Mittwoch, 15. Februar 2017

|Gedankenkarusell| Ist es okay, problematische Bücher zu mögen?

 

Hallo ihr Lieben, heute möchte ich endlich etwas über dieses sensible Thema schreiben, welches mir schon sehr lange am Herzen liegt. Ihr habt vielleicht in den letzten Wochen und Monaten die Entwicklungen erlebt, die die gesamte Diversity Diskussion genommen hat. Es wurden Bücher mit problematischen Inhalt benannt und vor ihnen gewarnt, es wurden ownvoices books und gute Diversity Bücher beworben und gepusht, und all das fand ich wirklich wunderbar. Ich liebe es, zu beobachten, wie Diversity sich mehr und mehr seinen rechtmäßigen Platz in der Literaturwelt erkämpft, wie mehr und mehr Leser zu diverse books greifen und sich über Bücher mit potenziellem problematischen Inhalt informieren. Wirklich, das ist klasse, ich finde diese Entwicklung klasse und bin sehr froh darüber, ihr anzugehören.


Allerdings habe ich in den letzten Tagen und Wochen ein bisschen Bauchschmerzen bekommen. Der Grund dafür sind einige Artikel, die ich auf verschiedenen Blogs von Menschen gelesen haben, denen ich folge, weil sie meiner Meinung nach tolle Posts zum Thema Diversity schreiben. Allerdings handeln ihre neusten Posts nicht davon, muslimische Autoren zu empfehlen oder Bücher vorzustellen, die in Asien spielen. Sie handeln auch nicht davon, warum man ownvoices Autoren unterstüzen sollte, oder warum Diversity für sie wichtig ist. Nein, mir kommt es vor, als gäbe es eine Art neuen Trend, und zwar einen, der mir ein unwohles Gefühl bereitet. Nämlich das sogenannte "Calling Out" von problematischen Bücher. Hier möchte ich nocheinmal erwähnen: Ich bin absolut und in jener Hinsicht Pro-Diversity, bin froh, wenn diverse books mehr Aufmerksamkeit bekommen als problematische Bücher und versuche selbst, mehr und mehr problematische Aspekte in Büchern und bewusst zu benennen. Aber was ich in diesen Artikeln gelesen habe, hat mir das Herz den doch etwas in die Hose rutschen lassen. Hier ging es nämlich darum, dass es falsch ist, Bücher mit problematischen Aspekten zu mögen. Das es falsch ist, non-ownvoices Autoren zu unterstützen. Und hier möchte ich gerne einmal meine Gedanken niederschreiben und hoffe, dass ich nicht mit Steinen beschmissen werde, wenn ich dieses wacklige und sensible Thema anspreche. Ich kann nur nocheinmal vorweg sagen: Ich bin absolut für Diversity, halte rassistische, ableistische, homophobe oder andere Einstellung für falsch und absolut furchtbar. Aber trotzdem möchte ich dem Thema problematische Aspekte in Bücher ein bisschen differenziert gegenübertreten.

Zu allererst einmal stoße ich mich, und erfahrungsgemäß auch andere Blogger, mit denen ich diskutiert habe, an dem Begriff "problematisch". Was sind problematische Bücher, problematische Aspekte in Büchern? Das denke ich kann variieren, für mich zählt allerdings alles dazu, was potenziell Leser einer bestimmten Gruppe verletzen könnte oder ein ungesundes Bild einer Sache zeichnet. Seien es rassistische Bemerkungen, ungesunde und sexistische Beziehungen, Fat-shaming und whitewashing, homophobe Respräsentation oder einfach schlecht recherchierte Darstellung des Islams. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, die ein Buch problematisch machen können, manchmal mehr oder weniger einfach zu erkennen. Und was vor allem schwierig ist: Nicht für jeden gleich problematisch. Denn wir alle sind unterschiedlich, und was ich z.B. als ungesunde Beziehung sehe, die jungen Mädchen ein falsches Bild einer Liebesbeziehung zeichnet, findet der andere gerade diese Romanze gut, einfach, weil er sie vielleicht als Denkanstoß sieht. Oder ihn einfach unterhält.

Und hier kommen wir zu dem ersten Knackpunkt: Ist diese Person, die ein Buch trotz z.B. problematischer Beziehung mag, etwa eine schlechte Person? Ist sie gegen Diversity oder hält Emanzipation für etwas schlechtes? Wenn ich A Court of Mist and Fury mag, bin ich dann jemand, der ungesunde Beziehungen im realen Leben gutheißt? Wenn Harry Potter lesen, glaube ich dann an eine only-white-and-cishet Welt? Bin ich etwas das bzw. stimme ich all dem zu, was ich in einem Buch lese?

