück mit Elefanten" von Gesa Neitzel

Seitdem ich vor wenigen Wochen Meike Winnemuths Buch "Das große Los" gelesen habe und sowieso schon lange eine Weltenbummlerin mit einer riesigen Begeisterung für ferne Länder und andere Kulturen bin, beginne ich mehr und mehr, mich auch endlich der Reiseliteratur zuzuwenden, einem Buchgenre, welches ich sonst eher immer umgangen bin. Dies lag vor allem daran, dass ich den Focus vieler Reisebücher einfach nur wirklich gerne mochte. Wenn ich Reisebücher lese, dann möchte ich das Land nicht in Zahlen kennenlernen und möchte auch nicht irgendwelche Landschaften beschrieben bekommen, sondern ich möchte einfach mehr. Ich möchte sehen, wie es dem Reisenden während seiner Reise ergangen ist, wie er sich gefühlt hat, wie ihn seine Reise verändert hat, wie er verwirrt war, am Boden, himmelhochjauchzend, überrascht, ich möchte seine ganze Gefühlspalette sehen. Ich möchte die Menschen kennenlernen, denen er begegnet und möchte sehen, wie sie und ihre Kultur das Land, über das der Reisende schreibt, prägen. Ich möchte Geschichten hören, Erlebnisse, witzige Anekdoten und vor allem möchte ich ganz ganz viel Gefühl, vor allem das Gefühl, dass der Reisende für das, was er tut brennt.



Deswegen möchte ich heute gerne zwei Kurzrezensionen und gleichzeitig Buchempfehlungen aussprechen für 2 Reisebücher, die ich in den letzten Wochen gelesen und geliebt habe. Meine Nummer eins ist und bleibt natürlich "Das große Los", welches ich aber HIER schon ausfürhlich besprochen haben. Heute allerdings soll es um folgende Bücher gehen:



Couchsurfing im Iran | Stephan Orth | Malik Verlag | Deutsch | Klappbroschur | ca. 15€ | Kaufen?

 
Eine Bikiniparty in der Pilgerstadt Mashhad, eine Übernachtung neben dem Atomkraftwerk Bushehr, ein Sadomaso-Geheimtreffen in Teheran: Im Iran erlebt Stephan Orth Abenteuer, die kein Reiseveranstalter jemals in seinen Katalog schreiben würde. Als Couchsurfer tauscht er Hotel gegen Privatquartier und lernt das Land so von seiner ganz privaten Seite kennen. Denn hinter verschlossenen Türen fällt der Schleier und mit ihm die Angst vor den Sittenwächtern. Ob beim Rotwein-Besäufnis mit einem persischen Prinzen oder bei einem Wohnzimmer-Date mit versammelter Großfamilie, im stinkenden Schmugglerbus oder im rasenden Kleinwagen: Jede neue Begegnung fügt sich als Puzzleteil ein in das Gesamtbild eines Landes, dessen Realität komplett anders ist, als die Klischees vermuten lassen. Und schließlich werden noch zwei der letzten Geheimnisse aufgedeckt: wie die Einheimischen es anstellen, in einer Apotheke Wodka zu kaufen – und warum sie die unsägliche Popgruppe Modern Talking so lieben. Ein mitreißend erzähltes Buch über die kleinen Freiheiten und großen Sehnsüchte der Iraner.