Hier muss ich, sowohl als Leser als auch als jemand, der gerne schreibt, nein sagen. Es mag vielleicht naiv klingen, aber ich glaube nicht, dass ein Leser oder Autor, alles, was er liest oder schreibt oder für gut befindet auch befürworten muss. Er muss nicht dem Gelesenen oder Geschriebenen oder Bewerteten zustimmen, muss nicht die gleiche Meinung vertreten und vor allem muss er nicht, weil er einen bestimmten Aspekt gelesen, geschrieben und für gut befunden hat, diesen auch selbst darstellen. Zum Beispiel glaube ich nicht, dass Sarah J. Maas es richtig findet, Menschen zu töten, und trotzdem ist Celaena eine Assasine. Ich glaube auch nicht, das Joanne K. Rowling ein rein weißes, heterosexuelles Weltbild hat, auch, wenn sie genau dieses in Harry Potter präsentiert. Gott, ich glaube selbst E.L.James würde sich nicht von ihrem eigenen Ehemann derartig degradieren lassen, wie sie es Mr.Grey mit seiner Freundin tun lässt. Und warum ist es nicht auch als Leser möglich, genau diesen Abstand zwischen Buch und Person zu schaffen? Ja, ich lese gerne Game of Thrones, aber ich verabscheue Vergewaltigungen und Krieg. Ja, auch ich habe gerne ACOMAF gelesen, auch, wenn ich selbst eine derartige Beziehung nicht führen wollen würde. Und so könnte ich mit noch vielen Büchern weitermachen. Denn auch, wenn viele Bücher einen großen Einfluss auf meine Gedankenwelt und Einstellung haben, bin ich trotzdem nicht, was ich lese. Oder nicht nur. Es gibt Dinge in Bücher, die ich nicht gut finde, aber die mich trotzdem nicht davon abbringen.

Um das zu erklären, muss ich allerdings zum zweiten Punkt kommen, den Jule sehr gut zusammengefasst hat: "Es geht nicht darum, problematische Aspekte aus Büchern zu verbannen, sondern sie zu erkennen, zu benennen und dann damit durch zu sein". Denn ich möchte auf keinen Fall sagen, dass wir problematische Aspekte in Büchern einfach ignorieren sollten, dass wir darüber schweigen sollten oder sie einfach gutheißen sollten, ohne nachzudenken. Denken ist hier ein gutes Stichwort. Denn die Natur oder der liebe Gott oder wer auch immer hat uns ein Gehirn gegeben mit mehr Synapsen als Sterne im Sonnensystem, mit denen wir denken können. Mit denen wir denken sollen. Denn das ist der Punkt, den ich so wichtig finde: Es geht darum, dass man problematische Dinge in Büchern erkennt, sie benennt und auch kritisiert, für sich entscheidet, dass es nicht richtig ist, aber an der Stelle in kleineren Fällen auch abschließt. Zum Beispiel finde ich es nicht gut, dass The Wrath and the Dawn mit einer Vergewaltigung beginnt. Ich finde das abstoßend und bin vehement dagegen, ein solches Verbrechen zu romantisieren. Allerdings gehört das Buch dennoch zu meinen Lieblingsbüchern. Denn ich liebe den Schreibstil, das World-Building und die Charaktere, habe mich in der Geschichte wohl gefühlt und mochte die Entwicklungen, die vor sich nahmen. Und trotzdem würde ich die Anfangszene jedes Mal wieder als falsch bewerten. Aber ist das nicht auch so in Ordnung? Dass ich einen problematischen Aspekt in einem Buch entdecken, ihn für falsch und problematisch befinden, dies in meine Rezension aufnehme, aber dennoch das Buch positiv bewerte, weil mir andere Aspekte gefallen haben? Sorge ich deswegen dafür, dass Vergewaltigungen weiter in Büchern aufgenommen werden, sorge ich dafür, dass es weiter problematische Aspekte und Sexismus in Büchern gibt, nur, weil ich in Renées Ahdiehs Reihe den Märchen und Orientsetting Aspekt mochte?