 
Oh mein Gott, bei diesem Lied werden wirklich Israel Erinnerungen wach :'D Aber es hat wirklich gut zum Buch gepasst :)

 
Reiseziel Naher Osten ist denke ich in vielerlei Hinsicht ein sehr gespaltenes Thema: Zwischen denen, die sehr gerne dort hin reisen würden oder dies sogar schon tuen und denen, die sich tausend bessere Reiseziele vorstellen können liegt eigentlich nicht viel anderes, und das, obwohl wir an sich wirklich wenig über diese unglaublich vielfältige Region wissen. Abgesehen natürlich von dem, was wir aus den Nachrichten oder diversen Filmen kennen, tatsächlich kenne ich aber nur eine handvoll Leute, die persönlich schon einmal da war. Ich selbst hätte auch nicht gedacht, jemals diese Region zu besuchen, bis ich im Herbst 2015 einen Schüleraustausch nach Israel machte, mit meinem einseitigen Bild von dem Land dort hinreiste...und begeisterte wurde. Ich habe Israel und den kleinen Fleck Jordan und Syrien, den ich kennenlernen durfte, unglaublich ins Herz geschlossen und hoffe seitdem wirklich, dass ich bald wieder zurück in diesen Teil Erde reisen kann, um noch mehr dieser wunderbaren Ländern kennenzulernen.

Von daher hat mich "Couchsurfing im Iran" sofort angesprochen, als ich es damals bei Tasmin gesehen habe. Die Tatsache, dass sie das Buch wunderbar fand, hat mich schlussendlich dazu gebracht, das Buch endlich selbst zu lesen. Ein Glück, denn es war nämlich fantastisch! 

Was ich besonders an Stephan Orths Art und Weise von seiner Reise zu berichten schätzen wusste, war die Tatsache, dass er sich wirklich auf die Menschen fokussiert hat. Es ging ihm in erster Linie darum, die Iraner*innen kennezulernen, ihre Geschichten zu hören. Er ist nicht in den Iran gefahren, um auf Sightseeing-Tour zu gehen, um zu urteilen oder zu verstehen, sondern in erster Linie, um zuzuhören, um zu sehen und sich ein eigenes Bild vom Iran zu machen, den wir alle mehr oder weniger nur aus den Nachrichten kennen. Dabei fand ich es besonders schön, wie er mit unglaublich viel Offenheit und einer großen Protion Humor durch das Land reist und ein Bild von den Iraner zeichnet, dass mich sehr an meine israelischen Gastfamilien erinnert hat: Ein Bild von einem Volk, welches unglaublich herzlich und gastfreundlich ist, was sich nicht über ihre mehr oder weniger korrupte Regierung definieren lässt und das so unterschiedlich und wunderbar ist, dass man sie unmöglich all um einen Kamm scheren kann.

Natürlich betont Orth hier auch immer wieder, dass sich seine Erfahrungen auf eine ausgewählte Gruppe von Menschen beschränkt, die Englisch können und sich für den Westen interessieren und bereit sind, gegen das Gesetz einen Ausländer bei sich aufzunehmen. Trotzdem erzählt von einer so großen Vielfalt an Menschen, Lebensweisen und Ansichten, dass man das Gefühl hat, den Iran wenigsten im Ansatz in seiner Vielfalt kennenzulernen.

Dazu kommen seine unheimlich humorvollen Anekdoten und Geschichten über seine Trips in Städte im ganzen Land, viele Hinweise für Leser, die vielleicht selbst in den Iran reisen wollen und jede Menge farbenfroher Bilder, die gemeinsam mit seinem Bericht einen wunderbaren Kontrast zu dem Iran zeichnen, den wir aus den Nachrichten kennen: Lachende Iraner*innen, belebte (wenn auch smoggige) Großstädte und eine wunderbare Landschaft. All dies gebündelt ergibt eine wunderbares, warmherziges, humorvolles Buch, dass es nicht verpasst, an der einen oder anderen Stelle auch kritisch und ernst das erlebte zu reflektieren, aber in erster Linie ein Spaß macht, einen dazu anregt, über den Tellerrand zu schauen und natürlich unglaublich viel Fernweh bereitet! Dafür vergebe ich 5 Sterne

 


Frühstück mit Elefanten | Gesa Neitzel | Ullstein Extra | Deutsch | Klappbroschur | ca. 15€ | Kaufen?