Hier beginnt der Punkt, an dem ich wirklich unschlüssig werde. Denn natürlich kann ich nicht leugnen, dass die Buchbranche trotz allem ein Business ist, und was sich verkauft, wird wieder verlegt. Dies sehen wir, wenn wir bedenken, wie viele BDSM Romane nach Fifty Shades of Greys Erfolgsverkauf aus dem Boden schossen. Natürlich beeinflusse ich mit jedem white romance Buch, welches ich kaufe, die Verlagsindustrie, signalisiere, dass sich solche Geschichten verkaufen, und bin vielleicht indirekt dafür verantwortlich, wenn dafür eine Diversity Geschichte abgelehnt wird. Und dies ist der Punkt, an dem ich mich schuldig fühle, wenn ich ein problematisches Buch trotz seiner problematischen Aspekte mag. Weil es gibt eindeutig auch Sachen, die ich nicht in Büchern sehen will, aber die trotzdem in einem Buch, welches ich mag, enthalten sind. Zum Beispiel will ich keine Vergewaltigungen mehr, die romantisiert werden. Aber habe ich nicht genau das Gegenteil gezeigt, als The Wrath and the Dawn von mir 4,5 Sterne bekam? Ich möchte außerdem mehr Diversity in Bücher, aber verhindere ich das, wenn ich einem Buch mit whitewash und ausschließlich heterosexuellen Charakteren, wie zum Beispiel Tinder, 5 Sterne gebe?

Ein anderer Punkt, der mich wirklich zum nachdenken und grübeln bringt, ist die Frage, ob man hier alle problematischen Aspekte gleich bewerten kann. Ich zum Beispiel habe schon oft über problematische Beziehungen, whitewash oder hetero-only Aspekte hinweggesehen, sie zwar als problematisch aufgefasst und dafür kritisiert, aber ihnen trotzdem manchmal noch eine gute Bewertung gegeben. Hat ein Buch allerdings Fremdenhass, Rassismus, starke Homophobie oder Runterspielung von Imperialismus zum Beispiel enthalten, war es meistens vorbei mit der guten Bewertung und ich konnte gar nicht mehr gefallen an dem Buch finden, fand es insgesamt einfach nur schlecht. Aber ist das gerechtfertigt? Ist es einem Autor nicht auch möglich, mit seinem Werk bewusst provozieren zu wollen? Schließlich leben wir in einer Welt, die auf problematischen Pflasterstaßen Zuhause ist. Ist es nicht möglich, dass ein Autor genau diese Probleme in seine Bücher einbinden möchte, um uns den Spiegel vorzuhalten? Sicher ist es möglich, dies nun auszuhebeln und zu sagen, dass man ja dann wohl um eine Auflösung am Ende bitten könnte, wie J.K. Rowling am Ende vom Harry Potter klarstellt, dass "Schlammblüter" ganz normale Hexen und Zauberer sind und diesen Begriff nicht verdienen. Oder wie Erik am Ende vom Phantom der Oper einsieht, dass keine Tat der Liebe durch Gewalt oder Zwang zu stellen ist. Aber ist ein Autor grundsätzlich rassistisch/homophob/ableistisch etc., wenn er eine solche Auflösung nicht tätigt? Oder will er uns vielleicht einfach selbst überlassen, die Problematik aufzuspüren und zu beurteilen? Will er uns vielleicht indirekt auffordern, selbst zu denken und nicht jeden Aspekt eines Buches gutzuheißen?

Natürlich muss man an dieser Stelle noch einmal unbedingt verdeutlichen, dass diese Argumentation, holprig, wie sie sein mag, definitiv nicht für alle Bücher gilt. Es gibt genügend Bücher, die problematisch sind, so problematisch, dass sie viele Leute verletzen, ein falsches Bild zeichnen und den Leser problematische Ideen vermitteln. Das sind Bücher, die wir ganz bewusst ausrufen müssen, die wir offen kritisieren und müssen und bei denen wir zeigen müssen, dass es Bücher sind, die man nicht gutheißen sollte.

Aber ist es denn nun okay, problematische Bücher zu mögen? Ich denke, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Was ich mit diesem Diskussionspost aber vor allem verdeutlichen möchte, ist, dass ich mir eine Community wünsche, in der es wieder möglich ist, offen über Bücher, die man mag oder auch nicht mag zu diskutieren, zu schreiben und zu schwärmen, ohne, dass man gleich einen Walk of Shame runterlaufen muss. Denn in erster Linie sind wir alle Leser, und wir lesen zur Unterhaltung, vielleicht um ein politisches Statement zu setzen, vielleicht aber auch nur, um ein bisschen den Alltag zu entfliehen, oder aber sogar, um uns weiterzubilden. Egal warum du liest, es ist okay. Denn solange du darauf achtest, Dinge, die für dich falsch sind, oder wo du glaubst, dass sie für andere falsch und verletzend sein könnten, zu benennen, anzusprechen und zu kritisieren, zeigst du, dass du ein Buch mögen kannst, ohne seine Problematik gutzuheißen. Dass du nicht blind alles hinnimmst, was du liest, sondern reflektierst, nachdenkst und dem Lesen einen Mehrwert gibst. Und wenn das nicht okay ist, dann weiß ich auch nicht.

Was ist eure Meinung zu dem Thema?

Erneuter Disclaimer: Ich möchte mit diesem Post keine rassistischen, homophoben oder ableistischen Bücher in Schutz nehmen, auf keinen Fall. Ich bin ein Diversity-Advocat, sehe problematische Bücher und wollte in diesem Diskussionspost nur einen Denkanstoß geben. 

4 Kommentare:

  1. Liebe Kücki,

    ich finde es wirklich schön dass du dir die Zeit genommen hast, deine Gedanken niederzuschreiben und mit uns zu teilen. Es ist, wie du schon sagst, ein schweres Thema bei dem man schnell etwas in den falschen Hals bekommen kann und sofort steht man dann als "Verachter" oder gar "Rassist" dar. Wirklich knifflig. Ich finde du hast das aber gut gemeistert und deine Message ist (bei mir zumindest) angekommen. :)

    Nur ganz kurz meine Meinung:
    Ich bin auf jeden Fall dafür das es "problematische Bücher" gibt, den unabhängig davon ob man als Leser der gleichen Meinung des Autors ist, ich denke man kann beim Lesen solcher Bücher sehr viel lernen. Neue Perspektiven entdecken und umdenken und das ist, finde ich, sehr wichtig. Gerade bei meiner eigenen Matura habe ich gemerkt, dass in der Schule verlangt wird, dass jeder gleich denkt - die gleichen Matheformeln kennt, die gleichen Fakten aufsagt und für eigene Gedankene, eigene Meinung ist da oft kein Platz. Das ist natürlich schade, aber ich kann auch verstehen, dass das nicht einfach durchzusetzen ist. Aber gerade deswegen ist es wichtig, dass gerade junge Leute das Denken von anderen erleben, Dinge anders betrachten und einen Einblick in Themen bekommen, die in der Schule oder in der Familie nicht besprochen werden. :)

    Alles Liebe,
    Jasi <3

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  2. Liebe Kücki,
    so ein toller Post, mit so vielen wunderbaren Gedanken! Mir war nicht bewusst, dass im Moment so viel über das Diversity Thema diskutiert wird. Ich bin wie du definitiv Befürworterin für Bücher, die anders sind und uns zu Themen führen, die uns bisher nicht bekannt waren, oder die niemand anspricht oder was schlicht und einfach ein Tabuthema ist. Ich bin dafür, Diversity Bücher mögen zu dürfen, weil, wie du auch sagst, das Lesen und die Gefühle dabei, meistens einfach Momentaufnahmen sind. Morgen hätte mich dieses Buch vielleicht mehr berührt als es das vor drei Wochen getan hätte. Wir sind was wir lesen, weil wir meistens das lesen, was uns interessiert. Aber eben nicht nur. Ich finde du hast das alles ganz schön in diesem Post zusammengetragen und stimme dir auch zu. Gerade auch Bücher die zB aus der Sicht eines Nazis geschrieben sind, finde ich grossartig. Oder sie können es zumindest sein - Schreibstil, Charaktere und noch so viel mehr spielt ja immer mit. Ich finde es unglaublich spannend, in eine andere Position zu kommen, Dinge aus neuem Blickwinkel zu sehen und etwas Neues zu lernen. Dafür sind Diversity Bücher da und ich finde es super, das es solche gibt. Manchmal ist ein Buch doch gerade darum gut, weil es eben so extrem in die "falsche" Richtung läuft und uns so anders vorkommt. Wir stimmen dem Inhalt vielleicht gar nicht zu, aber Gegensätze sind immer faszinierend (und auch erschreckend).

    Danke für deine Gedanken, hat mich sehr zum Nachdenken gebracht...
    Allerliebste Grüsse,
    Anaïs <3

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  3. Hallo liebe Kitty,

    vielen Dank für diesen nachdenklich stimmenden Post.

    Ähnlich wie du finde ich es fast übertrieben, wie sehr Bücher, die nicht vor Diversität strotzen, jetzt verdammt werden, auch wenn ich grundsätzlich Diversität absolut befürworte, gerade da ich Sexismus, Rassismus etc. hasse.
    Ich glaube, die wenigsten Autoren setzen sich hin mit dem erklärten Ziel, ein rassistisches, sexistisches und was nicht noch diskriminierendes Buch zu schreiben. Geht man auf die Websiten von Autoren, trifft man vielmehr oft offene Menschen, die sich für Rechte auch von Minderheiten aussprechen. Von daher denke ich, dass viele problematische Aspekte vielleicht gar nicht so gewollt waren bzw. unbewusst geschehen sind.
    Vielleicht sollte man den Fehler daher vielleicht viel eher bei der Gesellschaft suchen.