 
Gesa Neitzel wagt sich von Berlin in den Busch. Ihr Ziel: die Ausbildung zur Safari-Rangerin in Afrika. Das bedeutet zwölf Monate in einem einfachen Zeltlager. Ohne Internet, ohne Badezimmer, ohne Türen — dafür aber mit Zebras, Ameisenbären und Skorpionen. Die Ausbildungsinhalte bestehen aus Fährtenlesen, Überlebenstraining, Schießübungen. Wie schlägt sich eine junge Frau in dieser fremden Welt? Kann sie sich auf ihre Instinkte verlassen? Funktionieren die eigentlich noch? Sie erzählt von atemberaubenden Begegnungen mit Elefanten und Löwen, vom Barfußlaufen durch die Savanne, von langen Nächten unterm Sternenhimmel — und von einem Leben, das endlich richtig beginnt.   

 
Zugegeben, das ist vielleicht nicht das passendste Lied, wenn es um Afrika geht, aber ich finde es wunderbar und es hat irgendwie auch sehr gut zu Gesas Geschichte gepasst.

 
Gelesen habe ich auch dieses Buch aufgrund von einer Empfehlung der lieben Tasmin :D Ich kann euch wirklich nur ans Herz legen, wenn ihr nach guten Buchempfehlungen sucht, besonders nach Reiseromanen, dann ist ihre Seite die richtige Adresse^^ Zum ersten Mal habe ich das Buch im Dezember letzten Jahres gelesen, aber seltsamerweise noch nicht rezensiert. Nun habe ich das Buch letzten Monat mal wieder rereadet und mich erneut in diesen wunderbaren Fernwehroman verliebt, da so viel mehr ist als das.

In diesem Buch erzählt Gesa Neitzel nämlich von ihrem unstillbaren Durst nach mehr, nach Abenteuer und Veränderung. Davon, wie sie in ihrem routinierten Leben in Berlin einfach nicht glücklich zu werden scheint und eine Veränderung braucht. Und daraufhin den unglaublich Schritt wagt, alles hinter sich zu lassen und nach Südafrika zu gehen, um Rangerin zu werden.

Ich liebe es, wie dieses Buch auf so vielen Ebenen einfach zum Träumen einlädt. Zum einen erzählt Gesa von ihrem Leben im Süden Afrikas, in Namibia und Südafrika und Botswana und Simbabwe und so vielen anderen wunderschönen afrikanischen Ländern, die nun mehr denn je zu vor mein Fernweh für sich beanspruchen. Sie erzählt von unglaublichen Safaris, fantastischen Sonnenuntergängen und einer Menge so unterschiedlicher aber wunderbarer Menschen, die man allesamt ins Herz schließt. Und dabei erreicht sie auch noch etwas ganz anderes: Denn bis zu einem gewissen Punkt bringt sie einem auch wieder dazu, Respekt vor der Natur und einem Leben zu haben, in dem man auch ohne Handy und fließend Wasser unheimlich glücklich sein kann.

Vor allem aber habe ich es geliebt, wie Gesa Neitzel einen zum Träumen einlädt. Wie sie einen den Mut macht, auch mal verrückt zu sein und seinen Ideen und Wünschen zu folgen, sich nicht entmutigen zu lassen, egal, wie absurd die Vorstellung scheint, es wirklich umzusetzen. Dabei erzählt sie nicht nur von den positiven Seiten, sondern schildert ihr Abenteuer der Rangerausbildung in Afrika in allen seinen Facetten, schafft es aber dabei trotzdem, einen das ganze Buch hindurch spüren zu lassen, wie unheimlich glücklich sie mit ihrer Entscheidung ist. Man merkt, dass Gesa Neitzel wirklich für das Leben in Afrika als Rangerin brennt, dass sie glücklich ist und mit ganzem Herzen das lebt, was sie uns in diesem Buch erzählt.

Ein wunderbarer Roman der ganz viel Fernweh macht und zum Träumen einlädt! 5/5 Sternen 

 

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