    Zum anderen sind viele Bücher eben noch vorrangig von der eigenen Kultur geprägt, und es gibt in Deutschland noch genug Gegenden, in denen man in einer rein weißen Umfeld aufwachsen kann, zumindest was die direkten Kontakte betrifft. Wenn also ein Autor versucht, sein eigenes Umfeld reflektierend darzustellen, ist das also eher ein Versuch von Authentizität und nicht bewusst rassistisch gemeint. Für Leser, die aber aus einer multiethnischen Umgebung stammen, sieht das dann anders aus.
    Vielleicht ist also eine sich unterordnende Frau gar nicht sexistisch gemeint, sondern eine Auffassung, die die Autorin leider als selbstverständlich erachtet, weil sie damit aufgewachsen ist. Wir fordern Diversität ja nicht, weil ihre Werte bereits selbstverständlich sind, sonst bräuchten wir das nicht. Aber muss ich gleich ein ganzes Buch schlecht finden, nur weil ein, zwei Stellen kritisch sind?

    Über fiktive Gewalt lässt sich sowieso streiten bis zum Abwinken, wobei Action oft auch erst durch eine gewisse Gewalt entsteht. Darüber lässt sich generell stundenlang diskutieren.
    Aber wird eine Vergewaltigung gleich romantisiert, nur weil sie in der Geschichte auftaucht? Oder ginge ihre Abwesenheit eher mit einem Verschweigen einher, obwohl das im Krieg doch leider eben doch traurige Realität ist - und nicht nur im Krieg?
    Wenn die Frau klein beigibt, ist das dann sexistisch oder nur ihr Charakter?

    Diversität ist nicht einfach schwarz und weiß, und es ist vor allem eine Entwicklung weg von konservativen Werten, die nicht über Nacht verschwinden. Die ersten Frauenrechtlerinnen glaubten auch noch, dass die Frau dem Mann unterlegen sei und keine Führungspositionen übernehmen sollte.
    Was ich mit meinen Gedanken oben ausdrücken will, ist nicht, dass ich sexistische/ homophobe/ rassistische Aspekte gutheiße. Aber ich glaube, dass vieles auch in Grautönen schimmert. Die zu reflektieren, darüber nachzudenken, was okay ist und was nicht und sich bewusst zu werden, dass ein Aspekt falsche Werte vermittelt, selbst wenn das nicht beabsichtigt war, dafür haben wir ein Gehirn.

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    1. Und ja, ich glaube, Bücher müssen einem die Moral nicht ins Gesicht knallen. Als Beispiel fällt mir Übrigens "Elias & Laia" ein, das ungewöhnlich brutal ist, was die Autorin aber gerade damit begründet, dass sie auf die Gewalt in der Welt aufmerksam machen will, und das bestimmt nicht, weil sie es gutheißt.
      Bücher reflektieren auf gewisse Weise immer unsere Gesellschaft wieder. Von daher sollten wir, statt diese Bücher zu verdammen, auch darüber nachdenken, wieso der Aspekt darin eigentlich auftaucht, wieso das nicht jedem ins Auge sticht und wieso der/ die Autor(in) das vielleicht sogar gar nicht beabsichtigt hat. Oder eben sogar beabsichtigt HAT, um es die Realität zu demonstrieren. Und den unproblematischen Rest zu mögen, bedeutet auch nicht, dass man den problematischen Aspekt unterstützt, sondern dass man den Rest würdigt.

      Und wie du sagst, einige Dinge werden auch von jedem anders empfunden.
      Was ich aber für falsch halte, ist, wenn sich der Trend dahin entwickeln würde, dass man übelst vorsichtig damit sein muss, was man schreibt, weil Leser es sofort rassistisch/ homophob/ usw. deuten WOLLEN. Wenn jeder dunkelhäutige Antagonist gleich rassistisch ist, denn wenn die Hautfarbe egal ist, dann gilt das in allen Punkten. Falls du verstehst, worauf ich hinaus will. :D

      Und wie du sagst, die Lösung ist eben einfach, selbst nachzudenken. Und darüber zu diskutieren.

      Tut mir leid, das ist jetzt ein bisschen lang geworden, aber dein Post hat einfach unheimlich viele Gedanken meinerseits dazu geweckt. :D Ich hoffe, es geht aus meinen Aussagen hervor, dass ich problematische Bücher nicht befürworte, aber denke, dass der Umgang ein wenig nachdenklicher ausfallen sollte, statt sie einfach nur für schlecht zu erklären. ^^

      Liebe Grüße
      Dana

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